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Sambia: Wo China Jobs und Probleme verschafft

Meldung vom 11.09.2012

In Sambia hat sich China mit Milliarden von Dollar in den sambischen Minenbergbau eingekauft. Doch neben der Schaffung neuer Jobs hat dieses Geld auch Unruhen geschürt. Bergarbeiter in den chinesischen Minen beklagen sich über mangelnde Sicherheits-vorkehrungen, unzureichende Schutzkleidung und ihre schlechte Bezahlung. Einige Konflikte sind sogar zu Schießereien ausgeartet.

Am 4. August töteten aufständische Arbeiter einer Kohlegrube in Südsambia ihren 50-jährigen chinesischen Aufseher, indem sie ihn mit einem Kranwagen überrollten. Zwei weitere chinesische Manager wurden verletzt und 16 Sambier inhaftiert. Das Collum-Kohlebergwerk gehört den Chinesen. Sambische Strafverfolger und ein Vertreter von Collum versuchten, die Revolte als ein Missverständnis herunterzuspielen. Und zwar darüber, wann eine Erhöhung des Mindestlohns in Kraft treten werde, die den Monatslohn von 150 auf 230 Dollar erhöhen würde.

In derselben Grube eröffneten chinesische Manager 2010 ein Feuergefecht auf mindestens 13 streikende Arbeiter. Zwei der Aufseher mussten mehrere Monate in Haft verbringen und die Firma entschädigte die Opfer mit etwa 80.000 Dollar. Alle Angeschossenen überlebten.

Der Stress durch diese Zwischenfälle sowie gesetzliche Lohnerhöhungen geben Collum Grund zum Zweifeln, ob Sambia noch ein guter Ort zum Investieren ist. „Wenn die Kosten zu hoch werden, schadet das Sambia“, meint ein chinesischer Vertreter von Collum, der nicht namentlich genannt werden wollte. „Investoren werden sich überlegen, in andere Länder zu gehen.“

Sambia ist einer von Afrikas größten Nutznießern chinesischer Investitionsgelder, und das meiste davon fließt in die Bergbaubranche – Kupfer im Norden und Kohle im Süden. Doch die Politik kommt kaum mehr gegen die steigende Aggression unter den Arbeitern an. Die Arbeiter klagen China an, die sambischen Ressourcen auszubeuten und die Angestellten zu missbrauchen.

„Die Chinesen sind nur hier, um ihr Land reich zu machen“, kritisiert Paul Kameya, ein 25-jähriger Berbauarbeiter bei NFCA Mining, der sambischen Abteilung von China Nonferrous Metal Mining. Die Dachfirma betreibt eine Mine und eine Schmelzhütte im trockenen Chambishi, wo auch mehrere andere chinesische Firmen sich niedergelassen haben. „Wir sind Sklaven in unserem eigenen Land“, stellt Kameya nüchtern fest.

Arbeiterunruhen sind nur ein Teil der Schwierigkeiten, die durch die chinesische Präsenz in Afrika entstehen. Anfang des Jahres haben Rebellen 29 chinesische Arbeiter in den Sudan verschleppt und dadurch einen Konflikt mit dem wichtigsten Öllieferanten Chinas ausgelöst.

Die Ankunft chinesischer Unternehmer beeinträchtigt auch andere Sambier. Politiker haben dokumentiert, dass chinesische Hühnerzüchter die Einheimischen im Wettbewerb um Lieferaufträge für Restaurants und Betriebskantinen verdrängt haben.

Letztes Jahr gewann der sambische Präsident Michael Sata die Wahl gegen den Amtsinhaber Rupiah Banda, teils durch die Stimmen der Arbeiter, da er sich gegen chinesische Investitionspraktiken gewandt hatte. In früheren Wahlkämpfen hatte er gedroht, chinesische Investoren nach Hause zu schicken, die Verbindungen zu China zu lösen und den Erzrivalen des Landes, Taiwan, anzuerkennen. Davon hat er bisher nichts umgesetzt. Stattdessen hat er für chinesische Investitionen gerne die Hand aufgehalten, solange die Unternehmen das örtliche Arbeitsrecht berücksichtigen.

Im Juli 2012 erhöhte Sambia den gesetzlichen Mindestlohn für verschiedene Arbeitsarten um durchschnittlich 67 Prozent. Man wolle besser bezahlte Jobs und Chancengleichheit für Investoren schaffen, erklären Politiker. „Wir müssen daran denken, dass diese Menschen eine Bezahlung brauchen, die zum Leben reicht“, so auch Handelsminister Robert Sichinga, „Wenn das die Anzahl der Jobs reduziert, heißt das, dass diese Stellen sowieso keine besonders guten waren.“

Der chinesische Botschafter sprach davon, dass die Lohnerhöhungen die chinesischen Firmen unter Druck setzten, so die örtlichen Medien. Die chinesische Botschaft in Sambia hüllte sich dazu in Schweigen.

Nach dem Aufstand in der Collum-Mine, der zum Tod eines chinesischen Aufsehers geführt hat, appellierte die Botschaft an die chinesischen Firmen, die Gesetze des Landes zu respektieren. Die Sambier sollten außerdem konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und die Rechte der chinesischen Geschäftsgemeinschaft zu gewährleisten.

Die Kritik an der Investitionspolitik hört man in Peking nicht gerne. Die Chinesen heben im Gegenzug immer ihre Projekte hervor, die die wirtschaftliche Unabhängigkeit Afrikas gestärkt hätten und setzen den begünstigten Ländern so einen Maulkorb auf.

Einige sambische Gewerkschaftsführer sind der Ansicht, Sprachschwierigkeiten und kulturelle Unterschiede seien ebenfalls für die Konflikte verantwortlich. Sambische Bergbauarbeiter, die während der Arbeit eingeschlafen waren, wurden mit einem Eimer voll Wasser wieder aufgeweckt, andere wurden streng bestraft, weil sie zehn Minuten zu spät zur Arbeit kamen, erklärt Sikufela Mundia, Präsident der Nationalen Gewerkschaft der Bergbauarbeiter. „Die Art, wie die Chinesen arbeiten, ist uns ein bisschen zu fremd“, bemängelt er.

Kameya, der in einer Kupfermine tätig ist, sagt, Sambier würden weiterhin in den chinesischen Minen arbeiten, da dort die meisten Jobs vorhanden seien. Sein Gehalt von 390 Dollar im Monat sei nicht ausreichend, um seine Frau und seine junge Tochter zu versorgen, doch er hat Angst, dass er seine Stelle verliert, wenn er eine Gehaltserhöhung fordert. „Der Job ist okay“, sagt er. „Die Bedingungen sind nicht okay.“




Quelle: „The Wall Street Journal“, www.wallstreetjournal.de

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