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Kenia: Vor der Wahl – Slumbewohner sollen sich nicht aufhetzen lassen

Meldung vom 18.01.2013

In Kenia werden am 4. März 2013 Wahlen abgehalten und man fürchtet erneut das Risiko eines Blutbads, welches nach dem letzten Urnengang vor fünf Jahren angerichtet wurde. Politiker sind bereits voll im Einsatz, junge Leute aus den städtischen Slums mit Geld zu bestechen, damit sie gegen die jeweiligen Gegenkandidaten gewaltsam vorgehen.

Doch im 50.000 Menschen zählenden zweitgrößten Armenviertel der Hauptstadt Nairobi, Mathare, wurde eine Initiative gegründet, die die Menschen wachrüttelt und sie dazu bewegen will, das „Blutgeld“ abzulehnen. Die 40 Millionen Kenianer können sich noch gut an das Ausmaß der Gewalt im Anschluss an die letzten Wahlen 2007/2008 erinnern. Damals kamen mehr als 1.000 Menschen ums Leben und 3.000 wurden verletzt. Die Spitzenpolitiker Uhuru Kenyatta und William Ruto wurden als Drahtzieher der Unruhen angesehen. Sie sollen ihre Anhänger gegen ihre Gegner aufgewiegelt haben. Obwohl der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen die beiden wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermittelt, sind sie auch diesmal Kandidaten bei der Wahl.

„Noch immer strecken skrupellose Politiker ihre Tentakel nach den Menschen in den kenianischen Slums aus“, erzählt Peter Muga, ein politischer Analyst in Nairobi. „Hier finden sie Menschen, die gewillt sind, für ein bis zwei US-Dollar die Anhänger ihrer Rivalen einzuschüchtern, zu verletzen oder gar zu töten. Da diese Politiker nicht den Mumm haben, ihre Widersacher bei den Wahlen zu schlagen, bezahlen sie junge Leute in den Elendsquartieren dafür, sich die Hände schmutzig zu machen.“

Mit dem Ziel, die katastrophalen Auswirkungen solcher Bestechungsversuche zu verhindern, haben Bewohner des Mathare-Slums die Bewegung Tia Rwabe Zi (Sag Nein zu 200 Kenia Schilling) ins Leben gerufen. „Politiker bieten uns 200 Kenianische Schilling (1,50 Euro) an, damit wir gegen ihre Feinde vorgehen“, weiß auch Julia Njoki, ein Gründungsmitglied von Tia Rwabe Zi. „Oft ist es so, dass die um die Macht kämpfenden Politiker unterschiedlichen Volksgruppen angehören. Animositäten können schnell in Stammesfehden ausarten.“

Njoki zufolge wurde die Friedensinitiative gegründet angesichts der Gewalt nach den Wahlen 2007/2008, der in erster Linie die Menschen in den armen Vierteln zum Opfer fielen. „Hier und heute sagen wir Nein zu der Bestechung der Wähler. Die meisten Mitglieder unserer Bewegung sind jung. Und wir erreichen bereits Altersgenossen im Kibera-Slum“.

Doch die Kampagne ist mit einer kaum zu bewältigenden Aufgabe konfrontiert. Denn die Armut zwingt viele Menschen, auf zweifelhafte Angebote einzugehen. „Die Menschen müssen essen“, erklärt Rob Wangai, ein Bewohner des Mathare-Slums. „Auch in den Armenvierteln gibt es nichts umsonst.“

„Die Bestechungsgelder der Politiker vergiften unser Zusammenleben“, sagt auch Vesca Kangongo, die sich für einen Sitz als Gouverneurin in der Region Rift Valley stark macht. „Politiker mit Geld können sich leicht Ämter kaufen. Doch am Ende unternehmen sie nichts, um die Lebensbedingungen derjenigen zu verbessern, von denen sie gewählt wurden.“

Die einzige weibliche Präsidentschaftskandidatin, Martha Karua, bestätigt das. „Meine Brüder, die sich für das höchste Amt im Staate bewerben, haben viel Geld, das sie zum Teil aus den öffentlichen Kassen entwendet haben. Ich appelliere an alle Kenianer, nur denjenigen ihre Stimme zu geben, die die Lebensbedingungen in diesem Land tatsächlich verbessern können und wollen.“

Doch trotz aller Probleme wollen die Tia Rwabe Zi-Aktivisten alles dafür tun, dass es bei den diesjährigen Wahlen friedlich abläuft. Die Gruppe bietet regelmäßige Treffen an, bei denen sie den Slumbewohnern ins Gewissen redet, sich nicht kaufen zu lassen.

Auch ein Gegenprogramm haben sie gestartet: „Wir ermutigen uns gegenseitig, jeden noch so schlecht bezahlten Job anzunehmen und andere über Stellenangebote zu informieren. Die Menschen müssen etwas zu tun haben, damit sie nicht in Schwierigkeiten geraten“, betont Njoki. „Wir, die wir der Kampagne angehören, sind auf jeden Fall fest davon überzeugt, dass unsere Bemühungen in die richtige Richtung gehen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Kenia, Wahl, Bestechung, Aufhetzung, Blutgeld, Slum, Slumbewohner, Gewalt, Politiker, Mathare, Armut, Arbeitslosigkeit, Kibera, Internationaler Strafgerichtshof, Uhuru Kenyatta, William Ruto