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Afghanistan: Frauen unschuldig hinter Gittern

Meldung vom 30.03.2012

Hunderte Frauen sitzen in Afghanistan wegen sogenannter moralischer Verbrechen im Gefängnis. Ein jüngster Bericht von Human Rights Watch deckt erschütternde Menschenrechtsverletzungen auf. Weibliche Verbrechensopfer werden oft wie Kriminelle behandelt: Unschuldige Frauen sind hinter Gittern, etwa weil sie vor ihren gewalttätigen Ehemännern oder aus Zwangsehen geflohen sind. Die Menschenrechtler appellieren an die Bundesregierung, endlich zu intervenieren.

Das afghanische Justizsystem ist nach Angaben von Human Rights Watch (HRW) in Bezug auf Frauenrechte auf dem gleichen Stand wie zu Zeiten der Talibanherrschaft. Nach Darstellung der Menschenrechtler wurden landesweit etwa 400 Frauen und Mädchen wegen sogenannter moralischer Verbrechen weggesperrt.

Die Zustände seien zehn Jahre nach dem Sturz der radikalislamischen Taliban „schockierend“, gab die Organisation in einem vor wenigen Tagen in Kabul veröffentlichten Bericht an. Betroffene hätten demnach ausgesagt, sie seien vor gewalttätigen Ehemännern oder aus Zwangsehen geflohen. Obwohl im afghanischen Strafrecht kein Straftatbestand des „Wegrennens“ existiert, würden Hunderte Frauen ins Gefängnis geworfen, weil sie ihre Familien oder Ehemänner verließen. Polizei, Staatsanwälte und Richter zeigen kein Interesse an den Klagen von Frauen über Misshandlungen.

Trotz körperlicher Missbrauchsspuren würden die Frauen beschuldigt, zu lügen oder zu übertreiben. „Polizisten, vor denen ein Verbrechensopfer sitzt, sehen stattdessen eine Kriminelle“, meinte Heather Barr, die Autorin des Berichts. Selbst Vergewaltigungsopfer oder Frauen und Mädchen, die zur Prostitution gezwungen worden seien, würden mit Haft bestraft.

Die Frauen würden „häufig auf Grundlage von 'Geständnissen' verurteilt, die in Abwesenheit von Anwälten gemacht und die von Frauen 'unterschrieben' wurden, die weder lesen noch schreiben können und denen das Geständnis nicht vorgelesen wurde“. Ihre Haftstrafen seien häufig lang, „in manchen Fällen mehr als zehn Jahre“.

Einige der inhaftierten Frauen, die HRW interviewen konnte, gaben zu, sie hätten Angst, nach einer Entlassung von Familienangehörigen aus Gründen der „Ehre“ ermordet zu werden.

Die Regierung von Staatschef Hamid Karzai sei nicht ihren Verpflichtungen nachgekommen, eine Justiz gemäß international geltender Menschenrechtsstandards aufzurichten, erklärte HRW. Zwar begnadige Karzai immer wieder Frauen, die wegen „moralischer Verbrechen“ verurteilt worden seien. Das sei aber nicht genug, krisitiserte HRW-Expertin Heather Barr: „Es ist schön, dass er das macht, das gleicht aber die zugrundeliegende Ungerechtigkeit nicht aus.“

Die HRW-Frauenrechtsbeauftragte Gauri van Gulik forderte die deutsche Regierung auf, aktiv zu werden: „Die deutsche Regierung hat nicht zuletzt durch die Organisation der Bonn-Konferenz eine hohe Verantwortung, sich weiter intensiv für die Frauen in Afghanistan einzusetzen“. Stattdessen habe Berlin „das Interesse an dem Thema verloren“. Das alleinige Interesse bestehe nur noch aus dem Truppenabzug der NATO-Einheiten und der Bundeswehr.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de

Schlagwörter: Afghanistan, Frauen, Gefängnis, Menschenrechte, Haftstrafe, Urteil, Unschuldig, Moralische Verbrechen, Verbrechensopfer, Justiz, Talibanherrschaft, Ehemänner, Ehrenmord