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Nicaragua: Surfen auf dem Vulkan

 
Meldung vom 17.10.2012

In Nicaragua gibt es immer noch sehr viel Armut und das Land hat wenige Einnahmequellen. Doch auf eines können die Nicaraguer sehr stolz sein: Ihr Land bietet wunderschöne Naturkulissen. Besonders die vielen Vulkane locken Touristen an. Daher setzt das Land verstärkt auf Einnahmen durch den Tourismus. Eine neue Sportart begünstigt diesen Trend – das „Sandboarding“. Dabei saust man auf einem dafür präparierten Brett das Lavageröll herunter.

Wer den Cerro Negro erklimmt, hat hinterher graue Haare, einen Schnurrbart und Sand zwischen den Zähnen. Sandboarding auf dem aktiven Vulkankegel in Nicaragua – das ist der letzte Schrei unter den Erlebnis-Touristen. In orangefarbenen Schutzanzügen oder grün umkleidet wie die Marsmännchen mit Handschuh und Schutzbrille schauen sie den steilen Vulkanhang herunter und betrachten etwas angespannt die 600 Meter unter sich. Wer sich schon auskennt, surft den Vulkan abwärts auf einem Fieberglasbrett. Oder gleitet gemütlich im Sitzen runter.

Man nennt das „Soft Adventure“ vom Feinsten, auf tiefschwarzer Vulkanschlacke. Nicaragua gehört noch immer zu einem der ursprünglichsten, preiswertesten und auch sichersten Länder in Zentralamerika. In der Bischofsstadt Granada lädt die restaurierte Altstadt mit Kirchen und Gassen in allen Bonbonfarben ein. Interesse daran haben aber auch Investoren, die baufällige Häuser und Palacios aufkaufen, restaurieren und weiterverkaufen. Da prallt man dann schon mal überrascht auf einen knallroten Porsche. Granada ist der Mittelpunkt des „jungen Tourismus“ in Nicaragua.

Das fast 500 Jahre alte UNESCO-Städtchen León entpuppt sich dagegen zum Tummelplatz für Erlebnishungrige: Rundherum gruppieren sich einige der rund 25 nicaraguanischen Vulkane. Trotz dreier Universitäten, Bars, Bodegas (Weinstuben) und einfachen Boutiquen befindet sich León verglichen mit ihrer Kolonial-Schwester Granada im touristischen Dornröschenschlaf.

„Con la lucha sandina!“ antwortet eine rüstige Alte am Krückstock auf die Frage, wie’s denn so geht. Offenbar ungebrochen gut, wie der Sandinisten-Kampfgruß vermuten lässt. Nicht umsonst wird León als die Wiege des Sandinismus angesehen, von dem hier lauter heroische Wandmalereien zeugen. Die jungen Pärchen auf dem Parque Central, die den Guerilla-Sieg der Sandinisten 1979 über Diktator Somoza nur von den Wandparolen und den alljährlichen Revolutionsfeiern kennen, mögen da einen anderen Standpunkt vertreten, besonders was den Millionärsstatus des heute 66-jährigen Sandinistenführers Daniel Ortega angeht.

Die Nicas, wie sie sich selbst bezeichnen, sind ein junges Volk, und nicht wenige sind wütend über Ortegas populistische Machtpolitik und Wahlmanipulationen, seine Markenanzüge und den Mercedes-Benz-Jeep und nicht zuletzt über die Vetternwirtschaft im mächtigen Ortega-Clan. Naturkatastrophen, unübersichtliche Bürokratie und eine weit verbreitete Korruption wirken daran mit, dass der langersehnte Aufschwung auf sich warten lässt. Im Grabe umdrehen würde sich der alte Guerillero Sandino.

Martha Miranda trägt schicke Flip Flops und lackierte Fußnägel. Völlig losgelöst von der Regierung, aber mit Hilfe von internationalen Solidaritätsvereinen (auch deutschen) hat die Bäuerin einen Traum in Realität umgesetzt. Die 53-Jährige weiß noch um die schlimmen Zeiten vor und nach der Revolution, wo Hunger und Gewalt zum Alltag der verarmten Bauernfrauen auf dem Land bei León gehörten. In dem Projekt „Xochilt Acalt“ setzte sich die Schneiderin nochmals jahrelang hinter die Schulbank, um zur Landwirtschaftstechnikerin und Tierzüchterin ausgebildet zu werden.

„Ich bin sehr stolz, dass ich das auf der kleinen Finca hier geschafft habe! Weder meine Familie noch meine Schafe, Ziegen und Kühe müssen jemals wieder Hunger leiden!“, sagt sie stolz. Chontales, die Gegend, in der ihr kleiner landwirtschaftlicher Betrieb steht, ist eine herrliche Kulisse aus grün wogenden Zuckerrohr- und Mais­feldern. Man sieht Rinderherden mit „vaqueros“, den nicaraguanischen Cowboys, und stets flattert irgendwo die schwarz-rote Fahne der FSLN (Sandinistische Nationale Befreiungsfront) im Wind, und Oberkommandant Ortega grinst auf schweinchenrosafarbenen Plakaten mit siegesgewisser Pose: „Cristiana, socialista, solidaria!“ Christlich, sozialistisch, solidarisch! Immerhin scheint hier im Südwesten fast jeder sein kleines Stückchen Land und ein Dach über dem Kopf zu besitzen – wenn es auch aus Wellblech besteht und wenn man dafür in die FSLN eintreten musste, so die Gerüchte.

Nicaragua bietet dem Besucher die reinste Dschungelbuch-Szenerie: Eine Ameisenbärin hockt auf dem Ast, der „Congo“-Brüllaffe gefällt sich in einem imposant lautstarken Monolog, und besonderen Eindruck machen diese witzigen knallgrünen Frösche mit den roten Glupschaugen! Da flanieren Eidechsen in Neongrün und Leguane, Kaimane und seltene Flussschildkröten, man sieht süße schlafende Fledermäuse und Hunderte von Reihern, ein paar Tukane und schillernde Eisvögel. Am Ende wird man von einem weiteren Tropen­gewitter völlig durchnässt – aber man ist überglücklich über die Eindrücke.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Sandboarding in Nicaragua (In Englisch)




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Stuttgarter Zeitung“, stuttgarter-zeitung.de

Schlagwörter: Nicaragua, Vulkan, Sandboarding, Surfen, Lava, Lavageröll, Tourismus, Einnahmequelle, Armut, Sandinismus, Granada, León, Abenteuer-Tourismus, Sport, Daniel Ortega, Korruption, Vetternwirtschaft, Millionär, UNESCO, Landschaft, Natur, Naturkatastrophen, Hunger, Gewalt, Bauern, Ortega-Clan