Unser Service für Sie


 [ » Newsletter ]

[ » zum Kontakt-Formular ]

[ » Material bestellen ]

[ » Geschenke bestellen ]



Videos aus unseren Projekten finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.
[ » Gebende Hände – Youtube-Kanal ]


Äthiopien: Rückkehrer bauen die Somali-Region wieder auf

Meldung vom 09.04.2013

Mehr als zwei Jahrzehnte lang wurde die Somali-Region im Osten Äthiopiens von einem zermürbenden Guerillakrieg zerrieben. In den letzten Jahren hat sich jedoch die Sicherheitslage merklich verbessert. Das ist für viele Menschen in der Diaspora ein Grund, wieder in die Heimat zu kommen – und sich in Entwicklungsarbeit zu investieren.

Seit geraumer Zeit bemüht sich die Regionalregierung, die ins Ausland emigrierten Landsleute wieder zur Heimkehr zu bewegen. Die Überzeugungsarbeit bringt langsam Frucht. „Jahrelang glaubte ich, dass eine Rückkehr viel zu gefährlich sei“, erzählt Zara Wale Abas, die lange Zeit in Dänemark wohnte. „Als uns der Vizepräsident der Somali-Region Bilder von den Fortschritten zeigte, war ich wirklich überrascht und interessiert, mir vor Ort selbst ein Bild zu machen.“

In ihrer Erinnerung war Jijiga, die Hauptstadt der Somali-Region, unterentwickelt und ein toter Winkel auf der Landkarte. Abas war nicht die einzige, die der Anblick von Krankenhäusern, Straßen, Schulen und Brücken erstaunte. Tatsächlich sind in den vergangenen zwei Jahren rund 300 Emigranten zurückgekommen, um sich ständig oder zeitweise bei Entwicklungsprojekten zu engagieren.

Abas befindet sich seit 2011 wieder in ihrer Heimat und hat den Bau eines Hotels für Ökotouristen mitfinanziert. „Auch wenn es bisher erst wenige sind, die heimgekehrt sind – für uns alle war dies ein unerhört mutiger Schritt“, unterstreicht sie.

Axmed Maxamad Shugri, Leiter der Regionalbehörde, die den Heimkehrern bei der Wiedereingliederung hilft, sieht in den Kämpfen der Ogaden-Befreiungsfront oder ONLF den Grund für die lange Abwesenheit seiner Landsleute. „Die ONLF stellt die Somali-Region nach wie vor als Kriegsschauplatz dar. Das ist der Grund, warum viele noch immer nicht eine Heimkehr in Erwägung ziehen.“

Die ONLF ist weitgehend aus ethnischen Somalis vom Clan der Ogadeni-Darod zusammengesetzt, die seit dem Sturz des äthiopischen Diktators Mengistu Haile Mariam 1991 für einen eigenen unabhängigen Ogaden streiten. Über fast zwei Jahrzehnte dauerte der blutige Konflikt. Inzwischen hat sich die ONLF auf Friedensgespräche mit der Regierung eingelassen. Nach Angaben der Regionalregierung hat eine regionale Miliz, die sogenannte Liyu-Polizei, eine Schwächung der ONLF bewirkt.

Bei den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Ogaden-Befreiungsfront und der äthiopischen Armee starben nicht nur Menschen, sondern jegliche Entwicklung der Region lag jahrelang brach. Zusätzlich stürzen auch die Dürren, die die Somali-Region heimsuchen, die Menschen dort ins Elend. Viele der fünf Millionen Einwohner der Somali-Region verdienen sich ihren Lebensunterhalt als Hirten, die schwer unter den Kämpfen und dem Wassermangel zu leiden hatten.

Ahmed Haybe Mohamoud ist ein Geschäftsmann, der 30 Jahre lang in Frankfurt am Main lebte. Auch er wagte es wegen der bewaffneten Kämpfe nicht, in seine Heimatregion zurückzukehren. Doch inzwischen sei Stabilität in die größeren Städte eingekehrt. „Ich denke, dass es an der Zeit ist, in die Region zu investieren.“ Mohamoud hat mit vielen seiner auf der ganzen Welt verstreuten Verwandten Geld zusammengelegt, um Jijigas erstes Fünf-Sterne-Hotel zu errichten.

Jamal Arab und seine Familie waren im US-Bundesstaat Minnesota untergekommen. Vor kurzem entschieden sie sich zur Heimkehr. In Fafan, einem Dorf rund 30 Kilometer von Jijiga entfernt, investieren er und vier weitere Investoren in einen riesigen Fleischereibetrieb. „Das Unternehmen wird vielen Menschen in der Region zu einem Einkommen verhelfen“, meint er stolz.

Doch nicht nur Investoren kehren zurück. Es kommen viele, um ihr im Ausland angeeignetes Fachwissen zu vermitteln. Mahad Musse ist in Finnland aufgewachsen und hat dort ein Medizinstudium absolviert. „Lange war ich der Meinung gewesen, dass ich unmöglich hierherkommen könnte“, sagt der Chirurg. Jetzt ist er beim Aufbau einer Klinik in Jijiga beteiligt.

Doch trotz aller Erfolge ist die Region nach wie vor von Armut geprägt. Auch in diesem Jahr rechnet man mit einer Dürre, unter der vor allem die Landbevölkerung zu leiden haben wird. Die große Mehrheit der lokalen Bevölkerung holt ihr Wasser aus Flüssen und anderen unsicheren Quellen. Ans Stromnetz sind die Landbewohner noch nicht angeschlossen.

Zwar haben die Rebellen die Städte weitgehend verlassen, doch in den ländlichen Gebieten sind sie nach wie vor aktiv. Jede Entwicklung hängt dort von der Verhandlungsbereitschaft der ONLF und der äthiopischen Regierung ab. Doch allein die Tatsache, dass viele Landsleute aus der Diaspora nach Hause kommen, ermutige die lange vergessene Lokalbevölkerung, so ein Professor, der anonym bleiben wollte.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: afrika.info

Schlagwörter: Äthiopien, Rückkehrer, Heimkehrer, Somali-Region, Osten, Guerillakrieg, Rebellen, Ogaden, Befreiungsfront, Investoren, Entwicklungsarbeit, Fachwissen, Emigranten, ONLF, Dürre, Wassermangel, Armut, Stromnetz, Diaspora