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Nicaragua: Mit Mikrokrediten eine bessere Zukunft

Meldung vom 30.11.2012

Der kleinste Kredit beläuft sich auf 15 Dollar, wenig Geld, aber in Nicaragua kann man damit einen neuen Anfang machen. In dem mittelamerikanischen Land eröffnen Kleinstkredite echte Perspektiven, doch an sie zu kommen, ist alles andere als einfach.

Maria Ines Martinez hat sich in neun stickigen Quadratmetern eingerichtet. Der Raum zeichnet sich aus durch drei Türen, kein Fenster, einen Drucker, ein Laptop und die blau-weiße Landesflagge Nicaraguas. Beim Niedersetzen ächzt der bereit gestellte Klappsessel. Der Job der kleinen, adrett gekleideten Dame ist in Managua hoch angesehen, der Hauptstadt des lateinamerikanischen Landes Nicaragua. Martinez verleiht Kleinstkredite und erhält dafür guten Lohn – zumindest einen viel höheren als ihre Kunden.

Straßenverkäufer und kleine Bauern, deren Geschäftsmodell oft darin besteht, Bohnen, Fruchtsäfte oder Süßigkeiten in überfüllten Märkten und auf den Straßen Managuas zu veräußern – sie alle können einer konventionellen Bank keine Sicherheiten gewähren und bauen daher auf FDL, ein Mikrofinanzinstitut. Auf 200 Dollar (155 Euro) beziffert sich ein normaler Kleinkredit, selbst diese Summe ist für viele zu hoch – deswegen schließen sich die Verkäufer zu Solidaritätsgruppen zusammen. Sie sind seit Jahrzehnten befreundet, vertrauen einander und stehen füreinander ein, wenn jemand eine Kreditrate nicht zurückzahlen kann. Bricht ein Ring, bricht nicht gleich die ganze Kette.

Einen FDL-Kredit zu erhalten, ist nicht einfach. „Wir kontrollieren genau, wie glaubwürdig der Kreditnehmer ist“, meint Martinez. Ein „Credit-Officer“ prüft den potenziellen Kunden, erkundigt sich in dessen Umfeld über ihn, redet mit den Nachbarn, mit Freunden. Erster Ausschlussgrund? Martinez: „Wenn die Person schmutzig ist.“

Alicia Rios, 63, war erfolgreich. Sie bekam vor einigen Jahren ihren ersten FDL-Kredit und unterhält heute einen Verkaufsstand in Managuas zweitgrößter Markthalle. Sie erwirbt Holzkohle und verkauft diese mit einem 25-prozentigen Aufschlag. Ihr Geschäft liegt mitten im dunklen Chaos. Hühner laufen frei umher, in der Markthalle ist es heiß und laut, kein Strahl Tageslicht kann durch das dichte Dach hindurch kommen. Standverkäufer wie Rios schuften von sechs bis 18 Uhr – jeden Tag, auch sonntags.

„Vier Prozent Kreditrate zahle ich pro Monat“, berichtet Rios. Sie hat gute Erfahrungen gemacht, ihr Sortiment vergrößert und ihre Tranchen immer noch rechtzeitig zurückgezahlt – 250 Dollar verdient sie heute im Monat. Darauf ist sie stolz, wie auch Joce Marin Gurdian. Er hat mit seinem Kredit ein „öffentliches Toilettensystem“ für den Markt eingerichtet. Gurdian bietet Sauberkeit und den Luxus von weichem Klopapier.

Offiziell verringerte sich die Armut in Nicaragua in den letzten Jahren. Großteils, weil die Regierung die statistischen Werte für Armut neu festlegte und damit manipulierte. Aber es gibt auch Gutes in dem Land mit seiner extrem jungen Bevölkerung. Die Wirtschaft legt langsam zu, viele „Nicas“ studieren in den USA und wenden ihr Wissen später in ihrer Heimat an.

Touristisch lockt das sicherste Land Mittelamerikas mit seiner Vulkanlandschaft und großen Seen. Derweil geht es für die einfachen Menschen in kleinen Schritten voran: Joce Martin Gurdian etwa verkauft neuerdings am Eingang seiner Toilettenanlage Süßigkeiten und bietet eine Handy-Aufladestation an.

Auch Gebende Hände hat seinen nicaraguanischen Projektpartner mit dem nötigen Kapital ausgestattet, sodass dort seit Jahren Kleinkredite vergeben werden. Durch gute Betreuung der Kreditnehmer werden die Kredite zu 98% zurückgezahlt. Die über die fehlenden 2% hinausgehenden Zinserträge werden für die Verwaltung benötigt. Zurückgezahltes Geld geht wieder an neue Antragsteller.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Kleine Zeitung“, kleinezeitung.at

Schlagwörter: Nicaragua, Mikrokredit, Kredit, Ladenverkäufer, Bauern, Standverkäufer, Kreditrate, Rückzahlung, Armut, Kreditwürdigkeit