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Indien: Der „Schneewittchenwahn“ – Nur eine Braut mit weißer Haut

Meldung vom 25.05.2012

Weiße Hautfarbe ist in Indien sehr begehrt. Dieser Trend ist mehr als ein Schönheitswahn – er beeinflusst die gesamte Zukunft junger Inder. Millionen von Inderinnen tun alles, um ihre Haut zu bleichen. Ein hellerer Teint vergrößert die Chance, einen Job zu finden – und einen Ehemann. Dabei scheut die Industrie nichts, um ihre Bleichungsmittel zu vermarkten.

Hellhäutig – so muss die künftige Braut sein. Dies ist in fast jeder Heiratsanzeige zu lesen, die an den Wochenenden Indiens Zeitungen füllen. Auch fast 65 Jahre nach Abzug der britischen Kolonialherren hat sich nichts geändert an der Besessenheit des Subkontinents von weißer Haut.

Diese ist nicht nur für die Heirats-, sondern auch die Jobchancen oft entscheidend. Millionen Inderinnen quälen sich regelmäßig mit Bleichcremes, um einen hellen Teint zu erzielen, obgleich nicht einmal gewährleistet ist, dass Pasten und Masken überhaupt wirken und obendrein viele gefährliche Chemikalien wie Quecksilber enthalten sollen. Doch nichts kann diesen Wahn stoppen.

Während sich viele bleiche Westler an den Stränden dieser Welt bräunen und Hautkrebs, Falten sowie Lederhaut riskieren, können auch alle Warnungen von Hautärzten die Menschen in Indien nicht vom Griff zur Bleichcreme abhalten.

Allein in Indien soll der Markt weit mehr als 400 Millionen Dollar betragen – mit steigender Tendenz. Inzwischen ist es kaum mehr möglich, noch Kosmetika ohne bleichende Chemikalien zu kaufen. Medien und Werbeindustrie setzen sich mit aller Kraft dafür ein, diese Obsession zu schüren. Dutzende Werbespots werden täglich ausgestrahlt, um den Inderinnen Schneewittchen als Schönheitsideal einzutrichtern.

Ob in Magazinen, Filmen oder Anzeigen – nur den Alabasterweißen winkt das Glück, sei es in Form eines Ehemannes, eines Jobs oder eines Tennispokals. Dagegen kann sich die goldbraune Schöne darauf einstellen, allein und erfolglos zu bleiben, unbeachtet von der Männerwelt, das traurige Los als alte Jungfer ist ihr gewiss.

Zugleich überschwemmen immer mehr Bleichprodukte das Land – für die Augenpartie, fürs Gesicht, für den Körper, ja sogar Deodorants für strahlend weiße Achseln sind auf dem Markt. Auch die Männerwelt wird nicht ausgespart. Kosmetikfirmen haben längst eigene Produktlinien für Männer entwickelt. Schon vor einigen Jahren warb Bollywood-Superstar Shahrukh Khan in einem Werbespot dafür, Bleichcreme zu benutzen, um die Aufmerksamkeit von Frauen auf sich zu ziehen.

Die Manie ist keineswegs nur in Indien zu finden. Auch in anderen Ländern Asiens, aber auch im karibischen, arabischen oder afrikanischen Raum wird helle Haut vielerorts als Schönheitsideal angesehen – was sich in den Regalen an der Dichte von „Whitening-Produkten“ bemerkbar macht.

Dem Trend entgegen zu wirken, ist jedoch schwer. Dunkle Haut gilt in Indien als Makel und wird als hässlich angesehen. Die Wurzeln dieser Ansicht reichen weit zurück in die Vergangenheit. Nicht nur die Briten, auch frühere Herrscher Indiens wie die Moguln konnten mit einem helleren Teint aufwarten. So wird weiße Haut bis heute mit Adel, Status, Geld und Macht gleichgesetzt. Die Ärmeren arbeiteten dagegen auf dem Feld in der Sonne und daher war meist dunklere Haut ihr soziales Kennzeichen.

Die Folgen sind für dunkelhäutige Inder bis heute täglich spürbar. Ihnen wird weniger Respekt entgegen gebracht, sie haben schlechtere Job- und Karrierechancen, werden in der Schule und am Arbeitsplatz unterdrückt und gehänselt. Vor allem auf dem Heiratsmarkt verringert dunkle Haut den Wert massiv und kann sogar die Ehe mit einer „guten Partie“ völlig ausschließen.

Daher geht der Boom weiter. Fast jede besser betuchte Inderin kauft sich heute bleichende Cremes, Masken, Seifen oder Pillen. Selbst bitterarme Familien investieren ihre letzten Rupien für hellere Haut. Noch im hinterletzten Dorf wird die unvermeidliche Tube „Fair & Lovely“, dem Marktführer von Hindustan Unilever, im Kiosk angeboten. Viele Schönheitssalons werben mit eigenen Geheimtinkturen, deren Inhaltsstoffe sich jeglicher Kontrolle entziehen.

Hautärzte sind alarmiert über den wachsenden Bleichtrend. Viele dieser Cremes seien gefährlich, verkündet ihr Verband. Und niemand sei sich bewusst, was wirklich in den Tiegeln enthalten sei, da in Indien nur bei Medikamenten die Bestandteile angegeben werden müssen. Einige Substanzen wären in Europa völlig illegal. Rötungen, Reizungen, Ausschläge gehören noch zu den harmloseren Folgen. Bisweilen bilden sich sogar dauerhafte Flecken auf der Haut, sie verliert ihre natürliche Pigmentierung oder dunkelt sogar ein. Sogar Nierenschäden könnten diese Mittel bewirken. Doch all das konnte den Schneewittchenwahn bisher nicht stoppen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Indien, Weiße Haut, Schönheit, Braut, Heiratsmarkt, Bleichcremes, Bleichungsmittel, Industrie, Schönheitswahn, Kosmetik, Schönheitsindustrie, Werbung, Schönheitsideal, Bollywood, Shahrukh Khan, Haut, Hautärzte