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Mexiko: Wo Selbstjustiz um sich greift

Meldung vom 18.02.2013

Im Bundesstaat Guerrero wird zunehmend das Prinzip der Selbstjustiz angewandt. Immer selbstverständlicher greifen Bürgerwehren im Kampf gegen die Drogenbanden selbst ein: Sie gehen auf Patrouille, ergreifen Verdächtige und lassen sie aburteilen – von selbst aufgestellten Gerichten. Im Bergdorf El Meson im Südwesten von Mexiko wird ein Gefangener auf den Dorfplatz geführt. Ein Volkstribunal will ihn aburteilen, die Vorwürfe lauten auf Mord und Verstümmelung.

Er ist einer von 47 Männern, vier Frauen und zwei Minderjährigen die von Bürgermilizen festgenommen wurden. Angesichts der Gewalt der Drogenkartelle und der Untätigkeit der Behörden haben sich die Maisbauern in den Bergen des Bundesstaates Guerrero seit Anfang des Jahres der Justiz selbst angenommen.

Für Angst und Schrecken sorgen die Banden schon lange. Doch die Verschleppung von Eusebio Alberto Garcia am 5. Januar brachte das Fass zum Überlaufen. Der Ortsvorsteher der Gemeinde Rancho Nuevo wurde entführt, weil er die Bauern des Dorfes dazu aufforderte, kein Schutzgeld mehr an die Kartelle zu entrichten. Einen Tag später zückten die Bürger ihre eigenen Waffen und befreiten ihn. Seitdem führen Hunderte Menschen in dem Bundesstaat Jagdgewehre und Macheten mit sich, fahren Streife auf den Strassen und inhaftieren eigenmächtig Verdächtige. Manche der selbst ernannten Sicherheitsbeamten sind kaum 14 Jahre alt und oft nur hinter Bandanas oder Skimützen verborgen.

„Die Behörden kommen ihren Aufgaben nicht nach“, schildert der Priester Mario Campos Hernandez. „Also nehmen die Leute Recht und Gesetz selbst in die Hand.“ Vor Hunderten bewaffneten und maskierten Bürgern, Verwandten der Angeklagten und Opfern werden die Vorwürfe verkündet: Bandenzugehörigkeit, Mord, Entführung, Schutzgelderpressung und Drogenhandel. Ein zwölfjähriger Zeuge beschreibt, wie ein Bandenführer ihn zum Auftragskiller machen wollte. „Ich sah, wie er Menschen folterte, wie er sie tötete, wie er sie verstümmelte“, bezeugt der Junge.

Von den Einwohnern ernannte Richter sollen nun ein Urteil über die Verdächtigen fällen. „Wir werden die Stadt komplett säubern“, versichert ein 27-jähriger Maskierter, der sich als Regionalkommandant vorstellt. „Die Leute wollen sie tot sehen, aber wir haben ein humanitäres Ziel. Sie werden ihre Schuld an der Gesellschaft wiedergutmachen.“ So umfassen manche Strafen jahrelange Zwangsarbeit.

Innenminister Miguel Angel Osorio Chong unterstrich inzwischen, Bürgerwehren „können in diesem Land keine Selbstjustiz üben“, räumte aber ein, sie könnten die Behörden unterstützen. Nach Angaben von Einheimischen ist die Sicherheitslage in den Gemeinden von Guerrero besser geworden, seit Bürger Wache schieben. „Es gibt kein anderes Mittel“, meint ein 25-jähriger Familienvater, der nachts mit rund 30 anderen Männern an einem Kontrollpunkt in Tecoanapa auf Patrouille geht. „Wir wollen in Frieden leben und schlafen.“ Auch die 19-jährige Monserrat Martinez bekräftigt: „Jetzt hat sich die Lage beruhigt. Vorher sah man niemanden auf der Straße. Die Nacht gehörte den Kriminellen.“

In den Bundesstaaten Michoacán und Chihuahua weiter im Norden gibt es Dörfer, die schon vor Jahren eigene Kontrollpunkte aufstellten. Vor einigen Tagen wurde der Bürgermeister der Stadt Nahutzen in Michoacán exekutiert, als er mit seiner Frau in einem Restaurant beim Frühstück saß. Wilfrido Flores Villa war das 31. Stadtoberhaupt, das in Mexiko erschossen wurde. Er hatte es nach Angaben anderer Bürgermeister abgelehnt, Schutzgeld zu zahlen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Tagesanzeiger“, tagesanzeiger.ch

Schlagwörter: Mexiko, Bürgerwehr, Selbstjustiz, Drogenbanden, Drogenmafia, Drogenkartelle, Gesetz, Behörden, Sicherheitsbeamte, Bürger, Volkstribunal, Richter, Recht, Miguel Angel Osorio Chong, El Meson, Rancho Nuevo, Michoacán, Chihuahua