Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Rumänien: Abholzung in Transsylvanien

Meldung vom 15.01.2013

Die Karpaten werden als „grünes Rückgrat Europas“ bezeichnet, doch das Geschäft mit Holz gefährdet die Umwelt. Ein kleines Dorf in Transsylvanien leistet Widerstand gegen das unkontrollierte Abholzen seines Waldes.

Noch einmal dröhnt auf dem steilen Anstieg der Motor auf. Dann steckt der Dacia von Mihaly Bartha auf dem schlammigen Waldweg hoch über dem rumänischen Karpaten-Ort Panet endgültig fest. „Schau mal, wie barbarisch sie diesen Baum geschlagen haben“, empört sich der rotbärtige Bürgermeister und deutet wütend auf den ausgefransten Stumpf eines gefällten Buchenriesen. Er sei „keineswegs gegen die Nutzung des Waldes“, meint der 53-Jährige, während er schnaufend den Höhen des Siko-Gipfels entgegenstapft: „Doch sie holen aus den Wäldern raus, was sie rausholen können. Was die hier planen, ist Kahlschlag – sonst nichts.“

Mitte November hatte das Kreischen von Motorsägen die Bewohner des 6.500-Seelen-Ortes unweit von Targu Mures (Neumarkt) in Schrecken versetzt. „Wir sind einfach furchtbar erschrocken und fürchteten, dass der ganze Wald gerodet werden soll. Denn niemand hatte uns vorab informiert“, erklärt Janos Deak, der Direktor der am Wald gelegenen Grundschule.

Den beschwichtigenden Aussagen des Forstamts, dass der zur Hälfte zum Einschlag freigegebene Wald wieder aufgeforstet werden soll, schenkten die 150 Anwohner kein Vertrauen und blockierten schon am zweiten Tag erfolgreich die Maschinen der Abholztrupps. „Denn es gibt genug Beispiele in der Region, dass ganze Wälder abgeholzt und nie mehr aufgeforstet wurden“, weiß Deak.

Nebel breitet sich in den Tälern zwischen den dicht bewaldeten Anhöhen der Karpaten aus. Als „grünes Rückgrat Europas“ wird der von Polen und der Slowakei über die Ukraine bis tief nach Rumänien und Serbien reichende Gebirgszug gern gewürdigt. Tatsächlich befinden sich vor allem in Rumäniens Karpaten die größten noch verbliebenen Urwälder und die weitläufigsten noch zusammenhängenden Waldflächen der EU: Nirgendwo in Europa hausen noch so viele Bären, Luchse und Wölfe in den Wäldern wie in Rumänien.

Doch ob es sich nun um legale Rodung oder illegalen Kahlschlag handelt: Der Druck, aus der größten Ressource des Landes Profit zu machen, hat seit dem Fall des sozialistischen Diktators Nicolae Ceausescu vor 22 Jahren merklich zugenommen. Viele der privaten Eigentümer, die den Besitz ihrer Vorfahren nach der Wende zurückbekamen oder die Wälder zur Nutzung kauften, sind der Versuchung erlegen, ihren über Jahrzehnte gewachsenen Besitz notfalls auch gesetzeswidrig zu Geld zu machen.

Die Chance, bei illegalem Einschlag ohne Strafe davon zu kommen, liege bei 90 Prozent, sagt Magor Csibi vom World Wide Fund for Nature (WWF) in Bukarest: „Und wenn man erwischt wird, sind die Strafen sehr niedrig.“

Verschärfte und immer schnellere Fällzyklen stellen Umweltschützer jedoch auch in den Staatswäldern fest, die noch fast die Hälfte des Forstbestands ausmachen. Aus gutem Grund werden die Einschlagpläne und die vergebenen Einschlagkonzessionen von den Forstämtern kaum einsichtig gemacht: Die seien „traditionell auch Beschaffer von Schwarzgeld für die Parteien“ und setzten alles daran, „ihre Nebengeschäfte nicht an die große Glocke zu hängen“.

Unablässig brausen die Holztransporter durch die Region, die den Wald schon seit Menschengedenken in ihrem Namen führt: Transsylvanien, „das Land jenseits des Waldes“. Auffällig viele Werbeplakate für schwedische oder deutsche Motorsägen sind am Rande der Überlandstraßen angebracht. Eine traurige Entwicklung, die kaum jemand stoppen kann, wahrscheinlich auch nicht das kleine Dorf, das Widerstand leistet.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Welt Online“, welt.de

Schlagwörter: Rumänien, Transsylvanien, Abholzung, Holz, Profit, Rodung, Natur, Wald, Umwelt, WWF, Bäume, Ressource, Bären, Luchse, Motorsägen