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Kenia: Alte Kleider aus Europa

 
Meldung vom 23.04.2013

Mit abgelegter Kleidung aus Europa macht man in Kenia große Geschäfte: Etwa 200.000 Menschen sind in dieser Branche tätig. Auf den riesigen Märkten in Nairobi sind Designeranzüge und andere Markenkleider zum Preis von ein paar Euro zu haben.

So weit das Auge reicht Hosen, T-Shirts und Pullover. Manche stapeln sich unsortiert auf Wühltischen, manche werden ordentlich aufgehängt in den engen Verkaufsständen dargeboten. Auf dem Kikomba-Markt, dem größten in Nairobi, verkaufen tausende Händler Second-Hand-Kleidung.

„Das ist zweiter Hand – aber ich mache dir einen guten Preis“, verspricht einer von ihnen. Der häufigste Spruch auf diesem Markt. Einkaufen heißt hier handeln – doch schon umgerechnet ein Euro reicht, um einzukaufen: „Dafür gibt es ein Hemd, eine Hose oder eine Jacke“, erklärt ein anderer Verkäufer. „In den Geschäften zahlen Sie viel mehr.“

Die Kleider werden in großen Bündeln eingeführt. Das hat den Second-Hand-Märkten in Kenia den Namen gegeben: Mitumba heißen sie, das ist Kisuaheli und bedeutet Ballen. Ein Teil von ihnen ist in Schiffscontainern aus Deutschland hierher gelangt. Den Kunden auf dem Markt macht es nichts aus, dass andere die Kleidung schon mal getragen und dann aussortiert haben: „Hier sind die Sachen bezahlbar“, sagt eine Frau, die nach einem Ausschau hält. „Was immer ich kaufe, gibt es nur als Einzelstück. Keine Massenware. Das gefällt mir.“

„Die Sachen aus Übersee sind einzigartig“, ergänzt auch die Händlerin. „Old school nennen wir das. Die Kleidung färbt nicht so schnell aus und oft muss man sie nicht mal bügeln – du wäscht sie einfach und ziehst sie an.“

Gewerbliche Textilverwerter führen die Altkleider nach Afrika aus. Das Mitumba-Geschäft hat sich in Kenia als ein großer Erwerbszweig bewährt. Etwa 200.000 Menschen sind im ganzen Land in dieser Branche tätig – zehn Mal so viel wie in der Textilindustrie.

In einer Fabrik in Nairobi wird Baumwolle aus den afrikanischen Nachbarländern zu bunten Mustern verwebt und zu den allseits beliebten afrikanischen Stoffen verarbeitet. Die traditionellen Muster sind inzwischen auch weltweit populär. Selbst auf den großen Modenschauen in London und Paris wird Haute-Couture im Ethno-Look gezeigt. Doch bisher ist das Weben keineswegs so profitabel wie das Second-Hand-Geschäft. Schätzt Fabrik-Manager Rajab Itambo die Second-Hand-Märkte als seine Konkurrenz ein?

„Nicht unbedingt. Kritisch wird es, wenn auf dem Mitumba-Markt auch neue Kleider verkauft werden – und das zollfrei.“ Dabei hat er vor allem Waren im Sinn, die aus China oder Indien ins Land kommen: „Die billigen Importe sind illegal. Sie werden zu einem Preis angeboten, der noch unter unseren Selbstkosten liegt. Das wirkt sich auf uns aus.“

Diese Massenwaren ruinieren das Geschäft. Mehr als die Altkleider, von denen allerdings auch täglich neue eintreffen. Die aussortierten Kleidungsstücke werden gewaschen und gebügelt. Oft kann man richtige Liebhaberstücke entdecken – original Designerware oder alte Fußball-Trikots, die in Deutschland Kultstatus hätten. „Ich trage dieses Shirt nicht, weil es chic ist“, erklärt ein junger Mann im Manchester-United-Trikot. „Ich bin ein Fan des Vereins. Ich kaufe immer auf dem Mitumba-Markt.“

Wenn etwas nicht passt, wird es in Windeseile geändert. Das erhöht den Preis um ein wenig. So wie dieser Kunde, der die Ärmel an seinem neu erstandenen Jacket kürzen lässt: „Das sind schließlich Designer-Stücke“, meint er. „Darum lohnt es sich.“

Es stört kaum jemanden, wenn der Schnitt nicht mehr ganz der neuesten Mode entspricht. Auf dem Markt sieht man Jacken mit Schulterpolstern genauso wie Schlaghosen. Für jeden ist da etwas dabei, ob Rüschenblusen oder Leoparden-Leggings. Eine Frau sagt, ihre gesamte Garderobe sei Second Hand. Sie ist der Ansicht, dass sie damit dem Trend eher voraus statt hinterher ist. Denn irgendwann sei schließlich alles wieder modern: Die Mode wiederhole sich doch regelmäßig.


Video-Beiträge zu diesem Thema

 "Second-Hemd" in Kenia




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandradio“, dradio.de

Schlagwörter: Kenia, Kleider, Kleidung, Second Hand, Branche, Markenkleider, Kikomba-Markt, Nairobi, Textilverwerter, Mitumba, Mitumba-Markt, Textilindustriem Weberei, Baumwolle, Importe, China, Indien, Ethno-Look, Mode, Trend, Händler