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Indien: Aufbruch der Frauen – Todesstrafe für Vergewaltiger gefordert

 
Meldung vom 21.01.2013

Die brutale Vergewaltigung einer 23-jährigen Studentin in Indien, die danach an ihren Verletzungen starb, sorgte im In- und Ausland für Empörung. In Indien löste der Vorfall große Demonstrationen zum Schutz der Frauen und eine politische Debatte um die Stellung der Frau als solche aus. Hat sich an der Universität in Neu-Delhi der Alltag für die jungen Frauen verändert? Die Studentin Raveena Chaudhary spricht aus, was ihr auf dem Herzen liegt.

Raveena Chaudhary, 19 Jahre, ist durchgefroren, als sie das Restaurant in der Innenstadt von Neu-Delhi betritt. Sie ist mit Jeans und Wintermantel bekleidet, dazu läuft sie barfuß in Ballerinaschuhen. Dabei ist heute der kälteste Tag in Delhi seit 44 Jahren, und die Englischstudentin hat sich gerade stundelang auf einer Demonstration aufgehalten. Seit den jüngsten Ereignissen steht sie jeden Tag an vorderster Front auf der Straße, um für mehr Sicherheit und Gerechtigkeit für Frauen in Indien zu protestieren. Sie nimmt eine gerade Haltung an und spricht sehr schnell.

„Jeden Abend fühle ich mich unsicher. Momentan ist es besonders schlimm. Natürlich weiß ich, dass in Indien jeden Tag Frauen vergewaltigt werden. Aber ich dachte: Ich bin selbstbewusst und modern, mir passiert so was nicht, ich kann mich wehren und muss einfach laut genug schreien, wenn mir jemand zu nah kommt. Aber die 23-jährige Studentin, die vor zwei Wochen gestorben ist, weil sie in einem Bus mit einer Eisenstange vergewaltigt wurde, auch die hat sich gewehrt. Sie hat geschrien, um sich geschlagen und die Männer getreten. Aber es hat nichts gebracht, sie konnte nicht gegen die sechs Vergewaltiger ankommen.“

Viele ihrer Freundinnen dürften abends das Haus gar nicht verlassen oder nur, wenn ihre Eltern sie abholen. Raveena selbst traut sich zwar abends oft allein auf die Straße, die öffentlichen Verkehrsmittel vermeidet sie aber. Sie nimmt sich lieber ein Taxi. Spätestens um zehn Uhr macht sie sich auf den Weg, egal, wo sie ist. „Das ist hier normal, niemand geht bis nachts feiern. Mir ist auch schon mal etwas passiert auf dem Nachhauseweg. Es waren ein paar Männer hinter mir, die riefen: 'Komm mit uns nach Hause!' Ich bin schneller gegangen, sie hinterher. Ich habe 'Hilfe!' gebrüllt und Leute auf der Straße angesprochen, dann waren sie weg,“ berichtet sie.

Raveena will sich mit den Frauen solidarisieren und wünscht sich gegenseitige Hilfe. Zusammen mit ein paar anderen Studenten hat sie es an ihrer Uni jetzt geschafft, dass Selbstverteidigungskurse für Studentinnen stattfinden. Sie starten noch im Januar. Zwei Wochen lang geht der Kurs, nach der Uni findet das Training statt. Sie wünscht sich, dass jede Studentin daran teilnimmt und lernt, wie sie sich verteidigen kann. Wie sie Männern Tritte versetzen kann, damit sie aufhören, und dass sie ihre Scheu verliert, laut zu schreien. Alle sollen über das Wissen verfügen, wie sie sich wehren können.

Die positive Kehrseite des tragischen Vorfalls ist die Tatsache, dass eine große Veränderung in Neu-Delhi losgetreten wurde. Seit dem Tod der Studentin versammeln sich die Studenten täglich zu Protestaktionen in der Innenstadt. Straßenblockaden und Schweigemärsche rütteln die Inder wach, die Studenten ziehen mit Kerzen durch die Stadt. Aufhören wollen die Studenten erst, wenn die Vergewaltiger verurteilt sind. Alle fordern die Todesstrafe.

Die Demonstrationen sorgen für Aufmerksamkeit. Plötzlich decken die Medien auch jeden Tag andere Vergewaltigungen auf, die im ganzen Land passieren. Auch die Männer schließen sich den Demonstrationen an. Sie alle können jetzt an der Wahrheit nicht mehr vorbeisehen. Die Studenten fordern, dass in den Bussen Plakate hängen, die einen auffordern, sexuelle Gewalt nicht zuzulassen. Auch wenn eine Frau nur ein bisschen belästigt wird, soll der Täter mit einer Haftstrafe rechnen. Und die Polizei soll Frauen ernst nehmen. Das sind die ersten Schritte. Der Prozess, mit dem die Gesellschaft verändert wird, wird lange dauern, die Gleichberechtigung der Frauen in Indien steht erst am Anfang.

Derweil werden die Täter einen Monat nach der Vergewaltigung am Montag, den 21.01.2013, vor einem der neuen Schnellgerichte in Neu Delhi erscheinen. Diese Gerichte, die möglichst täglich zusammentreten sollen, waren nach der Gewalttat gegründet worden. Sie bearbeiten ausschließlich Verbrechen gegen Frauen. Den fünf volljährigen Beschuldigten steht die Todesstrafe bevor. Der sechste mutmaßliche Täter behauptet, minderjährig zu sein. Ist er noch keine 18 Jahre alt, kommt er höchstens drei Jahre in eine Jugendeinrichtung, man denkt hier über eine Änderung des Jugendstrafgesetzes nach. Die Männer werden bezichtigt, die 23 Jahre alte Studentin Mitte Dezember 2012 in einem Bus entführt, vergewaltigt und mit einer Eisenstange tödlich verletzt zu haben. Sie erlag zwei Wochen später an ihren inneren Verletzungen.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 Prozessauftakt gegen mutmaßliche Vergewaltiger




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Indien, Vergewaltigung, Täter, Opfer, Studentin, Neu Delhi, Demonstration, Proteste, Gleichberechtigung, Frauen, Gender, Gewalt, Frauenrechte, Debatte, Selbstverteidigung, Todesstrafe, Gericht