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Südsudan: Mutter musste Kind bei Bombenangriff zurücklassen

Meldung vom 16.10.2012

Es war eine furchtbare Zerreißprobe: Amuna, eine vierfache Mutter, musste das schwächste ihrer Kinder zurücklassen, denn sonst hätte es die ganze Familie nicht geschafft, vor mehreren Monaten der Bombardierung auf Süd-Kordofan zu entfliehen. Als die Kämpfer in die Nähe des Dorfes vorrückten, und die Kampfflugzeuge sich ankündigten, musste Amuna fliehen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die „Antonovs“, die Kampfjets der sudanesischen Luftwaffe, auch Timodongo im sudanesischen Staat Süd-Kordofan bombardieren würden. „Wir mussten nach Yida“, erklärt Amuna. Aber die beiden jüngsten Kinder, der fünfjährige Ali Amou und die dreijährige Kadimala waren noch zu klein und schwach, um die beschwerliche Strecke nach Yida zu laufen. Amuna war aber auch außerstande, sie zu tragen und sich gleichzeitig um die beiden älteren Kinder kümmern.

Es war eine qualvolle Entscheidung. Um das Leben der anderen drei Kinder zu retten, entschied sie, Ali Amou bei ihrer Schwester im Dorf zu lassen. Seitdem sorgt sich Amuna täglich um ihren kleinen Sohn.

Dieses Leid teilt Amuna zusammen mit all jenen, die gezwungen waren, Familienangehörige zurück zu lassen, um in den Südsudan zu fliehen. Angriffe auf Dörfer und Städte an der Grenze in den Nuba Bergen, bei denen nicht selten die Lebensmittelreserven verbrennen, vernichten die Existenzgrundlage der Bevölkerung. Viele Bauern bezeugten, dass sie nicht mehr auf den Feldern arbeiten können und dass ein großer Teil der diesjährigen Ernte zerstört sei.

„Vor einigen Monaten kamen die meisten Flüchtlinge in schlechter gesundheitlicher Verfassung hier an, weil es nach einem Jahr der Kämpfe eine große Lebensmittelknappheit gab“, erklärt UNHCR-Mitarbeiter Alessandro Telo. „Jetzt kommen sie mit nichts als ihren Kleidern am Leib und sagen, sie fliehen vor den vermehrten Bombenangriffen und der Gefahr für Leib und Leben.“

In den vergangenen 13 Monaten haben etwa 63.000 Menschen vor Gewalt und Hunger in Süd-Kordofan in Yida Schutz gesucht. Yida, im südsudanesischen Staat Unity, befindet sich in der Grenzregion zum Sudan in einer der entlegensten Regionen Südsudans. In der Flüchtlingssiedlung, die von Sümpfen umgeben ist, wohnen derzeit Zehntausende Menschen. Die Nähe zur Grenze stellt immer ein Risiko dar: Im vergangenen Jahr wurden immer wieder Luftangriffe auf die Siedlung geflogen.

Etwa 100 Flüchtlinge treffen hier täglich ein. Mit dem Ende der Regenzeit wird ihre Zahl jedoch wieder wachsen. „Das Ende der Regenzeit kommt und mit den wieder offenen Straßen erwarten wir viele weitere Flüchtlinge in Yida“, meint Marie-Helene Verney, die das UNHCR-Team in Unity State führt.

„Zur Zeit ist unser Hauptziel andere Standorte für Flüchtlingssiedlungen zu finden, die weiter von der Grenze entfernt sind.“ Weil Yida so abgeschnitten von jeglicher Infrastruktur ist, muss die lebensrettende Hilfe per Flugzeug transportiert werden. Mit einem Anstieg der Neuankömmlinge wird die Versorgungslage immer schwieriger werden. Es fehlt oft an Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Hygiene-Artikeln und medizinischen Gütern.

Auch wenn es in Yida wegen der Nähe zur Grenze viele Schwierigkeiten gibt, fühlt sich Amuna hier sicherer als in Süd-Kordofan. Jetzt möchte sie eine Hütte für sich und die Kinder bauen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie die Flucht ergreifen musste. Schon im Juli 2011 fielen Bomben auf ihre Geburtsstadt Buram. „Wir rannten wegen der Antonovs davon. Bomben fielen“, berichtet Amuna. „Ich schnappte mir die Kinder und lief. Wir sind niemals zurück gegangen.“

Amuna und ihre Familie rannte in die Nuba Berge. Sie suchten Schutz in Höhlen und aßen Blätter und Sorghum. Nach einer Woche flüchteten sie nach Timodongo. Dort fühlten sie sich sicher, aber es gab keine Nahrung. Als sich die Luftangriffe auch Timodongo näherten, war für Amuna klar, dass auch dieses Dorf zwischen die Fronten geraten würde.

Als sie dann endlich in Yida eintraf, wurde sie mit den Kindern als Flüchtling registriert. Sie wurden medizinisch untersucht und erhielt Lebensmittelrationen, Wasserkanister, Moskitonetze und Plastikplanen. Hier in Sicherheit, ist Amuna jeden Tag aufmerksam und hält Ausschau danach, ob ihr Sohn nicht unter den Neuankömmlingen ist. „Ich werde ungeduldig warten, bis mein Sohn und meine Schwester es geschafft haben. Ich hoffe, sie schaffen es.“ In Südsudan gibt es etwa 200.000 Flüchtlinge, darunter 170.000 in den Bundesstaaten Unity und Upper Nile.

Gebende Hände führt regelmäßig Lebensmitteltransporte zu den verstreuten Flüchtlingen im Südsudan durch, oft unter großer Gefahr.




Quelle: „UNO Flüchtlingshilfe“, www.uno-fluechtlingshilfe.de

Schlagwörter: Südsudan, Flüchtlinge, Süd-Kordofan, Yida, Bomben, Luftangriffe, Flüchtlingscamp, Kampfjets, Antonovs, Nuba Berge, Grenzregion, UNHCR, Bombardement