Afghanistan: Nach Karzais Hetzrede – Schutzmaßnahmen für US-Soldaten

Meldung vom 15.03.2013

Nach den antiamerikanischen Äußerungen von Präsident Hamid Karzai wurden die Schutzmaßnahmen für US-Soldaten in Afghanistan erhöht. In einer E-Mail sieht US-General Joseph Dunford ein erhöhtes Risiko für Attacken auf die NATO-Schutztruppe. Der General bezeichnet Karzais Worte als „aufhetzend“.

Das ohnehin schwierige amerikanisch-afghanische Verhältnis hat einen neuen Tiefpunkt erreicht: Nach kritischen Aussagen des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai über die US-Truppen am Hindukusch hat General Joseph F. Dunford, der US-amerikanische Kommandeur in Afghanistan, befohlen, die Sicherheitsmaßnahmen für seine Soldaten zu intensivieren. Das Anschlagsrisiko durch feindliche afghanische Kräfte und Militante habe sich erhöht.

Der Chef aller amerikanischen und internationalen Einheiten versetzte seine Kommandeure im ganzen Land in dieser Woche in Alarmbereitschaft und warnte, dass die Bemerkungen Karzais die eigenen Truppen in Gefahr bringen könnten.

In mehreren Reden hatte Karzai durchblicken lassen, dass die USA und die Taliban in Afghanistan unter einer Decke stecken würden. Damit solle die Grundlage dafür geschaffen werden, dass weiterhin ausländische Kampfeinheiten in Afghanistan bleiben sollen. Karzais Äußerungen hatten bei den Amerikanern für Aufregung gesorgt.

US-General Dunford ist besorgt, dass es nach Karzais verbaler Entgleisung vor einigen Tagen zu sogenannten Insider-Attacken auf die ausländischen Soldaten kommen könnte. Er hat vor allem die von den NATO-Truppen und Afghanen betriebenen Trainingsprojekte als mögliches Anschlagsziel im Blick.

Dunford traf deshalb verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Karzais Äußerungen könnten „ein Katalysator für manche sein, unsere Truppen anzugreifen“, so der General. Karzais Kommentare nannte der Kommandeur in seiner Warnung eine „aufhetzende Rede“, die die Zusammenarbeit mit den Afghanen massiv verschlechtert habe.

Karzai hat die Aussagen mittlerweile beschönigt. „Meine Äußerungen kürzlich waren dazu gedacht, die Beziehungen zu reformieren, aber nicht zu zerstören“, ließ er wissen. Kabul strebe nach einer „guten Zusammenarbeit mit den USA“, aber es müsse sich um eine Beziehung von zwei unabhängigen Nationen handeln, hieß es weiter.

Diese dünnen Sätze von Karzai können wenig wiedergutmachen, zumal er die zentralen Anklagen nicht zurückgenommen hat. Innerhalb der Staatengemeinschaft weiß man inzwischen, dass der afghanische Präsident hauptsächlich aus strategischen Gründen immer wieder gegen die USA hetzt. Damit, so eine weitverbreitete Erklärung, wolle der Staatschef sein Image innenpolitisch aufbessern.

Mit der letzten Episode aber ist Karzai offenbar zu weit gegangen. Die Warnung Dunfords, eigentlich nur für den internen Gebrauch gedacht, bringt zu Tage, wie zerstört das Vertrauen innerhalb des US-Militärs gegenüber Karzai mittlerweile ist. „Wir sind an einem wunden Punkt unserer Beziehung angekommen“, gibt Dunford in der E-Mail zu. Damit ließ der Kommandeur deutlicher denn je die Frustration heraus, die unter fast allen Nationen herrscht, die sich für das Land einsetzen.

Die Kluft, die Karzai gerissen hat, wird auch die Planungen für die Reduzierung der internationalen Einheiten beeinflussen. Bisher wollen die USA auch nach dem Abzug der NATO-Kampfeinheiten bis zu 10.000 Soldaten am Hindukusch lassen. Bleibt Präsident Karzai bei seinem Kurs der ständigen Beleidigung der US-Truppen, könnte den Entscheidungsträgern im Weißen Haus jedoch irgendwann der Geduldsfaden reißen.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de