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Afghanistan: Massenvergiftung an einer Mädchenschule

 
Meldung vom 30.05.2012

Der Gang zur Schule ist in Afghanistan für viele Kinder mit hohem Risiko verbunden. Schulen und Bildung sind den Taliban ein Dorn im Auge. Weil die Behörden ihre Motorräder konfiszierten, haben die Taliban die Schulen der Provinz Ghazni dermaßen bedroht, dass sie ihren Betrieb eingestellt haben. So haben sie ihre Macht demonstriert. Eltern und Schüler sind wütend. Noorullah ist 16 Jahre alt und sein Unterricht fällt heute aus. Die meisten seiner Altersgenossen auf der ganzen Welt würden ihn dafür wohl beneiden. Aber Noorullah ist keineswegs glücklich darüber, und den ganzen freien Tag lang sitzt er vor dem Schulgebäude. Doch das ist geschlossen, schon lange.

„Es ist wirklich furchtbar“, klagt der 16-Jährige frustriert, „wir haben schon seit Wochen keinen Unterricht mehr gehabt. Dabei ist doch Bildung das einzige Mittel zur Entwicklung von Afghanistan. Die Feinde meiner Heimat berauben uns eines Gottesgeschenks!“ Jetzt bleibt er hier und wartet, bis die Schule wieder aufmacht, irgendwann.

Während sich die internationale Schutztruppe ISAF mit der Organisation des Abzugs bis Ende 2014 beschäftigt und die Sicherheitsverantwortung Provinz für Provinz an die afghanischen Kräfte übergibt, werden Schüler wieder einmal die ersten Opfer von Schikanen der Taliban: Überall im Land attackieren sie Schulen, Lehrer und Kinder.

Erst kürzlich machte die Massenvergiftung von Schülerinnen einer Mädchenschule in der nördlichen Provinz Takhar Schlagzeilen. Die Täter dürften auch bei den Taliban zu finden sein. Ihrer Meinung nach verstößt es gegen den Islam, wenn Mädchen die Schule besuchen.

Doch der Fall der Provinz Ghazni, wo Noorullah wie Tausenden anderer Schüler der Unterricht verwehrt wird, offenbart, wie willkürlich und rücksichtslos die Taliban ihre neue Macht ausspielen.

In den Distrikten sind zahllose Schulen zu, weil die Regierung nicht registrierte Motorräder beschlagnahmt. Mit ihrem Druck auf die Schulen wollen die Islamisten nun dokumentieren, wer die wahre Macht in der Provinz innehat. Erst vor drei Monaten hatten amerikanische und polnische Truppen ihre Leitung in Ghazni an die Afghanen übergeben.

Es fing Ende April 2012 an, als die Provinzregierung durchgriff und Motorräder ohne Nummernschild einsammelte und auf zentrale Plätze wegschloss. So gingen den Aufständischen wichtige Betriebsmittel verloren: Sie benötigen die nicht rückverfolgbaren Zweiräder zum Transport von Kämpfern, Waffen und Munition. Und für eine klassische Form des Angriffs – dabei kommen Motorradfahrer einzeln oder in Schwärmen aus dem Nichts, jeweils einen Schützen mit Maschinenpistole auf dem Rücksitz, und töten willkürlich alles um sich herum, bevor sie ebenso plötzlich wieder verschwinden.

Als die Behörden die fahrbaren Untersätze für solche Attentate Stück für Stück einkassierten, gingen die Taliban zur Rache über. Die Schulen von Ghazni erhielten ungebetenen Besuch. Die Herren stellten sich nicht vor, aber wenn sie die Schule wieder verließen, war der Unterricht beendet. Nur noch in drei von 18 Distrikten sind die Schulen offen.

Als sich sogar in der schwer bewachten Provinzhauptstadt Ghazni Schultore schlossen, stand überall in Afghanistan die bange Frage im Raum, welche Autorität der Staat eigentlich noch habe, wenn die ISAF abzieht. „Alles in Afghanistan ist eine Lüge“, bemerkt Said Arif, ein Ladenbesitzer in Ghazni. „Dieses finstere Regime der Taliban ist zwar gestürzt worden, aber wir spüren ihre Macht immer noch.“

Es ist kein Zufall, dass die Extremisten ausgerechnet die Schulen attackieren. Sie wissen, dass sie die Bürger damit an einer besonders verwundbaren Stelle treffen – weil es um die Zukunft von deren Kindern geht. Denn für Menschen wie Schafik ist deren Bildung die einzige Hoffnung, der Armut irgendwann entrinnen zu können: „Ich verdiene nur 300 Afghanis am Tag“, erklärt Schafik. Das sind etwa vier Euro. „Aber auch wenn ich nicht viel Geld habe, meine Kinder will ich zur Schule schicken.“


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Anschlag auf Mädchenschule in Afghanistan




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Afghanistan, Taliban, Schule, Schüler, Massenvergiftung, Mädchenschule, Ghazni, Schließung, Erpressung, Motorräder, Beschlagnahmung, Attentat, Bildung, Islam, Koran, Unterricht, Takhar, Abzug, 2014, ISAF, Autorität