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Afghanistan: Gute Laune bei der ISAF

Meldung vom 02.01.2013

Die Vorgabe der Bundesregierung, bis 2014 die Mission in Afghanistan abzuschließen, weckt gute Laune im Lager der Deutschen. Die örtlichen Behörden sehen jedoch mit Sorge auf das absehbare Ende des Einsatzes.

Liegt es am Schnee, der die Hügel des nahen Hindukusch in strahlendes Weiß gehüllt hat? Liegt es an der heftigen Kälte, die im Winter hier einbricht? Liegt es daran, dass das Atmen anstrengend wird, weil die Luft in den Lungen beißt – wegen der Kohle, die hier verfeuert wird, und wegen der Abgase all der Fahrzeuge, die zur Hauptverkehrszeit Kabuls die Straßen verstopfen?

Irgendeinen Grund muss es geben, dass sich das Klima in Afghanistan im Winter 2012 völlig verändert hat. Nach Jahren des Zweifels und der Ratlosigkeit herrscht bei den Militärs der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (Isaf) plötzlich ein selten gekannter Optimismus. Zwar verschanzen sie sich nach wie vor in ihrem Hauptquartier in Kabul hinter fünf Meter hohen Betonmauern, schützen sich mit Stacheldraht, baumdicken Stahlschranken und Wachtürmen. Zugleich haben sie aber die feste Hoffnung, in zwei Jahren Afghanistan geordnet den Rücken kehren zu können.

Und die zivilen Hilfsorganisationen, die jahrelang das zu brutale Auftreten der Militärs kritisiert haben, tun im Gespräch mit Frank-Walter Steinmeier ihre Sorge kund, ob ihre Arbeit ohne den Schutz der Streitkräfte überhaupt noch machbar sein wird. „Unser Ziel muss es sein, das zu verteidigen, was wir hier in den letzten zehn Jahren geschaffen haben“, gibt ein Mann vom Auswärtigen Amt nüchtern zu.

Deutschland will weiter pro Jahr knapp eine halbe Milliarde Euro an Entwicklungshilfe in das Land fließen lassen. Ein deutscher Entwicklungshelfer räumt aber ein, dass es schwer werden könnte, Fachleute nach Afghanistan zu holen, wenn die Bundeswehr nicht mehr für deren Sicherheit einstehen kann. An die Stelle der großen Ziele von einst ist längst Realismus getreten, erkennt der SPD-Fraktionschef auf seiner dreitägigen Informationsreise durch Afghanistan.

Die meisten Afghanen blicken mit Sorge auf den Abzug. „Jeden Tag kommen Leute, die von mir wissen wollen, was nach 2014 passiert“, berichtet Abdul Hadi Arghandiwal. Der kleine Mann mit dem freundlichen Lächeln und der überraschend sanften Stimme bekleidet das Amt des Wirtschaftsministers im Kabinett von Präsident Hamid Karzai und gehört zu den Lichtblicken in der Politik des Landes. „Denn“, so erklärt er seinem Gesprächspartner aus Deutschland stolz, „ich dulde keine Korruption.“ Damit schwimmt er im aktuellen Kabinett des Präsidenten sicherlich gegen den Strom.

Einen weiteren Grund zur Erleichterung bieten die aktuellsten Statistiken. Sie bezeugen einen Rückgang der Anschläge in Afghanistan um zehn Prozent in diesem Jahr. Im Norden, wo Deutschland das Kommando führt, ist besonders viel Ruhe eingekehrt, selbst der einstige Krisenherd Kunduz sei friedlich geworden. Das Feldlager Kunduz soll in den nächsten zwölf Monaten geschlossen werden.

Die Statistiken sprechen auch von einem beeindruckenden „Aufwuchs“ der afghanischen Sicherheitskräfte, wie es im schönsten Militärdeutsch heißt. Die Zielmarke von 345.000 ausgebildeten Soldaten und Polizisten ist nicht mehr weit. Doch nicht nur die Quantität habe man fast erreicht, auch die Qualität sei in Ordnung, meint Generalmajor Erich Pfeffer, der Befehlshaber im Regionalkommando Nord. Er gibt sich beeindruckt von den Fortschritten der Afghanen, insbesondere die Armee habe sich einen hohen Grad an Professionalität zugelegt. 75 Prozent der Afghanen wohnten inzwischen in Gebieten, in denen die Afghanen selbst für die Sicherheit verantwortlich sind. Die ISAF-Soldaten stünden dort vornehmlich als Berater und Mentoren zur Verfügung.

Im deutschen Feldlager in Masar-i-Scharif kümmert sich die Bundeswehr bereits um das Ausmisten. Im Dezember 2014 wollen sie das riesige Areal um den Flughafen besenrein an die Afghanen abtreten. Schon jetzt wird darüber entschieden, was noch gebraucht wird und was bereits zurück nach Deutschland kann. Die Aussicht auf ein absehbares Ende des Einsatzes hat die Stimmung im Lager deutlich angehoben, das spürt auch Steinmeier beim Grillabend mit dem Logistikbataillon 176 aus Beelitz – seinem Wahlkreis im Brandenburgischen. Afghanistan, da ist sich der frühere Außenminister sicher, als er in die Bundeswehr-Transportmaschine, Baujahr 1967, steigt, Afghanistan muss bald selbst sehen, wie es auf die Beine kommt. Ob den Afghanen das bewusst ist? „Ich hoffe es“, sagt er.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Rundschau“, FR-online.de

Schlagwörter: Afghanistan, ISAF, Abzug, Kunduz, Kundus, Hindukusch, Statistik, Anschläge, Bundeswehr, Frank-Walter Steinmeier, Ausbildung, Sicherheit, Feldlager, Masar-i-Scharif, Übergabe, Hamid Karzai