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Mexiko: Im Kampf mit den Kartellen – Eine Zeitung gibt auf

Meldung vom 13.03.2013

Journalisten in Mexiko leben kurz. Immer wieder werden Reporter regelrecht hingerichtet, die über die Drogenkartelle und ihre dunklen Verbindungen in die Politik recherchieren und Berichte darüber veröffentlichen. Eine Zeitung sieht sich gezwungen, angesichts der Bedrohung durch die Kartelle zu kapitulieren.

Furcht breitet sich aus in den Redaktionsräumen von Zócalo. Am Montag (11.03.2013) hat die Regionalzeitung mit Sitz in der nordmexikanischen Stadt Saltillo im Bundesstaat Coahuila deshalb eine Kapitulationserklärung verfasst. Die Journalisten von Zócalo hissen die weiße Flagge vor der Gewalt.

Kurz vor 14 Uhr hat die Redaktion einen Text auf ihre Internetseite eingepflegt. „Da die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann, hat die Redaktion der Zeitung Zócalo beschlossen, ab sofort die Berichterstattung im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität einzustellen“, ist dort zu lesen.

Damit nehme die Zeitung Rücksicht auf die Sicherheit von „mehr als tausend Mitarbeitern und ihren Familien“. Ab sofort werden die Journalisten also nicht mehr über die Drogenkartelle schreiben, die Mexiko seit Jahren terrorisieren.

Es ist nicht das erste Mal, dass Medien sich eine solche Form der Selbstzensur auferlegen. Denn Journalisten, die im Milieu der Drogenkartelle Bericht erstatten, arbeiten unter hohem Lebensrisiko. Anfang März wurde der Zeitungsverleger Jaime Gonzáles Berichten lokaler Medien zufolge in der Grenzstadt Ojinaga im Bundesstaat Chihuahua massakriert. Sein Newsportal Ojinaga Noticias ist inzwischen im Internet nicht mehr auffindbar. In den vergangenen zwölf Jahren sollen mindestens 127 Reporter getötet oder verschleppt worden sein.

Für einen Skandal sorgte auch eine Aktion des Diario de Juárez, der Tageszeitung in Mexikos Drogenhochburg Ciudad Juárez. „Als Mitarbeiter eines Mediums der Information wollen wir, dass Sie uns erklären, was Sie von uns wollen und was wir Ihrer Meinung nach veröffentlichen sollen, damit wir wissen, wonach wir uns richten sollen“, ließen die Journalisten im Herbst 2010 in einem Leitartikel wissen und teilten mit, die Berichterstattung über organisierte Kriminalität vorerst einzustellen. In weniger als zwei Jahren waren zwei Kollegen von den Drogenbanden hingerichtet worden.

Immer weniger Journalisten veröffentlichen inzwischen etwas über „Drogenhandel, die Gewaltherrschaft der Kartelle und ihre engen Verbindungen in die Politik“, meint die Organisation Reporter ohne Grenzen. In ihrer aktuellen Rangliste der Pressefreiheit, auf der 179 Nationen aufgelistet sind, liegt Mexiko auf Platz 153 – hinter Ländern wie Irak, Afghanistan und Libyen.

Seit Dezember bemüht sich der neue Präsident Enrique Peña Nieto um eine neue Strategie im Kampf gegen die Drogenkartelle. Sein Vorgänger Felipe Calderon hatte die Clans noch mit dem Militär in die Enge getrieben – das Ergebnis war ein blutiger Drogenkrieg, bei dem inzwischen mindestens 70.000 Menschen gestorben sind.

Peña Nieto wollte stattdessen die Polizeikraft ausbauen, um die Gewalt einzudämmen. Einen Waffenstillstand oder gar einen Pakt mit den Kartellen weist der neue Präsident aber ebenfalls zurück. Bislang gibt es kaum eine Änderung in Mexiko.

Einige Journalisten wagen es dennoch, über die kriminellen Machenschaften und die Kartelle der Drogenbosse zu schreiben. Doch die Berichterstattung taucht mehr und mehr in die Weblogs ab – anonym. Im Blog borderlandbeat.com berichten die Autoren unter Pseudonym über die Drogenkartelle und ihre Machenschaften. Eine offene Berichterstattung ist für die Journalisten des Landes wohl auch in Zukunft zu riskant.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Süddeutsche Zeitung“, sueddeutsche.de

Schlagwörter: Mexiko, Medien, Zeitung, Journalisten, Kartelle, Drogenkriminalität, Drogenmafia, Bedrohung, Kapitulation, Presse, Pressefreiheit, Redaktion, Berichte, Berichterstattung, Reporter ohne Grenzen, Enrique Peña Nieto, Polizei, Blogs, Webblogs, Blogger, Internet