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Äthiopien: Mit Moskitonetzen und Chinin die Malaria besiegen

Meldung vom 24.04.2012

In Äthiopien leben Millionen Menschen immer noch in der Angst, den nächsten Fieberschub nicht zu überleben. Nun hat das Land der Malaria den Kampf angesagt. „Die ersten Symptome hatte ich vor zehn Jahren: Mein ganzer Körper hat gezittert, ich hatte schreckliche Kopfschmerzen und Fieber“, erinnert sich Abebaw Belai. Ihm sei sofort klar gewesen, dass er Malaria habe. Der 45-Jährige, der sich seinen Lebensunterhalt als Wächter verdient, versucht zu lächeln, aus seiner Stimme aber ist die Sorge herauszuhören: „Die Krankheit kommt jedes Jahr wieder. Und jedes Mal habe ich Angst, dass ich daran sterben werde.“

Der 25. April ist Welt-Malaria-Tag. Im ostafrikanischen Äthiopien ist diese Infektionskrankheit am weitesten verbreitet – auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen seit einiger Zeit rückläufig ist. Nach einem Bericht des Kinderhilfswerks Unicef aus dem Jahr 2007 ist die Seuche in 20 % aller Todesfälle die Hauptursache bei Kindern unter fünf Jahren.

Laut Dereje Muluneh, Malariaexperte bei Unicef, sind 75 % der Gesamtfläche Äthiopiens als Ansteckungsgebiet ausgewiesen. In diesen Risikoregionen leben 68 % der Bevölkerung. Nur die Gebiete im Hochland, die mindestens 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegen, sind frei von Malaria, so auch die Hauptstadt Addis Abeba.

Aber Belai wurde auf dem Land geboren. „Da, wo ich herkomme, gibt es keine Ärzte. Da ist es völlig normal, an Malaria zu sterben“, erzählt er. Er selbst ist noch am Leben, weil er mit seiner Familie in die Stadt Bahir Dar am Tana-See gezogen ist und bei jedem Malaria-Schub direkt eine Klinik aufsuchen kann, wo er unter anderem überlebenswichtige Medikamente mit dem Wirkstoff Chinin bekommt. Auch seine Frau und eine seiner beiden Töchter sind von der Seuche betroffen.

Wer im Norden Ähtiopiens nach Malaria-Kranken Ausschau hält, braucht nicht lange zu suchen. „Ich kenne eigentlich niemand, der sie nicht hat“, erklärt die Köchin Yirbab Esubalow. „Die Krankheit ist wirklich sehr schlimm, besonders die Kopfschmerzen sind fast unerträglich.“ Um ihren kleinen Sohn vor diesem Schicksal zu beschützen, hat sie entsprechend vorgesorgt: Der Fünfjährige schläft unter einem imprägnierten Moskitonetz. Ihre Hütte versucht die 24jährige so sauber wie möglich zu halten und in der Regenzeit Wasseransammlungen zu vermeiden, in denen die Stechmücken bevorzugt ihre Eier ablegen.

In der Vergangenheit traten schwere Epidemien zyklisch alle fünf bis acht Jahre auf. 2003 gab es die letzte große Malaria-Epidemie mit über 16 Millionen Erkrankten – sechs Millionen mehr als in einem „normalen“ Jahr. In nur neun Monaten fielen rund 114 000 Äthiopier der Krankheit zum Opfer.

Die verbreitetsten Malaria-Arten in Äthiopien sind die Malaria tertiana (ausgelöst durch den Erreger Plasmodium vivax) und die hoch gefährliche Malaria tropica (Plasmodium falciparum). Die Anopheles-Mücke selbst ist nicht primär Auslöser der Krankheit, sondern ein winziger Parasit, ein Plasmodium, das über die Speicheldrüsen der Moskitos in die Blutbahn des Menschen gelangt.

Seit Jahren versuchen zahlreiche Organisationen, die Malaria in Äthiopien in den Griff zu bekommen. Dank unermüdlicher Aufklärung und Anleitung im Hinblick auf gesündere Ernährung und die notwendige Hygiene zeigen sich bereits erste Erfolge. Darüber hinaus wurden seit 2005 landesweit Millionen von Moskito-Netzen verteilt, die mit Insektiziden behandelt sind. Diese Aktion, von der äthiopischen Regierung in Zusammenarbeit mit dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GF) und der Weltbank durchgeführt, hat bereits vielen Kindern das Leben gerettet.

Nach Angaben des GF-Malaria-Experten Scott Filler zeigen jüngste Studien einen Rückgang sowohl bei der Zahl der Erkrankungen als auch der Todesfälle. Filler vermutet, dass „die Gründe hierfür klimatisch bedingt sein können, am ehesten aber in der aggressiven Aufstockung der Interventionen zu suchen sind.“ Mehrere hundert Millionen Dollar hat allein der GF in den letzten Jahren für die Malaria-Bekämpfung am Horn von Afrika zur Verfügung gestellt. Nun rüstet sich auch die Regierung in Addis Abeba: Mit Hilfe eines nationalen strategischen Fünf-Jahres-Plans will Äthiopien die Seuche bis 2015 weitgehend ausrotten. Wo sie weiterhin auftritt, soll durch umfassende Vorbeugungs- und Behandlungs-Maßnahmen gesichert werden, dass die Betroffenen überleben.

Der Student Endale Atanaw hofft sogar, die Krankheit inzwischen überwunden zu haben. „Ich hatte vor zwei Jahren den letzten Schub, seitdem geht es mir gut“, so der 20jährige Nordäthiopier. „Früher habe ich schlecht gegessen, aber heute achte ich darauf, mich gut zu ernähren und sauberes Wasser zu verwenden. Ich glaube, das hält mich gesund.“ Seine Mutter hatte nicht so viel Glück – sie erlag vor zehn Jahren einem Malaria-Anfall.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Hamburger Abendblatt“, abendblatt.de

Schlagwörter: Äthiopien, Moskitonetze, Chinin, Malaria, Welt-Malaria-Tag, Infektionskrankheit, Seuche, Addis Abeba, Tana-See, Stechmücken, Epidemie, Plasmodium, Anopheles-Mücke, Hygiene, Insektizide, Globaler Fonds, Aids, Tuberkulose, Horn von Afrika, Fünf-Jahres-Plan, Nord-Äthiopien, Unicef