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Afghanistan: Karzai denkt an frühzeitigen Rückzug aus dem Amt

Meldung vom 20.06.2012

Einst galt er als Liebling des Westens, doch dann wurde er wegen seiner geringen Macht als „Bürgermeister von Kabul“ belächelt: Hamid Karzais Amtszeit geht 2014 zu Ende. Nun zieht Afghanistans Präsident in aller Öffentlichkeit in Erwägung, schon früher auszuscheiden. Das wirft Fragen nach seiner Nachkommenschaft auf.

Für Afghanistan ist ein doppelter großer Einschnitt zu erwarten. Spätestens im Jahr 2014 sollen sich nicht nur die westlichen Kampftruppen aus dem Land zurückgezogen haben, sondern auch die Präsidentschaft von Hamid Karzai läuft dann aus.

Kürzlich hat er mit seinem Kabinett bereits verhandelt, ob es nicht besser wäre, die nächste Abstimmung um ein Jahr auf 2013 vorzuziehen. So würden der Abzug der Schutzmacht und die politische Übergabe zum nächsten Präsidenten nicht zusammenfallen, um den bereits instabilen Zustand des Landes weiter zu verschärfen.

Karzai selbst ist laut Verfassung eine dritte Amtszeit verwehrt. Doch sein lautes Nachdenken über ein früheres Ende seiner Präsidentschaft hat unter Beobachtern Fragen nach seiner Hinterlassenschaft aufgeworfen. Ein Frieden mit den Taliban ist nach wie vor nicht in Sicht, der Staatsapparat ist von Korruption durchsetzt, die meisten Menschen blicken der Zukunft mit Sorge entgegen. Sie fürchten einen erneuten Bürgerkrieg, trotz der zahlreichen Versprechungen des Westens, das Land auch über das Jahr 2014 hinaus zu unterstützen, nicht nur mit Geld, sondern auch militärisch.

Der einst als Liebling des Westens gerühmte Paschtune aus dem einflussreichen Popalzai-Stamm ist seit Längerem in einer Art Hassliebe an die internationale Gemeinschaft gekettet. Er wettert öffentlich gegen die NATO oder die Amerikaner, vor allem wenn bei Militäroperationen Zivilisten ums Leben gekommen sind. Er kann aber auch kurz danach westliche Staatschefs charmant hofieren und ihnen wieder und wieder dafür danken, dass sie soviel investieren, um Afghanistan voranzubringen.

Für die USA, das haben nicht erst die von Wikileaks veröffentlichten diplomatischen Depeschen aus Kabul offenbart, ist Karzai längst ein unberechenbarer Partner, auf den man sich eigentlich nicht mehr verlassen kann.

Afghanen haben seit dem Sturz der Taliban nur diesen einen Präsidenten erlebt. Erst war er Chef einer Interimsregierung. 2004 entschied er die Wahlen für sich, fünf Jahre später verlor er extrem an Glaubwürdigkeit, die Wiederwahl wurde massiv gefälscht. Karzai fühlte sich vom Westen unter Druck gesetzt, denn die Amerikaner hatten zuvor vergeblich versucht, einen geeigneten Gegenkandidaten aufzustellen. Seitdem war das Verhältnis abgekühlt.

Das Vertrauen in die Demokratie hat Karzai unter den Afghanen nicht wirklich erwecken können. Staatsapparat und Regierung arbeiten nach wie vor extrem uneffizient. Der Präsident selbst gilt zwar nicht als korrupt, aber Mitglieder seiner Familie stehen unter dem Verdacht, ihren Einfluss zu Geld gemacht zu haben. Besonders der im vergangenen Jahr ermordete Ahmad Walid Karzai, der auch „König von Kandahar“ hieß, hatte sich offenbar stark bereichert.

Offiziell haben bislang erst der frühere Innenminister Ali Ahmad Daschalali und die stellvertretende Sprecherin des Parlaments, Fawzia Koofi, ihre Kandidatur für Karzais Nachfolge angekündigt. Koofi, Mutter von zwei Töchtern, dürfte im patriarchalen, islamistischen Afghanistan allerdings kaum ein Chance haben – auch wenn sie ihre Kampagne auf die größte Wählerschicht zentrieren will: Männer und Frauen unter 25 Jahren.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de

Schlagwörter: Afghanistan, Hamid Karzai, Nachfolge, Amtszeit, Präsident, Kandidatur, 2014, Wahl, Wikileaks, USA, ISAF, NATO, Korruption, Bürgerkrieg, Walid Karzai, Fawzia Koofi, Ali Ahmad Daschalali, Abzug