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Sambia: Milchbauern fürchten EU-Milchschwemme

Meldung vom 15.10.2008

„Wir sind besorgt und fühlen uns bedroht“, sagt John Mwemba. Der 77-Jährige ist Milchfarmer in Sambia. 180 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Lusaka hat Mwemba zusammen mit zwei Dutzend Milchbauern 1995 die Magoye Kooperative ins Leben gerufen. Sein Ziel besteht darin, den Lebensunterhalt der Landwirte zu sichern.

Bisher kam er mit diesem Ziel gut voran. Doch durch internationale Abkommen zwischen der EU und den AKP-Staaten, zu denen auch Sambia zählt, sieht Mwemba ernsthafte Gefahr für die Landwirte in Sambia nahen. AKP-Staaten sind diejenigen Staaten in Afrika, der Karibik und der Pazifikregion, die mit der EU ein spezielles Abkommen über Entwicklungszusammenarbeit abgeschlossen haben.

Vor allem die Ausdehnung der Milchproduktion in Europa im Vorgriff auf das Ende der Milchquote sowie die Wiedereinführung der Exporterstattungen auf Butter oder Milchpulver bereiten Mwemba ernste Sorgen. Auf einer Geschäftsreise durch Deutschland, die ihn in diesen Tagen zu befreundeten Bauern, aber auch zu Agrarexperten des Bundestags führt, macht der Farmer auf mögliche Folgen der EU-Politik aufmerksam. „Wenn wir mit Milch aus Europa überflutet werden“, die als Milchpulver auf dem Umweg über Südafrika ins Land kommt, „dann macht diese Milch unseren Markt kaputt“, erklärt Mwemba der Frankfurter Rundschau.

Von der Landwirtschaft lebt 70 Prozent der sambischen Bevölkerung, schätzt Angela Mulenga von der Verbraucherorganisation Cuts. Deren „Recht auf Nahrung“ durch die Erzeugnisse von eigenen Weiden und Feldern, so die Handelsexpertin, sei aber gefährdet, seit die EU und die AKP-Staaten sich auf so genannte EPAs (economical partnership agreements) einigen, um den Marktzugang zu sichern.

Mulenga bemängelt, diese Abkommen seien von Nachteil für die sambischen Landwirte, da der verabredete Abbau von 80 Prozent der Zollschranken eher der EU als Ländern wie Sambia diene. Zwar dürfe Sambia für Milchpulver einen Schutzzoll von 15 Prozent erheben. Aber das ist nicht gerade viel. Sinkt der Weltmarktpreis wegen der angefachten Produktion, dürfen diese Zölle nicht erhöht werden. Die EU störe mit ihrer expansiven Milchpolitik den Agrarmarkt in Sambia.

Mwembas Vereinigung, der heute 200 Farmer angehören, erhält immerhin 45 Cent je Liter von der Molkerei Parmalat, einem sambischen Ableger des italienischen Molkereikonzerns. Allerdings relativiert sich dieser Preis, wenn man die Milchleistung einer sambischen Kuh berücksichtigt: Denn die 20 bis 30 Liter, die Mwemba täglich melkt, stammen von sieben Kühen. In Deutschland produziert eine Kuh eine solche Menge Milch. Tatsächlich wird in Sambia noch weitaus weniger Milch produziert als die Bevölkerung benötigt. „Doch wir können die Produktion erhöhen, das wird uns gelingen“, sagt der Farmer.

Die EU dürfe Länder wie Sambia „nicht dazu zwingen“, ihre Märkte komplett zu öffnen, verlangt auch Armin Paasch von der Menschenrechtsorganisation Fian. Die Milchproduktion solle auch in Deutschland am Binnenbedarf orientiert sein und ohne Exportsubventionen auskommen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Rundschau“, FR-online.de