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Afghanistan: Die Razzia steht nur noch Afghanen zu

Meldung vom 10.04.2012

Bisher galten die nächtlichen Razzien der ISAF in Afghanistan als eine sensible militärische Operation, bei der die Amerikaner sich Hoheitsrechte eingeräumt hatten. Nun übergeben die USA diesen Einsatzbereich in die Hände der Afghanen. Dies ist ein starkes Signal der Wende. Bei Spezialoperationen der internationalen Truppen in Afghanistan wird künftig nichts mehr ohne Zustimmung der Regierung in Kabul in die Wege geleitet. Das wurde in einem neuen Abkommen festgehalten. Für Razzien zur Ergreifung von Taliban in Wohnhäusern sind nicht mehr US-Soldaten zuständig, sondern Afghanen.

Es ist ein folgenreiches Abkommen, auf das sich der Oberkommandierende der ISAF- und US-Streitkräfte in Afghanistan, General John Allen, und der afghanische Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak nun geeinigt haben. Zwar können die amerikanischen Soldaten die Suche nach Terroristen und radikalen Taliban auf afghanischem Boden weiterhin planen. Doch künftig geht nichts mehr, ohne dass afghanische Offizielle die Spezialeinsätze – vor allem nächtliche Razzien – kontrollieren und ihre Zustimmung dazu geben. Und selbst dann wird Zurückhaltung gefordert.

In den US-Medien wird dieses Abkommen breitflächig diskutiert. Vor allem wurden Fragen laut, ob die sogenannte „Afghanisierung der Sondereinsätze auf afghanischem Boden“ sämtliche amerikanischen Fähigkeiten betrifft und was sie angesichts der enormen regierungsinternen Korruption bedeutet.

Generell geht es in dem Abkommen darum, dass eine afghanische Überprüfungsgruppe eine Spezialoperation absegnen muss, bevor sie von den internationalen Schutztruppen der ISAF in die Tat umgesetzt werden kann. Daneben soll Afghanistans Verteidigungsminister Wardak eine neue bilaterale Gruppe befehligen. Sie soll auftretende Meinungsverschiedenheiten bearbeiten und schlichten.

Ob dieses Abkommen auch die Einsätze von unbemannten, aber bewaffneten US-Drohnen abdeckt, ist unklar. Afghanistans Präsident Hamid Karsai hat zuletzt angesichts immer wieder auftretender ziviler Opfer harte Kritik an dem Drohneneinsatz geäußert.

Fest steht auf alle Fälle: Ab sofort dürfen ISAF und US-Oberkommando auf der Suche nach Terroristen und aufständischen Talibanführern keine Razzien in Wohngebieten mehr durchführen, ohne dass afghanische Offizielle dies vorher ausdrücklich gebilligt haben. Bejahen sie das geplante Ziel, dürfen nur afghanische Spezialkräfte die Privathäuser betreten. Navy Seals und andere internationale Sondereinsatzkräfte dürfen sich während der Operation in der Nähe aufhalten. Sie dürfen aber erst direkt intervenieren, wenn sie von den Afghanen angefordert werden.

Im Laufe des vorigen Jahres wurde knapp ein Viertel aller Spezialoperationen in Afghanistan bei Nacht durchgeführt: rund 2.200. Das hatte General Allen dem Verteidigungsausschuss des US-Senates im März mitgeteilt. Hinzugefügt hatte er, dass „die Amerikaner bei neun von zehn dieser nächtlichen Razzien keinen einzigen Schuss abgefeuert“ hätten. Dafür habe man „in rund 50% Prozent der Fälle die gesuchte Person aufgegriffen oder ausgeschaltet“ und dazu oft auch noch den jeweils nächsten Verbündeten dieser Person. Die afghanische Ablehnung der Razzien war zuletzt immer heftiger geworden, obwohl 97 Prozent in amerikanisch-afghanischer Zusammenarbeit stattfanden. Auch deshalb geht die Verantwortung für die Durchführung jetzt ganz auf die Afghanen über.

Der US-Botschafter in Afghanistan, Ryan Crocker, stufte das Übereinkommen als „wichtige Illustration der Partnerschaft“ ein. Man arbeite Schritt für Schritt daran, dass der Übergang bis zum Truppenabzug 2014 „nicht abrupt“ erfolge. Stattdessen sei man „auf einem Weg mit klaren Zielen und Schritten, um die afghanischen Fähigkeiten aufzubauen“, um bald allein für die Stabilität und Sicherheit des Landes zu sorgen. Der Chef der ISAF- und der US-Truppen in Afghanistan würdigte derweil „das außerordentliche Tempo, das die afghanische Spezialeinheit entwickelt“ habe. Sie sei zusammengesetzt, so General Allen, „aus mutigen und fähigen Leuten“.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ARD-Nachrichten online“, ard.de

Schlagwörter: Afghanistan, Razzia, Razzien, ISAF, General John Allen, Abdul Rahim Wardak, Verteidigungsminister, Nachteinsätze, Durchsuchung, Privathäuser, Sondereinsätze, Wohnhäuser, Zivilisten, Taliban, US-Drohnen, Afghanen, Abkommen, Abzug, Truppenabzug, 2014, Afghanisierung