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Ruanda: Traumatherapeuten für Opfer des Völkermords

Meldung vom 28.09.2008

Der Psychologe Wolfgang Wöller und sein Team setzen sich dafür ein, in Ruanda Traumatherapeuten auszubilden. Damit wird der Versuch unternommen, auf breiter Ebene die schlimmsten psychischen Auswirkungen des Völkermordes von 1994 zu mildern.

Der Völkermord in Ruanda hatte grausame Auswirkungen. Beinahe eine Million Menschen kamen dabei um. Angehörige der Mehrheit der Hutus brachten innerhalb von drei Monaten über 70 Prozent der Tutsi-Minderheit um. Außerdem ermordeten sie moderate Hutus, die gegen die organisierten Gewalttaten Stellung bezogen.

Dreizehn Jahre nach diesen Greueltaten, die sich vor den Augen der UN-Friedenstruppen vor Ort abspielten, werde man überall mit den sichtbaren Auswirkungen des Pogroms konfrontiert, so Wöller. Auch würden die Erlebnisse tabuisiert. Doch man könne nicht ungeschehen machen, was passiert war, wenn man den entstandenen Riss zwischen Hutus und Tutsis totschweigt. „Die Menschen redeten nicht gerne darüber“, erklärt Wolfgang Wöller, „aber es ist trotzdem allgegenwärtig“.

Der Traumatherapeut macht darauf aufmerksam, dass viele der Überlebenden bis heute unter stark belastenden psychischen Störungen leiden. Um dem entgegen zu wirken, untersuchte Wöller, welche Möglichkeiten die Menschen hatten, diese Traumata zu bearbeiten. „Es gibt dort kaum Psychologen oder Psychiater. Die Personen, denen sich die Menschen anvertrauen, sind neben wenigen Profis meist Pfarrer, Sozialarbeiter oder engagierte Laien“, erzählt Wöller.

Die Schwere der Traumatisierungen stelle für diese Helfer eine absolute Überforderung dar. Die meisten könnten sich der Opfer nur sehr oberflächlich annehmen. „Der Staat selbst nimmt die Problematik nicht ausreichend wahr oder will sie zumindest nicht wahrnehmen,“ bemängelt Wöller. Von dieser Seite könne die Bevölkerung nicht mit Hilfe rechnen.

Die Geschichte eines Pfarrers habe Wöller endgültig dazu motiviert, systematische und längerfristige Schulungen ins Leben zu rufen, um diesen Menschen ihre Aufgaben zu erleichtern, sie zu qualifizieren und zu professionalisieren. Unzählige Überlebende, vor allem die Kinder von damals, würden in regelmäßigen Abständen in die grauenhaften Erlebnisse „zurückkippen“, berichtete der Pfarrer. „Das muss man sich vorstellen wie ein Film, der sich wiederholt. Die Opfer erleben die schockierenden Ereignisse von damals wieder und wieder.“ Daher käme ein geordneter Unterricht zeitweise gar nicht mehr zustande. Auch seien die Lehrer völlig unsensibilisiert für die Gründe der Krisen ihre Schüler.

Und nicht nur die Opfer benötigten professionelle Hilfe, auch die Täter dürfe man von professioneller Hilfestellung nicht ausschließen. Vor kurzem haben Wöller und seine Projektpartnerin, die Psychotherapeutin Silke Reimann eine Finanzierungsmöglichkeit für die therapeutische Ausbildung erschlossen. Der Protestantische Rat von Ruanda wird vor Ort die Organisation der Schulungen durchführen. Der deutsche evangelische Entwicklungsdienst hat sich bereit erklärt, die Kosten dafür zu übernehmen. Die erste Schulung kann im kommenden Frühjahr starten.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Der Standard“, derStandard.at