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Mexiko: Im Krieg der Kartelle – Die Spaltung der Los Zetas

Meldung vom 02.10.2012

Das grausamste Drogenkartell Mexikos hat sich gespalten. Die beiden Anführer der Zetas sind zu Gegnern geworden und haben bereits mehrere Massaker verübt. Zwischen die Fronten geraten Zivilisten und die Armee, die die Gewalt eindämmen will.

Experten stufen die Spaltung als extrem bedrohlich ein, ein gefährlicher Einschnitt in dem seit sechs Jahren wütenden mexikanischen Drogenkrieg. Das für seine unfassbare Brutalität gefürchtete Kartell Los Zetas ist auseinandergebrochen, und die beiden Untergruppierungen sind bereits in den Kampf gegeneinander getreten. Die Sorge wächst, dass das Gemetzel in Mexiko noch wahnsinniger wird. Denn die beiden Drogenbosse, die bis vor kurzem die Zetas geleitet haben und sich nun als Feinde gegenüberstehen, sind selbst für die barbarischen Sitten des mexikanischen Drogenkrieges außerordentlich grausam und gewalttätig.

Auf der einen Seite hat sich Heriberto Lazcano Lazcano alias El Lazca und alias der Henker positioniert. Der 38-Jährige ist ein ehemaliger Elitesoldat der mexikanischen Armee. Er hat Los Zetas um die Jahrtausendwende mit aufgebaut, zusammen mit rund 50 zum organisierten Verbrechen übergelaufenen Militärangehörigen.

Viele von ihnen waren durch Ausbildungsgänge an der berüchtigten School of the Americas im Fort Benning im US-Bundesstaat Georgia geschleust worden. Sie sind bewandert in Abhör- und Überwachungstechniken, trainiert für verschiedene Waffengattungen und spezialisiert im Nahkampf. Zunächst arbeitete die Gruppe als bewaffneter Arm des Golf-Kartells, später machte sie sich selbständig und wurde zu einer eigenständigen kriminellen Organisation, die heute mehr als die Hälfte des mexikanischen Territoriums unsicher macht.

In der langen, blutigen Tradition der im mexikanischen Drogenkrieg begangenen Verbrechen haben die Zetas einige der schlimmsten zu verantworten: Sie waren es, die am 25. August 2011 das Casino Royale in der Industriemetropole Monterrey in Flammen setzten, weil sich dessen Besitzer geweigert hatte, Schutzgeld zu entrichten. 52 Menschen kamen in dem Feuer ums Leben, darunter viele Hausfrauen und Rentner, die im Glücksspiel etwas Ablenkung in ihrem Alltag gesucht hatten.

Am 15. September 2008 attackierten sie während der Feier zum mexikanischen Unabhängigkeitstag auf dem Hauptplatz der Stadt Morelia die Menschenmenge mit Granaten. Acht Personen starben, mehr als hundert wurden teilweise schwer verletzt, mehreren wurden Arme oder Beine abgerissen. Weltweite Schockstarre lösten die Zetas aus, als sie am 23. August 2010 nahe der US-Grenze 72 wehrlose mittelamerikanische Migranten niedermetzelten, darunter Frauen und Minderjährige.

Lazcanos neuer Feind ist sein früherer Kampfgefährte Miguel Ángel Treviño alias Z-40. Eingestiegen in seine kriminelle Karriere ist er als Laufbursche für eine Verbrechergruppe und als Autodieb, 2005 arbeitete er sich in seiner Geburtstadt Nuevo Laredo an der Grenze zu Texas zum lokalen Drogenboss hoch. Treviño ist dafür berüchtigt, Gegner mit Benzin zu überschütten und bei lebendigem Leib anzuzünden.

Experten zufolge hat seine Machtposition innerhalb des Kartells in den letzten Jahren unaufhaltsam zugenommen, weil er es war, der den militärischen Kampf gegen verfeindete Gruppierungen und gegen die Armee leitete. Außerdem weitete Treviño die kriminellen Aktivitäten des Verbrechersyndikats auf die USA aus, wo er Rennpferde züchtete und durch Pferdewetten Geldwäsche betrieb. Seinen Bruder José Treviño haben amerikanische Polizisten im vergangenen Juni in Gefängnis geworfen. Als Lazcano erkannte, wie groß Treviños Einflussbereich innerhalb der Organisation geworden war und wie viele Mitglieder ihn inzwischen als den wahren und einzigen Boss wahrnahmen, war es zu spät.

Die ersten Anzeichen für eine Spaltung der Zetas waren im Frühsommer 2012 erkennbar, als Transparente öffentlich ausgehängt wurden, in denen sich Lazcano und Treviño gegenseitig als Verräter beschimpften. Zuvor hatten die Ordnungskräfte mehrere hochrangige Kartellmitglieder festgenommen. Mitte August entdeckte die Polizei im zuvor vom Drogenkrieg verschonten zentralmexikanischen Bundesstaat San Luis Potosí in einem Lastwagen 14 Leichen; es waren Anhänger von Treviño, die ein auf der Seite Lazcanos stehendes Kommando umgebracht hatte. Dessen Anführer ist Iván Velázquez alias El Talibán. Als die Armee die Mörderbande umstellte, brach ein zweistündiges Feuergefecht aus, bei dem drei Verbrecher getötet und vier verhaftet wurden. Die Studenten einer nahe gelegenen Universität verfielen in Hysterie.

In den folgenden Tagen und Wochen begann in den Bundesstaaten San Luis Potosí, Zacatecas, Tamaulipas und Nuevo León eine Kettenreaktion von Morden und Massakern. Der August wurde so zu einem der gewalttätigsten Monate seit Beginn des Drogenkrieges, mit rund 1.400 Toten. Ein Offizier der mexikanischen Armee definierte den Vorgang nüchtern so: „Die Spaltung der Zetas ist, wie wenn das Aids-Virus mutieren und man statt einer plötzlich zwei Behandlungsmethoden brauchen würde.“

Nach Schätzungen haben die Los Zetas rund 10.000 Mitglieder. Sollte sich der Kampf zwischen Lazcano und Treviño zuspitzen und sich weitere Untergruppierungen bilden, könnte die Sicherheitslage in Mexiko beim Amtsantritt des neuen Präsidenten Enrique Peña Nieto am 1. Dezember noch schlimmer sein als während der letzten Jahre.

Wer vom Auseinanderbrechen der Zetas am meisten begünstigt wird, ist jetzt schon klar: Joaquim Guzmán Loera alias el Chapo und dessen Kartell von Sinaloa. Die Zetas und das Sinaloa-Kartell sind die beiden mächtigsten Figuren im mexikanischen Drogenkrieg.

Das Auseinanderbrechen der Zetas fand schon Eingang in die sogenannten Narcocorridos – jene von Polka und Walzer beeinflussten, durch Akkordeon und Gitarren orchestrierten Volkslieder, welche die Taten der Drogenbosse preisen. In einem von ihnen wird Treviño als „der neue Judas“ betitelt. Weiter erklingt es: „Indem er seine Gefährten verriet, schaffte er es bis an die Spitze. Er weiss genau, was er will: Der Chef der Zetas sein.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Basler Zeitung“, bazonline.ch

Schlagwörter: Mexiko, Los Zetas, Spaltung, Drogenkartell, Drogenbande, Drogenkrieg, Anführer, Heriberto Lazcano Lascano, El Lazca, Elitesoldat, Miguel Angel Trevino, Z-40, Opfer, Massaker, Schutzgeld, Enrique Peña Nieto, Amtsantritt, Narcocorridos, Sinaloa-Kartell