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Südafrika: Tanzen im Township

Meldung vom 16.05.2012

Katlehong gilt als eines der bevölkerungsreichsten und berüchtigtsten Townships bei Johannesburg. Wer dort zur Welt kommt, hat wenig Möglichkeiten, dem Elend zu entkommen. Offiziell ist dort jeder Zweite unter 25 arbeitslos, die Schulen sind unterbesetzt und haben eine schlechte Ausstattung. Kriminalität, Aids und Drogen gehören dort zum Alltag. Aus diesem Sumpf stammt „Via Katlehong“, eine Tanz-Kompanie, die sich darum bemüht, Jugendliche von der Straße zu holen. Heute genießt die Truppe internationalen Bekanntheitsgrad.

Das kleine Klassenzimmer platzt beinahe vor Energie. Rund ein Dutzend junge Männer und vier junge Frauen wärmen sich fürs Tanztraining auf. Rhythmisch stampfen sie mit ihren Turnschuhen auf den Boden, klatschen in die Hände, reißen die Arme in die Höhe. Das Training läuft diszipliniert ab, keiner tanzt aus der Reihe.

Die Schritte werden schneller, die Abfolgen verzwickter. Einigen jungen Tänzern tritt der Schweiß auf die Stirn. „Woza!“ – „Na los, kommt schon!“ – feuert ihr Trainer sie an, der in der ersten Reihe pfeifend den Takt angibt. Steven Faleni ist ein durchtrainierter 31-jähriger, professioneller Tänzer und einer der Leiter des Ensembles „Via Katlehong“.

Durch harte Arbeit hat er die Truppe aus dem gleichnamigen Township bei Johannesburg auf internationale Bühnen etabliert. Wenn sie nicht auf Tournee sind, fördern sie zuhause talentierte Jugendliche.

„Die meisten dieser jungen Tänzer, die wir in unser Trainingsprogramm aufgenommen haben, träumen von einer internationalen Tanzkarriere. Aber das ist nicht unser Hauptziel. In erster Linie geht es darum, die Kids von der Straße zu holen, zu vermeiden, dass sie kriminell werden. Das Tanzen hilft ihnen, das, was sie erleben, zu verarbeiten und Abstand zu ihren Problemen zu bekommen“, sagt Faleni.

Manche kommen aus zerbrochenen Familien. Einige haben Hunger, viele kämpfen mit Schwierigkeiten in der Schule. Der Tanz ist aber mehr als nur ein Weg, sich körperlich abzureagieren. Es werden auch Werte wie Disziplin und gegenseitiger Respekt vermittelt. Das ist die Hauptaufgabe der Nachwuchsförderung von „Via Katlehong“.

Auf der Warteliste stehen viele interessierte Jugendliche, die nicht mehr aufgenommen werden können. Denn Kulturangebote wie dieses sind selten. Das Tanztraining an mehreren Nachmittagen in der Woche sei ein echter Hoffnungsschimmer im sonst eher traurigen Township-Alltag, unterstreicht die 21-Jährige Lebohang Mokoena.

„Wenn ich tanze, dann vergesse ich alles um mich herum. Alles, was mir sonst auf die Nerven geht, oder mich ärgert. Beim Tanzen kann ich all das rauslassen und ausdrücken, wie es mir im Moment geht. Für mich ist das eine große Hilfe. Denn gerade für uns junge Leute ist das Leben im Township wirklich hart. Die Regierung scheint das nicht zu interessieren“, sagt sie.

Dieser Alltag, der tägliche Überlebenskampf, drückt sich auch im Tanzstil aus, den die Jugendlichen hier erlernen. Extrem schnelle Bewegungen und ein wacher Geist sind ihre Besonderheit. Einige gebrauchten diese Fähigkeiten für kriminelle Machenschaften, doch längst nicht alle. Diese Schnelligkeit und Findigkeit war einfach vonnöten, um unter den widrigen Umständen im Township zu überleben.

Diese Tradition setzt „Via Katlehong“ kreativ um. Flink tanzen die Füße der Jugendlichen über den abgenutzten Linoleumboden. Kurz vor der Dämmerung neigt sich das Tanztraining dem Ende zu. Verschwitzt aber mit glücklichen Gesichtern gehen die Jugendlichen auseinander. Alle wohnen in Katlehong. Die genaue Einwohnerzahl ist unbekannt, sie beläuft sich ungefähr auf eine halbe bis eine Million Menschen.

Am Abend beraten sich die drei Leiter noch über die Zukunft der Truppe. Sie würden sie gerne weiterentwickeln, am liebsten mit der Förderung der Regierung, die nun endlich erstes Interesse gezeigt hat. Ihr Traum ist eine offizielle Ausbildungsstätte für Tänzer, ein reiches Kulturangebot für Jugendliche, eine langfristige Perspektive für die die vielen Talente aus den Townships, von denen heute noch die meisten ins Elend abdriften.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandfunk“, dradio.de

Schlagwörter: Südafrika, Tanz, Truppe, Township, Katlehong, Via Katlehong, Kids, Arbeitslosigkeit, Aids, Gewalt, Kriminalität, Kultur, Training, Ausbildung, Tänzer, Elend, Überlebenskampf, Jugendliche, Talente, Tanztraining, Johannesburg, Bühne, Tanz-Kompanie