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Kenia: Internet auf Hassparolen durchsucht

Meldung vom 27.02.2013

Ein Internetprojekt in Kenia soll der möglichen Gewalt nach den Wahlen im März 2013 vorbeugen. Dazu wird das Netz systematisch nach Hass- und Gewaltaufrufen durchforstet. Seit Oktober 2012 surfen sechs Kenianer den ganzen Tag durch Facebook und Twitter. Dass sie immer mehr Arbeit haben, bereitet Kagonya Awori Sorge. Denn mehr Arbeit bedeutet, dass der Ton harscher wird. Mit fünf Mitarbeitern filtert Awori in Kenia das Internet nach Kommentaren, die zu Hass und Gewalt auffordern.

Es ist eine Art Vorbeugung: Nach den Präsidentschaftswahlen 2007 wurden blutige Kämpfe ausgetragen, Kenia stand am Abgrund des Bürgerkriegs. Mehr als 1.200 Menschen kamen ums Leben, mit Macheten oder Pfeil und Bogen gingen die verschiedenen ethnischen Gruppen gegeneinander vor. Anfang März nun wird in Kenia wieder abgestimmt – und erneut könnte die Lage aus der Kontrolle geraten. Die International Crisis Group meldet, die Gefahr eines Gewaltausbruchs sei „untragbar hoch“.

Vor einem halben Jahr schon haben Kagonya Awori und ihre Kollegen am iHub-Institut in der Hauptstadt Nairobi deshalb das Projekt Umati ins Leben gerufen. Sie durchsuchen das Internet nach Gewaltaufrufen und wollen so rechtzeitig zur Entschärfung beitragen. Denn während soziale Medien zum Hilfsmittel für die Demokratiebewegungen werden können, könnten sie in Kenia gleichermaßen als Instrument benutzt werden, um Hass zu säen und Bürger gegeneinander aufzuhetzen.

„Eine Kugel sollte man durch ihren Schädel jagen.“ „Mein Traum ist, einen Stamm weniger in Kenia zu sehen.“ Solche Sätze sind auf Facebook, Twitter, in Blogs und Online-Foren im Vorfeld der Wahlen tausendfach zu lesen. Allein im Januar hat das Projekt etwa 500 Kommentare und Beiträge registriert, die als „sehr gefährlich“ und „gefährlich“ klassifiziert wurden.

Nicht jeder Satz habe dieselbe fatale Auswirkung, erklärt Projektleiterin Kagonya Awori. „Eine große Rolle spielt, wer diese Sätze schreibt.“ Riskant würden Aussagen, wenn derjenige, der sie verbreitet, großen Einfluss auf die Gefolgschaft ausübe. Zu dieser Gruppe gehören Anführer und Führungspersonen von ethnischen Gruppen, aber auch Politiker und bekannte Personen. Deshalb weisen die Umati-Mitarbeiter die Online-Kommentare verschiedenen Kategorien zu.

„Unser Ziel ist nicht, Täter zu finden und zu verfolgen“, betont Projektleiterin Kagonya Awori. Umati sei kein Projekt der Regierung. „Es geht darum, die Leute aufmerksam zu machen und sie einzubeziehen.“ Um Gewalt dieses Mal auszuschließen, müsse das Land an einem Strang ziehen und sich gemeinsam gegen Aufrufe zur Wehr setzen.

Weil die Berichte öffentlich gemacht werden, sind sie auch den Behörden einsichtig. Sie könnten theoretisch intervenieren, wenn sich die Lage irgendwo verschärft. Eine direkte Zusammenarbeit mit der Justiz läge aber nicht vor, sagt Awori. Das iHub-Institut ist der erste unabhängige Treffpunkt für Internet-Entwickler, Forscher und Startup-Unternehmer in Kenia. Finanziert wird das iHub aus Mitgliedsbeiträgen und durch die Zusammenarbeit mit Firmen wie Google und Samsung.

Das Umati-Projekt wolle nicht der grundsätzlichen Überwachung des Internets den Weg bereiten, erklärt Kagonya Awori. Im Gegenteil: „Wenn die gefährlichen Beiträge als solche erkannt werden, entsteht eine stabilere Gesellschaft, in der es für Meinungsfreiheit noch mehr Raum gibt.“ Beim Projekt stehen sie ein für ein freies Internet. Wenn Meinungsfreiheit aber für Hassparolen genutzt werde, werde das Land geschwächt; die Regierung sehe sich dann zu Einschränkungen dieser Freiheiten gezwungen, erklärt Awori.

Ernst Jan Hogendoorn von der International Crisis Group unterstreicht: „Das Projekt kann helfen, die Stimmung zu entschärfen.“ Die meisten bisherigen Initiativen hätten sich auf traditionelle Medien beschränkt. „Im Internet passiert aber so viel, und unseren eigenen Recherchen zufolge ist das ziemlich extrem.“

Bei den Gewaltausbrüchen nach den vorangegangenen Wahlen seien es vor allem Mobiltelefone und SMS gewesen, mit denen sich die verschiedenen ethnischen Gruppen verständigt hätten, sagt Hogendoorn. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones auch in Afrika könnte nun aber das Internet ein entscheidendes Verbreitungsmedium werden. Kenia ist nach Südafrika das Land mit der größten Anzahl an Twitter-Nutzern auf dem Kontinent. Seit 2010 ist die Zahl der Facebook-User um die Hälfte mehr auf eine Million Menschen gewachsen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Kenia, Internet, Wahl, Hassparolen, Gewaltaufrufe, Twitter, Facebook, Netz, Internet Communitiy, Gewalt, ethnische Gewalt, Überwachung, Meinungsfreiheit, Umati, Online, Online-Kommentare, Social Media, Soziale Medien, Online-Kommentare, Blogs, Blogger