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Afghanistan: Hart gefrorene Wäsche und fensterlose Höhlen

 
Meldung vom 12.03.2013

Sie sind Flüchtlinge der andauernden Kämpfe zwischen ISAF und den Taliban. In der Hauptstadt Kabul haben sie Zuflucht gesucht – aber dort gibt es andere Gefahren. Eine davon ist der Kältetod. In Kabul müssen die afghanischen Binnenflüchtlinge in provisorischen Behausungen die Härten des Winters am Hindukusch überleben. Nicht alle schaffen das.

Die Straßenkinder von Kabul sind mit schmutzigen, löchrigen Pullovern bekleidet, die ihnen fast vom Leib fallen, ihr Haar ist struppig und sie haben oft nur Sandalen an den Füßen, bei knietiefem Schnee, Frost und eisigem Wind. Für ein paar Afghani schwenken sie qualmende Weihrauchbüchsen über die Windschutzscheiben der Autofahrer und sprechen Segnungen aus. Abends kehren die Kinder in ein Zuhause zurück, das diese Bezeichnung nicht verdient. Es ist eine Lehmhöhle mit Plastikplanen, ein fensterloses Gebilde aus Steinen und Holz, sie bewohnen es mit ihrer Familie, auf einer Halde fünf Kilometer nördlich des Zentrums von Kabul.

Eine Handvoll Unternehmer sind in Afghanistan in den vergangenen zehn Jahren zu Reichtum gekommen, für die meisten Bürger am Hindukusch aber geht es jeden Tag neu ums Überleben. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen in diesen Tagen, wenn die Temperaturen auf bis zu minus zwanzig Grad fallen. „Wir haben bisher drei Kinder verloren“, berichtet Mohammed Gul.

Er ist der sogenannte Älteste des Flüchtlingscamps Parwan-2. Hier sind 29 Familien untergekommen. Zuvor hausten sie im Kacha-Gali-Lager in Peschawar, Pakistan. Die afghanische Regierung hatte ihnen Land zugesagt, wenn sie zurückkehren. Sie kamen gerne wieder in die Heimat und hegten die Hoffnung auf einen Neuanfang. Als sie aber ihre Häuser auf dem zugesagten Stückchen Erde errichteten, vergangenen Sommer nahe dem größten US-Militärflughafen in Bagram, detonierten immer wieder Minen, eines ihrer Kinder wurde zerfetzt, zwei weitere wurden schwer verletzt. „Da konnten wir nicht bleiben“, erklärt Mohammed Gul.

In der Behausung, in der Mohammed Gul mit seiner Frau und den sieben Kindern lebt, gibt es als Wärmequelle einen Gasofen. Damit gehört die Familie schon zu den besser gestellten – viele müssen ohne Wärme auskommen. Die Wäsche draußen auf der Leine ist hart gefroren. Im eigenen Land können Vertriebene wie Gul kaum mit der Hilfe der Regierung rechnen. Man will die Bildung von Slums boykottieren und bemühe sich darum, die Rückführung von Flüchtlingen in ihre Dörfer zu unterstützen, heißt es.

Die Flüchtlinge fallen durch alle sozialen Netze. 35.000 Vertriebene müssen hier in Kabul in der Kälte ausharren, in ganz Afghanistan sind es noch mindestens 500.000 Menschen, die nicht wissen, wohin. Bei dem harten Winter sterben vor allem Kinder und ältere Menschen.

„Sie leben in Schlamm und Müll, die Kleinen haben keine warme Kleidung, an Schule ist gar nicht zu denken“, melden örtliche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Nachdem im vergangenen Jahr in Afghanistan mehr als hundert Menschen den Kältetod erlitten, weisen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International auf die „vermeidbaren Tragödie“ hin und fordern eine „besser koordinierte Winterhilfe“. Die Aktivisten stellen auch fest, dass das Interesse der Spender für Afghanistan nachlässt, mit dem Abzug der internationalen Truppen im nächsten Jahr könnte es zunehmend stagnieren.

Viele Binnenflüchtlinge stammen aus den Grenzgebieten zu Pakistan. Einer davon ist Abdul Momin, Sohn eines Handwerkers aus Nangahar, der mit seiner Familie in einem Camp nahe des Karga-Sees unweit der Hauptstadt Obdach suchte. Die Ostprovinzen sind Hoheitsgebiet für Taliban-Kämpfer, die Dörfer werden aber auch von der afghanischen Armee und ihren Verbündeten unter Beschuss genommen, bezeugt der 34 Jahre alte Schreiner.

Die Zivilisten geraten zwischen die Fronten, viele ergreifen die Flucht und hoffen, in Kabul sicher zu sein, sie denken auch an einen Neuanfang. Doch wer nicht stark genug ist, die eisigen Bedingungen auszuhalten, der muss auch hier mit dem Tod rechnen. Gebende Hände führt regelmäßige Hilfskonvois zu den Flüchtlingen durch. Die Afghanen erhalten Säcke mit Lebensmitteln, warme Kleidung, Kochutensilien und Zeltplanen.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Flüchtlinge, ISAF, Taliban, Grenzgebiete, Pakistan, Minen, Straßenkinder, Elend, Flüchtlingslager, Camps, Müll, Schlamm, Schule, Bagram, Kälte, Eis, Frost, Schnee, Kältetod, Kinder, Rückführung