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Afghanistan: Mit einer Karzai-Tasche shoppen gehen

Meldung vom 18.05.2012

Immer wieder gibt es auch in Afghanistan Hoffnungsschimmer. Eine Ledermanufaktur in Kabul stand kurz vorm Bankrott, da entdeckten zwei Entwicklungshelfer das Unternehmen und kamen mit einer neuen Geschäftsidee. Sie gründeten das Berliner Label „Gundara“, das Taschen entwirft und sie dann in der Kabuler Ledermanufaktur nähen lässt. Eine Erfolgsgeschichte, die sich jenseits von Terror und Krieg abspielt.

Für Mohamad Yaqub war es wie ein Wunder, als die zwei Berliner in seinem Laden erschienen, im Februar 2009, genau einen Tag, nachdem seine älteste Tochter an den Folgen einer Krankheit starb. Die beiden Deutschen hatten die Idee, einen Katalog zu entwerfen, mit Taschen, die in seiner Ledermanufaktur in Kabul genäht werden sollten. Er hat damals auf die Schnelle nicht alles erfasst, was die beiden genau wollten, doch das änderte sich bald. Inzwischen hat sich sein Betrieb so stabilisiert, dass er seine sechs Kindern wieder mit Geschenken zum afghanischen Neujahrsfest überraschen kann.

Gunda Wiegmann und Jean Amat Amoros haben Mohamad Yaqubs Ledermanufaktur Auftrieb gegeben. Die beiden waren für Entwicklungshilfeorganisationen am Hindukusch tätig. Wiegmann besuchte eines Tages die Manufaktur von Herrn Yaqub, viel Auswahl boten die Regale damals nicht. Sie kann wie ihr Freund die Landessprache Dari und erkundigte sich, ob er auch eine Tasche nach ihren Wünschen fertigen könne. Er bejahte. Die 33-Jährige ließ sich einige Taschen herstellen, nach eigenen Entwürfen. „Ich war schon immer kreativ und nähte gerne“, ergänzte die Politologin. Ihr Freund hatte dann die Idee, einen Katalog zu machen, aus dem Bekannte Taschen bestellen konnten – entworfen von Gunda Wiegmann, genäht in Yaqubs Laden.

Wir wollten zeigen, dass in Afghanistan nicht nur Krieg herrscht. Wir wollten zeigen, dass man dort auch schöne Sachen produzieren kann“, sagt der 36-jährige Geograf begeistert, der für Nichtregierungsorganisationen arbeitet. Seine Freundin, Mitarbeiterin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, ergänzt, in der Manufaktur sei sie nie auf Kunden gestoßen. „Wir wollten helfen, etwas in Gang zu bringen“, sagt sie.

Entwicklungshilfe war dabei nicht das ausschließliche Ziel. „Es ging von Anfang an auch um Profit, denn das schafft Anreize auf beiden Seiten“, weiß Wiegmann. Rund 30 Prozent des Preises, den deutsche Kunden für die Taschen aus Afghanistan zahlen, kommt den Produzenten zugute. Inzwischen haben Wiegmann und Amoros unter dem Label Gundara, das sich als soziales Unternehmen identifiziert, 750 Taschen verkauft und gut 20.000 US-Dollar nach Afghanistan transferiert und so zehn Familien ein zusätzliches Einkommen beschert.

Zu Sowjetzeiten hatte Yaqub seine Taschenfabrik eröffnet, dann ergriff er die Flucht vor den Taliban nach Pakistan. Jetzt kehrte er nach Kabul zurück und hat mit drei Mitarbeitern eine Manufaktur gegründet – gegenüber der indischen Botschaft. Zweimal wurden dort Selbstmordattentate verübt, die Manufaktur wurde beschädigt. Seitdem ist die Straße gesperrt, was aber auch bedeutet, dass sich nur selten Laufkundschaft zu Herrn Yaqub verirrt.

Doch der Laden boomt. Wiegmann und Amoros haben von Berlin aus einen Onlineshop gestartet. Auf der Homepage bieten sie 70 Taschenmodelle aus Leder an, die meisten kosten um die 60 Euro. Das naturbelassene Ziegenleder stammt aus Masar-i-Sharif, wo es viele Gerbereien gibt, das gefärbte Schafsleder wird aus Pakistan eingeführt. Ein Renner ist auch die so genannte Karzai-Tasche. Die wurde neben Leder auch aus Chopan-Stoff gefertigt, aus dem die traditionellen Mäntel sind, in die sich der afghanische Präsident so gerne hüllt.

Die Berliner lassen sich jetzt drei bis vier Mal im Jahr von Herrn Yaqub beliefern und haben das meiste vorrätig. Nur der Transport steckt noch in den Kinderschuhen. Die afghanische Post trennte immer wieder Nähte der Taschen auf, um sie nach eingenähten Drogen zu überprüfen, deshalb haben Wiegmann und Amoros einen andern Paketdienst beauftragt. Pro Kilo kostet der Versand 15 Dollar – zum Vergleich: aus dem benachbarten Pakistan würde der Versand nur 3,50 Dollar kosten.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Rundschau“, FR-online.de

Schlagwörter: Afghanistan, Leder, Taschen, Leder-Manufaktur, Entwicklungshilfe, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Kabul, Geschäftsidee, Joint Venture, Entwicklungshelfer, Onlineshop, Ziegenleder, Marsar-i-Sharif, Transport, Post, Kunden, Hamid Karzai, Taschenfabrik