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Afghanistan: Ob der Drache bald am Hindukusch tanzt?

Meldung vom 19.02.2013

Das traditionell problematische Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und China ist im Umbruch. Peking steuert zunehmend große Summen zu dem Wiederaufbau Afghanistans bei und will sich damit auch politischen Einfluss in der Region sichern. Pekings Engagement hat aber überraschenderweise keine weltpolitische Verstimmung zur Folge. Es scheint sogar im Einvernehmen mit Washington zu sein.

In den Afghanistan-Krieg der NATO, der bereits seit mehr als einem Jahrzehnt währt, hat sich die Weltmacht China bisher kaum eingemischt. Und das trotz wiederholter Bitten der westlichen Allianz um einen aktiveren Beitrag Pekings. Das könnte sich nun wandeln, nachdem der schrittweise vollzogene Rückzug der westlichen Truppen vom Hindukusch klar anberaumt wurde. Vieles deutet darauf hin, dass China künftig eine zentrale Rolle in Afghanistan spielen wird.

Der Besuch des chinesischen Sicherheitschefs Zhou Yongkang im September 2012 in Kabul brachte eine deutliche Kehrtwende in der Haltung der Volksrepublik zu Tage. Hatte Peking in den vergangenen Jahren stets Zurückhaltung gegenüber einem verstärkten Einsatz in Afghanistan gewahrt, kann Zhous Besuch laut Asia Times als Paradigmenwechsel eingestuft werden.

So signierte Zhou in Kabul unter anderem Vereinbarungen zu stärkerer Zusammenarbeit Afghanistans und Chinas in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen. Darin eingebettet ist auch die Zusage Chinas, sich künftig für die Ausbildung und Finanzierung der knapp 150.000 afghanischen Polizisten zu engagieren. Bisher wurden die Polizeieinheiten fast ausschließlich von NATO-Truppen trainiert.

„Eine strategische und kooperative Partnerschaft zwischen Afghanistan und China zu stärken gehört zu den grundlegenden Interessen unserer beiden Völker. Sie ist auch für Frieden, Entwicklung und Stabilität in der Region förderlich“, versicherte Zhou anlässlich der Vereinbarungen.

Was also steckt hinter der chinesischen Wende? Schon aufgrund der geopolitischen Situation verfolgt China starke Eigeninteressen in der Region. Denn von den bewaffneten Gruppen an der afghanisch-pakistanischen Grenze sind zahlreiche auch in der benachbarten chinesischen Provinz Xinjiang an rebellischen Aktionen beteiligt.

Die chinesische Führung hat Islamabad bereits gewarnt und verlangt, die militanten Gruppen zu zerschlagen, die auch mit den Taliban kooperieren. Aufgrund der geografischen Nähe will China um jeden Preis abwenden, dass Afghanistan erneut zu einer Plattform des internationalen Terrorismus wird. Eine nachhaltige Lösung dieses Problems sieht China allerdings nur in einer grundsätzlichen Stabilisierung Afghanistans.

Abseits vom politischen Faktor dürften auch Chinas ökonomische Aktivitäten am Hindukusch bei den Überlegungen Pekings zum Tragen kommen. Die im Jahr 2009 eingeweihte zentral-asiatische Erdölpipeline ist nur das anschaulichste Beispiel für Chinas wachsendes Engagement in der Region, das sich über die Jahre zu mehreren Milliarden angehäuft hat. Auch angesichts von Tausenden chinesischen Arbeitskräften, die mittlerweile in Afghanistan ihren Job verrichten, muss China für Sicherheit in der Region sorgen.

All die wirtschaftlichen Faktoren, die bei der chinesischen Gesinnungsänderung eine Rolle spielen dürften, können aber eine Tatsache nicht verdecken: An Afghanistan tritt eine neue Art von Beziehungen zwischen den Großmächten China und USA zu Tage. Seit dem US-Staatsbesuch von Präsident Hu Jintao im Januar 2012 legen Peking und Washington Wert darauf, regelmäßig auf diesen „neuen Umgang“ miteinander hinzuweisen.

Mit den Plänen der USA scheint das Engagement der Volksrepublik also nicht zu kollidieren – zumindest solange China eigenständig am Werk ist und sich nicht etwa mit dem historischen Erzfeind Russland verbündet. Gerade eine Tatsache dürfte den geostrategischen Interessen Washingtons entgegen kommen: Die chinesischen Investitionen in Afghanistan wachsen stetig, während jene Russlands – jahrzehntelang die dominierende Hegemonialmacht in der Region – kontinuierlich schwinden. Russland macht zwar nach wie vor einigen diplomatischen Einfluss in der Region geltend. Die Macht Moskaus wurde aber – sowohl durch die westliche Intervention als auch durch die chinesischen Interessen in Afghanistan – über die Jahre schrittweise zurückgeschnitten.

China verfügt als einzige der Großmächte über die nötigen finanziellen Ressourcen, um der Wirtschaft in Afghanistan aufzuhelfen – und diese Tatsache ist eine der wichtigsten Schachfiguren im Wiederaufbauplan der USA. Insofern liegt es auf der Hand, dass Washington das wirtschaftliche und politische Vorpreschen Chinas begrüßt – oder wie die Asia Times es ausdrückt: „Der amerikanische Adler hat entschieden, dass der Tanz des chinesischen Drachens am Hindukusch eine interessante Sache sein kann.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „ORF“, orf.at

Schlagwörter: Afghanistan, China, Drache, Hindukusch, Russland, Taliban, Wirtschaft, Ressourcen, Ausbildung, Finanzierung, Zhou Yongkang, Kabul, Terrorismus, Großmächte, Wiederaufbau, Erdölpipeline