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Uganda: Wege des Recyclings lernen

Meldung vom 14.03.2012

Immer wieder kommt es zu Umwelt-Skandalen in Schwellenländern, verursacht durch westlichen Konsum. Ob von Europa produzierter radioaktiver Giftmüll vor der Küste Somalias verklappt wird oder unser Elektronikschrott in Afrika abgeladen wird, das Phänomen äußert sich immer wieder in der gleichen Weise. Doch Uganda weigerte sich, zur Müllkippe für gebrauchte Elektronik aus Europa zu werden und verhängte vor drei Jahren einen Importstopp. Jetzt scheint das Recycling-System dadurch ins Stocken geraten zu sein.

Frank Mugisha ist wütend über seinen Toaster. „Erst vor zwei Monaten habe ich einen gekauft, der ist sofort kaputtgegangen“, empört er sich über die schlechte Qualität indischer und chinesischer Billigprodukte. Er beschwert sich in einem kleinen Elektronikladen im Zentrum von Ugandas Hauptstadt Kampala, doch der Inder hinter der Ladentheke würdigt ihn noch nicht einmal eines Blickes. „Schmeißen Sie ihn in den Müll“, meint er knapp.

Seitdem in Uganda die Mittelschicht stetig zulegt und Familienväter wie Mugishas sich nicht nur Autos und Eigenheime, sondern auch Toaster, Waschmaschinen, Computer und Fernseher kaufen können, wächst das Ausmaß des Elektroschrotts in Ländern wie Uganda täglich. Viele müssen die Erfahrung machen, dass asiatische Billigprodukte keine lange Lebensdauer haben. Auf den geschäftigen Märkten Kampalas konnte man bis vor drei Jahren noch gebrauchte Elektronikartikel aus Europa erstehen.

Doch dann wuchs bei der Regierung die Sorge, dass die Europäer möglicherweise ihren Elektronikschrott in Uganda verschachern könnten. Aus Westafrika waren damals durch Aktivisten wie Greenpeace solche Skandale aufgedeckt worden. Deswegen hatte Uganda 2009 als erstes Land Afrikas ein scharfes Gesetz gegen Elektroschrott erlassen.

Seitdem dürfen keine gebrauchten Elektronikartikel mehr eingeführt werden – selbst die gut funktionierenden, qualitativ hochwertigen europäischen Toaster, Wasserkocher oder gebrauchte Computer nicht. Seitdem stehen in Ugandas Elektronikläden nur noch Geräte aus Asien, die selbst neu kürzer haltbar sind als Second-Hand-Artikel aus Europa.

Bislang endeten nur die wenigsten Elektroartikel auf der gigantischen Müllkippe zwischen den Hügeln nördlich der Hauptstadt. Im Gegenteil, Uganda zeichnet sich bislang durch eine ausgeklügelte Wiederverwertungsgesellschaft aus: Sobald Toaster oder Fernseher kaputt gingen und nicht mehr zu reparieren waren, konnten sie für ein paar tausend Schillinge an einen Metall- und Elektrowarenhändler verkauft werden.

In kleinen Holzbuden und Wellblechcontainern zerlegten sie die Geräte sorgfältig in Einzelteile: Schrauben, Muttern und Kabel wurden herausgenommen, in kleine Kisten sortiert, wo sie auf den nächsten Kunden warteten. Als Rest blieb in der Regel lediglich das Plastikgehäuse übrig, das nicht wieder verwertbar ist.

Typisches Beispiel waren bislang die ausgedienten Computer. Selbst Giganten wie Microsoft hatten in Kampala sogenannte Refurbishing-Anlagen aufgebaut, in welchen sie aus Europa eingeführte, gut erhaltene, gebrauchte Computer reparierten und mit aktuelleren Teilen wieder aufstockten, die sie dann für wenig Geld feil boten: mit dem Aufkleber „Green Computer“ sowie eine Garantie von rund vier Jahren.

Doch all diese Firmen haben seit dem E-Schrott-Gesetz 2009 Konkurs angemeldet, weil sie keine gebrauchten Geräte mehr importieren dürfen. Die staatliche Umweltbehörde Nema will seitdem eine neue Elektroschrott-Verwertungs-Richtlinie festlegen, um zu verhindern, dass gefährliche Schwermetalle wie Quecksilber auf Ugandas Müllkippen landen. Doch bis heute ist sie nicht in Kraft getreten.

Der finale Entwurf der Richtlinien zeigt, wie es in Wahrheit derzeit um den Elektromüll im Lande steht: Es wurde festgestellt, dass Regierungseinrichtungen wie Ministerien, Schulen und Behörden die größten Elektroschrott-Erzeuger Ugandas sind. 75 Prozent der kaputten Computer, Drucker, Telefone und Schreibtischlampen landesweit türmen sich in Dachböden und Kellern von Regierungsgebäuden.

Dabei weiß Uganda, wie man den Müll verwertet und könnte auch den Nachbarländern Ruanda, Kenia und Tansania bei der Aufbereitung ihres Elektroschrotts unter die Arme greifen. Doch dafür muss das Importverbot für Elektroschrott aufgehoben und besser an die Bedingungen im Land angepasst werden.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Uganda, Recycling, Wiederverwertung, Müll, Elektronikmüll, Elektroschrott, Schwellenländer, Müllkippe, Kampala, Billigprodukte, China, Microsoft, Computer, Elektrowaren, E-Schrott-Gesetz, Import, Gebrauchtwaren, Aufbereitung, Reparatur, Green Computer, Konsum, Giftmüll, Quecksilber