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Philippinen: Gemischte Gefühle zum Friedensabkommen

 
Meldung vom 15.10.2012

Es war ein historischer Moment: In einer feierlichen Zeremonie haben nach mehr als 40 Jahren Konflikt mit 100.000 Toten die philippinische Regierung und die größte muslimische Rebellengruppe ein vorläufiges Friedensabkommen signiert. Vertreter der Moro Islamic Liberation Front (MILF) setzten ihre Unterschrift am Montag, den 15.10.2012, im Präsidentenpalast unter das Abkommen. Bis 2016 soll auf der südlichen Insel Mindanao eine autonome muslimische Region errichtet werden.

Zwei Brüder von Abdul Hamid Ganalan haben im Kampf für einen unabhängigen muslimischen Staat im Süden der Philippinen ihr Leben gelassen. Auch er ist oft nur knapp entronnen, zahlreiche Narben zeugen von einem Leben im Kampf. Ganalan sieht in dem Abkommen einen Verrat, weil die Muslime ihre Waffen ausliefern müssen.

„Das ist Kapitulation, aber für einen Muslim gibt es keine Kapitulation“, beschwert sich der 49-Jährige. Er wohnt in Simuay auf der Insel Mindanao, rund 960 Kilometer südlich von Manila. In seinem kleinen Laden bietet er Snacks und Kaffee an. „Wir haben uns alle nach einem guten Abkommen gesehnt. Aber die Waffen niederlegen – niemals.“

Genau das verlangt aber der Rahmenvertrag, den die MILF-Spitze am Montag in Manila mit dem Präsidenten unterzeichnet hat. Die Muslime erhalten im Gegenzug eine autonome Region Bangsamoro, mit eigenen Steuern, aber innerhalb des philippinischen Staates. Die etwa 12.000 Kämpfer sollen die Waffen abgeben – das erregt die Gemüter.

Guiazakallaho Jaafar ist 29 und befehligt eine Rebelleneinheit mit 3.600 Mann. Von Waffen abgeben will er nichts wissen. „Wir könnten eine Art Dorfwacht werden, oder eine paramilitärische Truppe“, schlägt er vor. „Aber wir sind Kampfhähne: Wir müssen unsere Waffen immer dabei haben.“ Die Regierung will aber nicht so einfach gestatten, dass die Kämpfer automatisch Polizisten werden. „Sie müssen Qualifikationstests machen,“ fordert die Unterhändlerin der Regierung, Yasmin Busran Lao.

Außer den misstrauischen MILF-Kämpfern können auch radikale Splitterfraktionen der Rebellen und die Terrororganisation Abu Sayyaf den Frieden beeinträchtigen. Allah habe befohlen, gegen die vorzugehen, die Muslime unterdrücken, weiß Abu Misry, Sprecher der Splitterfraktion Bangsamoro-islamische Freiheitsbewegung (BIFM). „Für uns ist der Krieg noch nicht vorbei. Wir kämpfen, weil Mindanao uns gehört, und wir sterben lieber als uns zu ergeben.“

Der 63-Jährige befindet sich beim Gespräch in einem Reisfeld in Datu Piang, mit seiner eigenen Schutztruppe, darunter zwei seiner Enkel. Nicht weit entfernt haben sich auf der Hauptstraße Armee und Polizei aufgestellt, weil sie Anschläge aus Protest gegen die Unterzeichnung des Abkommens fürchten. Misry ist nur zum Frieden zu bewegen, wenn ein unabhängiger muslimischer Staat gegründet wird, mit der Scharia als Gesetz.

Die Sehnsucht nach Frieden ist dennoch überall groß. „Wir sind froh über das Abkommen, wir wollen endlich heim“, gesteht Samsia Mohammad (33), die mit drei Kindern seit 2008 in einem Flüchtlingslager untergekommen ist. Sie sind aus ihrem Dorf vertrieben worden, ob es Rebellen oder Soldaten waren, ist den meisten unklar. Mindestens 9.000 Menschen mussten aus ihren Dörfern fliehen, 700.000 sind auf Hilfe angewiesen, weil ihr Leben durch die Kämpfe völlig aus den Fugen geraten ist, wie die Vertriebenen-Organisation IDMC in Genf meldete.

„Mir sind die Einzelheiten des Abkommens ehrlich gesagt noch unklar“, meint Rebellenkämpfer Yusok Adnanso (45). „Ich kann nur hoffen, dass es gut ist, ich will, dass meine fünf Kinder in Frieden aufwachsen. Ich bin des Kämpfens müde.“ Adnanso war an vielen Schlachten beteiligt, auch 2000, als die Armee ein Rebellencamp überfiel und viele seiner Angehörigen starben. „Wenn dies den Konflikt beendet, lege ich meine Waffen gerne nieder und werde Bauer“, fügt er hinzu.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Greenpeace Magazin“, greenpeace-magazin.de

Schlagwörter: Philippinen, Frieden, Friedensabkommen, Mindanao, Rebellen, Moro Islamic Liberation Front, MILF, Muslime, Bangsamoro, Autonomie, Waffen, Waffenabgabe, Unterzeichnung, Splitterfraktionen, Anschläge, Benigno Aquino