Afghanistan: Fluggesellschaft in Drogenschmuggel verwickelt

Meldung vom 30.01.2013

Die größte private Fluggesellschaft Afghanistans steht im Verdacht, im Drogenschmuggel verwickelt zu sein. Kam Air werden deswegen die Aufträge vom US-Militär entzogen. Die Fluggesellschaft soll auf zivilen Flügen nach Tadschikistan große Mengen an Opium transportiert haben. Die Affäre bringt ans Licht, dass der Rauschgifthandel in dem Krisenland weiterhin floriert.

Die amerikanischen Streitkräfte haben im Kampf gegen den Drogenschmuggel in Afghanistan die größte private Airline des Landes zur Rechenschaft gezogen. Kam Air wurde von General James Mattis, dem Kommandeur des US-Zentralkommandos, von der Vergabe amerikanischer Militäraufträge ausgeschlossen, meldeten US-Armeeangehörige. „Die USA schließen mit niemandem Geschäfte ab, der illegale Aktivitäten finanziert und unterstützt“, erklärte US-Generalmajor Richard Longo, der Kommandeur der Antikorruptionseinheit Task Force 2010. „Kam Air ist als Unternehmen zu groß, um nicht zu wissen, was sich innerhalb ihrer Organisation abspielt.“

Kam Air weist die Anschuldigungen zurück. Die Fluglinie ist das erste Großunternehmen Afghanistans, das vom US-Militär wegen Vorwürfen des Drogenschmuggels belangt wird. Welchen Ausmaßes die Armee-Aufträge sind, die Kam verliert, ließ sich nicht genau beziffern. Die Vorgänge alarmieren westliche Regierungsbeobachter erneut. Der Drogenhandel in Afghanistan nehme nicht nur wieder zu, sondern werde außerdem immer schamloser als Teil der afghanischen Wirtschaft betrieben, stellen sie fest.

Generalmajor Longo erklärte dazu, dass seine Antikorruptionseinheit gegen Kam Air ermittelt hat. Einzelheiten zu der Untersuchung müssten jedoch geheim gehalten werden. Die Entscheidung, Kam Air von US-Militäraufträgen auszuschließen, wurde aufgrund von Beweisen getroffen, dass die Gesellschaft tief in den Drogenhandel verstrickt ist, meinen andere US-Regierungsvertreter.

„Ich weise diese Anschuldigungen energisch zurück“, verteidigte sich Zamari Kamgar, der Gründer und Präsident der Fluggesellschaft, nachdem er über die Entscheidung der US-Armee informiert worden war. Es sei unmöglich, Drogen per Flugzeug außer Landes zu transferieren, da die Fluglinie den akribischen Sicherheitskontrollen an den afghanischen Flughäfen unterliege, unterstrich er. Bei den Vorwürfen handele es sich wahrscheinlich um eine Intrige, die Konkurrenten gesponnen hätten.

Die Schritte der US-Armee legen dar, wie sehr der Drogenhandel immer noch zum Alltag in Afghanistan gehört. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen stammen mehr als 90 Prozent aller illegalen Opiate der Welt von dort. Und obwohl die USA und ihre NATO-Verbündeten in dem Land seit elf Jahren den Drogenhandel und Opium-Anbau bekämpfen, hat es die Koalition nicht geschafft, den Opiumhandel einzudämmen, der eine wichtige Einnahmequelle der Taliban ist.

In den vergangenen Jahren hat sich der Opiumanbau selbst auf die Provinzen ausgeweitet, die zuvor als „frei von Mohn“ eingestuft worden waren. Während Fäule und ungünstige Witterung in den vorherigen Jahren die afghanischen Opium- und Heroinausfuhren geschmälert hatten, wuchs der Mohnanbau im Jahr 2012 um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr, meldete das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). „Die Exporterlöse aus afghanischen Opiaten dürften einen Wert von 2,4 Milliarden Dollar erreichen. Das entspricht 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts“, stellte das UNODC im vergangenen Jahr in einem Bericht fest.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de