Afghanistan: USA wütend über Karzais Verschwörungstheorie

 
Meldung vom 12.03.2013

Hamid Karzai hat sich einen weiteren Seitenhieb gegen die USA geleistet. Sind die USA und die Taliban heimlich verbündet? Diese seltsame Behauptung hat jetzt der afghanische Präsident Karzai in den Raum gestellt. US-Vertreter sind außer sich, Verteidigungsminister Hagel sagte ein Treffen mit Karzai ab.

Eigentlich stand bei der Veranstaltung in Kabul die Rolle der Frauen in Afghanistan im Mittelpunkt, ein Nachspiel zum Weltfrauentag. Doch Hamid Karzai nutzte die Gelegenheit zu einem verbalen Schlag gegen die USA. Afghanistans Präsident verdächtigte den wichtigsten Partner im Anti-Terror-Krieg, ausgerechnet mit den Taliban gemeinsame Sache zu machen – jener Gruppe, die die USA seit Ende 2001 in Afghanistan zu bekämpfen versuchen.

Die USA und die Taliban würden „heimlich zusammenarbeiten, um Afghanistan instabil zu halten“, provozierte er. Die Taliban würden afghanische Zivilisten „zum Nutzen Amerikas töten“. Das alles sei eingefädelt, um einen Verbleib von US-Sicherheitskräften über viele Jahre zu gewährleisten.

Karzai, der bekannt ist für seine wechselhaften Einstellungen zu Washington, schockierte diesmal selbst die an seine Wutausbrüche gewöhnten US-Vertreter. Der neue ISAF-Kommandeur, US-General Joe Dunford, sagte, Karzai habe ihm nie direkt vermittelt, die USA würden mit den Taliban unter einer Decke stecken. „Daher weiß ich nicht, was ihn dazu gebracht hat, das heute zu behaupten.“ Die Aussage sei jedenfalls „kategorisch falsch“, die USA hätten „keinen Grund, mit den Taliban zusammenzuarbeiten“.

Der neue US-Verteidigungsminister Chuck Hagel, der sich zu einem dreitägigen Besuch in Kabul angereist war, erklärte vor den Medien, er habe ein „sehr direktes Gespräch“ mit Karzai geführt. Hagel bekundete sein Verständnis für die „schwierige Lage“, in der Karzai sich befinde. „Ich kann den Druck nachvollziehen, unter dem er sich befindet.“

Einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Karzai in dessen Präsidentenpalast ging Hagel trotzdem aus dem Weg. Das Pentagon machte dafür „Sicherheitsgründe“ geltend, US-Diplomaten ließen jedoch durchblicken, der wahre Grund sei die Empörung über Karzais Äußerung.

Mit seiner Meinung, die USA würden heimlich den Terror nähren, steht Karzai in Afghanistan nicht allein da. „Immer mehr Menschen glauben das“, bezeugte auch ein afghanischer General, der anonym bleiben wollte. „Auch ich bin davon überzeugt, dass die Taliban Helfer von Seiten der Amerikaner haben“, sagte er. Mehrere afghanische Parlamentarier gaben auf Nachfrage zu, sie hielten es nicht für völlig abwegig, dass die Taliban Unterstützung aus Washington bekämen. Diese Theorie mutet seltsam an, zumal US-Soldaten regelmäßig Tote bei Angriffen der Taliban zu beklagen haben.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de