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Afghanistan: Bundeswehr übergibt Faisabad

Meldung vom 10.10.2012

In einer feierlichen Zeremonie hat die Bundeswehr ein erstes Camp in Faisabad an die afghanische Polizei übergeben. Offiziell hat damit der Abzug vom Hindukusch begonnen. Doch damit ist die Mission längst nicht abgeschlossen: Die NATO-Verteidigungsminister besprechen schon einen neuen Einsatz – auch nach 2014 dürften Tausende westliche Soldaten in dem Land Präsenz zeigen.

Am Dienstagmorgen, den 09.10.2012, legten das Auswärtige Amt (AA) und die deutsche Truppenführung in Faisabad offiziell die Verantwortung für das erste Camp in die Hände der afghanischen Polizei. Statt der Deutschen sollen nun rund hundert Bereitschaftspolizisten von der Afghan National Civil Order Police, kurz Ancop genannt, im äußersten Nordosten von Afghanistan die Sicherheit gewährleisten. Seit Monaten liefen Maßnahmen für die Übergabe, nun kam es zur Schlüsselübergabe an die Afghanen.

Die Übergabe von Faisabad ist eher als symbolischer Akt zu verstehen, die Bundeswehr arbeitete dort seit Monaten nur noch am Abbau des kleinen Lagers. Gleichwohl ist der Schritt für die Bundesregierung ein entscheidendes Signal, dass der Abzug aus Afghanistan trotz der vielen Probleme und der instabilen Sicherheitslage tatsächlich durchgeführt wird. Folglich lobte Guido Westerwelle (FDP) den Schritt. Die Übergabe beweise, „dass die Umsetzung der Afghanistan-Strategie vorankommt“, kommentierte der Bundesaußenminister in Berlin. Schritt für Schritt nähere man sich „der vollständigen Übergabe der Sicherheitsverantwortung und dem Abzug der Kampftruppen bis Ende 2014“.

Tatsächlich liegt die Bundeswehr mit der Übergabe gut im Zeitplan des NATO-Konzepts für den Abzug. Bis Ende 2014 wollen die Bündnisstaaten ihre derzeit knapp 100.000 Soldaten aus dem Krisenland abziehen. Bis dahin soll die afghanische Armee so gut ausgebildet werden, dass sie die Sicherheit im ganzen Land gewährleisten kann. Zahlenmäßig sind die Strategen der NATO diesem Ziel schon nahe. Dennoch bestehen massive Zweifel an der Leistungs- und Durchhaltefähigkeit der lokalen Kräfte. Außerdem sind in den vergangenen Wochen die tödlichen Angriffe von Rekruten auf ihre ausländischen Trainer der NATO-Truppen sprunghaft angestiegen.

Der Abbau in Faisabad legt dar, dass der Abzug aus Afghanistan auch eine logistische Großaufgabe darstellt. Zwar gehörte das Camp zu den kleinsten der Bundeswehr. Trotzdem hatten die Soldaten in den vergangenen Wochen alle Hände voll zu tun, sie verpackten rund 800 Tonnen Material in 450 Container und ordneten das Lager, um eine geregelte Übernahme der Afghanen zu gewährleisten. Möbel und Unterkünfte schenkt die Bundeswehr den lokalen Polizisten, das Auswärtige Amt finanzierte den Sicherheitskräften zudem Generatoren für die Strom- und Wasserversorgung. Das filigrane Militärmaterial jedoch, dazu gehört die Funk- und Aufklärungstechnik, wurde verstaut und wird nun ins Hauptlager nach Masar-i-Scharif gebracht.

Westerwelle versicherte in Berlin, dass die Mission in Nordostafghanistan mit der Übergabe keineswegs am Ende sei. So werden die Mitarbeiter der Entwicklungshilfeorganisation GIZ weiter präsent sein, auch die deutsche Polizeiausbildung für die Afghanen soll fortgeführt werden. Neben den Unterkünften für die Polizei soll in dem ehemaligen Bundeswehrlager zudem eine Zweigstelle der „Universität Zentralasien“ der Aga-Khan-Stiftung unterkommen, die Bauarbeiten für dieses Projekt sollen bis Sommer 2013 fertig gestellt sein. Das Auswärtige Amt würdigte diese Maßnahmen, eine solche Nachnutzung für ein früheres Militärlager sei vorbildlich.

Abgeschlossen ist die deutsche Mission am Hindukusch sicherlich nicht. Während sich in Faisabad Politiker, Soldaten und Entwicklungshelfer die Hände schüttelten, kamen die NATO-Verteidigungsminister in Brüssel für ein Arbeitstreffen zusammen. Bei dem Mini-Gipfel im Hauptquartier wollen sie zum einen die Lage am Hindukusch besprechen, vor allem aber die Grundzüge für eine neue NATO-Operation nach dem angepeilten Abzug der Kampftruppen festlegen. Einen Namen hat die Mission bereits, sie soll ab Anfang 2015 „International Training and Advisory Mission“ (Itam) heißen.

Wie viele Ausbilder und Schutzkräfte auch nach 2014 in Afghanistan bleiben werden, darüber will noch niemand Auskunft erteilen. Die Zurückhaltung bei den Zahlen ist verständlich. In allen NATO-Ländern inklusive der USA sind die Bevölkerungen mehr als kriegsmüde und frustriert von den ausbleibenden Fortschritten in Afghanistan. Deswegen haben die Regierungen in den vergangenen Jahren immer wieder den Abzug vom Hindukusch in Aussicht gestellt.

Vor rund zwei Jahren entwickelten die NATO-Entscheidungsträger dann die Formel, bis Ende 2014 alle Kampftruppen aus Afghanistan zurückzuholen. Ab dann solle es nur noch um Training für die Afghanen gehen. Je näher das Datum nun rückt, desto offensichtlicher wird, dass es neben den Ausbildern nicht ohne Tausende Schutzsoldaten in dem Krisengebiet gehen wird.

Deutschland wird vermutlich mit rund 1.500 Mann am Hindukusch vertreten bleiben. Im Vergleich zu den derzeit 5.000 Soldaten in Afghanistan entsteht da eher der Eindruck einer Verkleinerung der Mission als der eines Abzugs.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Faisabad, Camp, Bundeswehr, Lager, Abzug, Übergabe, Polizei, Hindukusch, NATO, ISAF, ITAM, Mission, Brüssel, Ausbildung, Training, Guido Westerwelle