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Sudan: Das Land der arbeitslosen Journalisten

Meldung vom 25.09.2012

Teetrinken gehört im Presseviertel im Osten der sudanesischen Hauptstadt Khartum zum notgedrungenen Zeitvertreib der dort ansässigen Menschen. Man sieht sie zu Dutzenden unter Bäumen sitzen und das Heißgetränk trinken. Die meisten von ihnen sind Journalisten. Sie waren früher bei Zeitungen tätig, die in Folge von repressiven Maßnahmen durch die Regierung in der Zwischenzeit ihren Betrieb einstellen mussten.

Einer der arbeitslosen Journalisten ist Mohamed Ahmed, der früher bei der im Juli 2011 eingestellten Zeitung Ajrass Elhuriya angestellt war. „Seit anderthalb Jahren sitze ich herum, weil die Regierung meine Zeitung geschlossen hat. Andere Blätter sehen mich als Regierungsgegner und haben Angst davor, mich einzustellen“, schildert er die Situation. Um wieder Arbeit zu finden, will er nun seinem Land den Rücken kehren und in die Golfregion ziehen.

Das sudanesische Journalisten-Netzwerk geht davon aus, dass etwa 200 Journalisten durch die Schließungen ihre Arbeit verloren haben. Damit seien mehr Journalisten arbeitslos als je zuvor, bemängelt die Gewerkschaft.

Die Unterdrückung der Presse begann nach der Abspaltung des Südsudans im Juli 2011. Mehr als zehn Journalisten sollen vor und während landesweiter regierungskritischer Proteste im vergangenen Juni gegen die Streichung staatlicher Subventionen für Treibstoff von der Polizei inhaftiert und misshandelt worden sein. Den Sicherheitskräften wurde zudem vorgeworfen, 15 Reporter derart eingeschüchtert zu haben, dass sie über die Demonstrationen nicht mehr berichteten.

Am 9. September unterstützte ein Gericht in Khartum die Schließung der Zeitung Rai Elshab und bestrafte die Herausgeber mit Geldbußen wegen angeblicher Verstöße gegen die „Pflichten der Presse“ und „Anstiftung zu sektiererischer Gewalt“. Die Zeitung hatte einen Artikel über Rebellenverbände publiziert, die in der Unruheregion Darfur im Westen gegen Regierungs-truppen kämpfen.

Nachdem der Geheimdienst NISS im Januar Rai Elshab zur Schließung nötigte, zogen die Eigentümer gegen die Maßnahme vor Gericht. Die Richter entschieden jedoch, dass die Zeitung nur mit Billigung des NISS wieder arbeiten darf.

Wie Ashraf Abdul-Aziz, der Politikchef von Rai Elshab, erklärt, wurde der Geheimdienst gegen seine Zeitung aktiv, weil diese eine Geschichte über die in Dafur aktive Rebellengruppe JEM (Justice and Equality Movement) herausgegeben hatte. „Es ist eine merkwürdige Situation, dass der NISS darüber befinden soll, ob wir einen Artikel veröffentlichen oder nicht.“

Das Journalisten-Netzwerk will in den kommenden Wochen Beschwerde gegen die sudanesische Regierung beim UN-Menschenrechtsrat in Genf einreichen. Im Juli hatten Reporter bereits die Menschenrechtskommission im Sudan alarmiert.

Das Netzwerk hat sich mit einem Memorandum an die Kommission gewandt, sich für die Zurücknahme aller Zensurbestimmungen und die Freilassung inhaftierter Journalisten einzusetzen. Doch umgesetzt wurde davon nichts. „Wir werden weitermachen und gegebenenfalls den UN-Menschenrechtsrat anrufen, damit bei uns wieder Pressefreiheit einkehrt“, meint Khalid Ahmed, ein führendes Mitglied des Netzwerks.

Faisal Mahmed Salih, der ehemalige Chefredakteur der inzwischen geschlossenen Zeitung Eladwaa und Vorsitzender des Teebha-Pressezentrums, erkennt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Zensur und der nachlassenden Nachfrage nach Zeitungen. „Aufgrund der Zensur werden keine Zeitungen mehr gekauft“, kritisiert er.

Rabei Abdallatee, ein Sprecher des Informationsministeriums, verteidigt das offizielle Vorgehen hingegen damit, dass „in unserem Land besondere Umstände herrschen, weil wir uns im Krieg mit Rebellengruppen befinden und die Medien Vorsicht walten lassen müssen“. Wie Abdallatee hinzufügt, hätten die vom NISS geschlossenen Zeitungen Artikel publik gemacht, die „unsere nationale Sicherheit gefährden“.

Mehrere Journalisten, die vorübergehend in Haft sitzen, sehen sich nun von anderen Publikationen diskriminiert, die Selbstzensur anwenden. Mohamed Alasbst, ehemals Redaktionsleiter bei der Tageszeitung Al-Ahram, war zwei Monate im Gefängnis, weil er die inzwischen des Landes verwiesenen ägyptischen Kollegin Shymaa Adil bei der Berichterstattung über landesweite Proteste im Sudan unterstützt hatte. Nach seiner Freilassung wurde er von seiner Zeitung entlassen und ist seither arbeitslos.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Sudan, Presse, Pressefreiheit, Journalisten, Inhaftierung, Restriktionen, arbeitslos, Khartum, Unterdrückung, Gericht, Rebellen, Abspaltung, Südsudan, Zeitung, Geheimdienst, NISS, Menschenrechtsrat, Genf, Beschwerde, Publikationen, Redaktion, Selbstzensur