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Haiti: Frauen in den Camps

Meldung vom 16.03.2012

In den hai­tia­ni­schen Flücht­lings­camps sind Frauen und Mäd­chen besonders oft der Gewalt ausgesetzt. Die Plastik– oder Stoff­planen der Zeltdörfer bieten keinen Schutz vor Beläs­ti­gungen und Überg­riffen. Manche werden ver­ge­wal­tigt. Opfer sexu­eller Gewalt haben sich nun zu einer Hilfs­or­ga­ni­sa­tion zusam­men­ge­schlossen, um den Lager­in­sas­sinnen beizustehen. „Frauen leben in den Camps unter schwie­rigen und ent­wür­di­genden Bedin­gungen“, berichtet Era­mithe Delva, ein Grün­dungs­mit­glied der Frau­en­kom­mis­sion Opfer für Opfer.

Sani­täre Infra­struk­turmängel zwingen die Frauen, lange Stre­cken bis zu den Toi­letten oder Bade­räumen zurück­zu­legen, was vor allem nach Son­nen­un­ter­gang ein hohes Risiko birgt. „Frauen haben Angst, sich im Dun­keln durch die unbe­leuch­teten Lager zu bewegen“, meint Delva. „Sie haben Angst davor, dass jemand in ihr Zelt ein­dringt, sie aus­raubt oder ver­letzt.“

Delva wirft der Regie­rung Passivität in diesem Bereich vor. Kon­krete Maß­nahmen, die sexu­elle Gewalt in den Camps zu bekämpfen, würden nicht ergriffen. „Als Basis­or­ga­ni­sa­tion, die in den Lagern Hilfe leistet, können wir keinen Wandel erkennen. Die meisten Men­schen, die durch das Erd­beben vom 12. Januar 2010 obdachlos wurden, leben noch immer unter grau­en­haften Bedin­gungen“, klagt sie.

Wohl aber konnte die Frauenorganisation mit Hilfe der Anwalts­ver­ei­ni­gung Bureau des Avo­cats Inter­na­tionaux (BAI) einige Täter vor Gericht stellen. Mündeten zwi­schen 2004, dem Grün­dungs­jahr ihrer Orga­ni­sa­tion, und 2010 gerade einmal zehn Ver­ge­wal­ti­gungs­fälle in einen Prozess, waren es in den darauf fol­genden Jahren 200 Fälle.

Auch wenn die Mehr­heit der Täter noch immer unge­straft davon­kommt, sind die Frauen stolz auf das, was sie erreicht haben. „Durch unsere Prä­senz in den Lagern und den Gemeinden wissen die Über­le­benden einer Ver­ge­wal­ti­gung, dass es uns gibt und wir für sie da sind“, sagt Era­mithe Delva. Dass sie ihre trau­ma­ti­schen Erfah­rungen mitteilten, sei an sich schon ein großer Erfolg.

Denn aus Scham verheimlichen viele Mäd­chen und Frauen die sexu­elle Gewalt, die ihnen angetan wird. Doch gibt es immer mehr, die sich der Frauenkommission anver­trauen und Rechts­mittel anfordern. Auch wurden für sie Schutz­häuser eingerichtet. „Hier sind sie sicher und können unsere Hilfs­an­ge­bote in Anspruch nehmen“, so Delva.

Die Orga­ni­sa­tion hilft auch den­je­nigen Frauen, die sich aus Not pro­sti­tu­ieren. Delva hat ein Buch über das Phä­nomen „Über­le­benssex“ verfasst. So nennt sie die Bereit­stel­lung sexu­eller Dienste gegen Nah­rung und Geld zum Über­leben. „Die meisten wenn nicht gar alle Frauen und Mäd­chen würden den Über­le­benssex sofort auf­geben, böte sich ihnen eine Alter­na­tive“, weiß die Akti­vistin. Die Organisation bietet den Frauen und Müt­tern, die Über­le­benssex prak­ti­zieren oder prak­ti­zierten, eine Chance zum Ausstieg.

Doch Delva zufolge benötigen diese Frauen weitaus mehr Hilfe. Um ihnen den Weg aus der Not zu ermöglichen, müssten sie auf Bil­dungs­an­ge­bote zurückgreifen können. Sie weiß von Mäd­chen, die sich pro­sti­tu­ieren, um ihre Schul­ge­bühren entrichten zu können. „Sie müssen aus den Lagern raus und in sicheren Häu­sern unter­ge­bracht werden“, verlangt sie. „Sie müssen beraten und medi­zi­nisch ver­sorgt werden. Und sie müssen einen Beruf erlernen, der sie wirt­schaft­lich unab­hängig macht.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „womblog.de, Nachrichten aus Südamerika“, www.womblog.de

Schlagwörter: Haiti, Camps, Zeltdörfer, Gewalt, Frauen, Vergewaltigung, Regierung, Frauenorganisation, Schutzhäuser, sexuelle Gewalt, Ausstieg, Bildung, Lager, Prostitution