Haiti: Flüchtlingscamps werden zwangsgeräumt

Meldung vom 26.04.2013

Auch drei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hausen Tausende noch immer in Flüchtlingscamps. Zwangsräumungen setzen die Obdachlosen noch zusätzlich unter Druck, kritisiert Amnesty International bei der Vorstellung des Berichts „Nowhere to go: Forced evictions in Haiti's camps for displaced people“ (Sie können nirgendwohin: Zwangs-räumungen in Haitis Flüchtlingscamps).

Fast tausend Familien sind zwischen Januar und März dieses Jahres gewaltsam aus ihren Unterkünften ausquartiert worden. Und das, obwohl im vergangenen Jahr laut der Internationalen Organisation für Migration ein Rückgang der Zwangsräumungen festgestellt wurde. Die meisten Räumungen wurden direkt von den Behörden angeordnet oder aber von ihnen akzeptiert.

„Die Bitten von Amnesty International und anderen Nichtregierungsorganisationen, keine Zwangsräumungen mehr durchzuführen, stoßen bei der haitianischen Regierung auf taube Ohren“, meint Javier Zuñiga von Amnesty International. „Die Zwangsräumungen werden nicht nur weiterhin durchgeführt, sondern es sind in diesem Jahr sogar noch mehr geworden.“

Zwischen Juli 2010 und Dezember 2012 waren bereits 60.978 Menschen auf die Straße gesetzt worden, jetzt kommen noch einmal 977 neue Familien hinzu. Unter Zwangsräumungen leiden laut Amnesty International mehr als ein Viertel der 320.000 Menschen, die auch drei Jahre nach dem Erdbeben noch immer in den Zeltdörfern leben.

Die Zwangsräumungen stellen allerdings nur ein Problem von vielen dar: Die Lebens-bedingungen in den Camps verschlechtern sich zusehends. Es gibt kaum fließendes Wasser, die mangelnden sanitären Einrichtungen und die Müllhalden stellen für die Bevölkerung ein zunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Die hohe Kriminalitätsrate in den Lagern führt dazu, dass die Bewohner in ständiger Furcht leben. Vor allem Mädchen und Frauen werden häufig vergewaltigt.

Schon vor dem Erdbeben lebten in Haiti unzählige Menschen ohne ein richtiges Dach über dem Kopf. Internationale Organisationen gehen davon aus, dass es ein Defizit von 700.000 Wohnungen gibt bei einer Bevölkerung von über 10 Millionen Menschen. Der haitianischen Regierung ist klar, dass sie hier eingreifen muss und entwirft zum ersten Mal in der Geschichte des Landes eine Wohnbaupolitik.

„Die Regierung bemüht sich, die Folgen des verheerenden Erdbebens in den Griff zu bekommen. Dabei sollte sie die Chance ergreifen, das Wohnungsproblem in Haiti anzugehen“, sagt Javier Zuñiga von Amnesty International. „Die Behörden dürfen bei ihren Plänen zum Wiederaufbau die Achtung der Menschenrechte nicht in den Hintergrund stellen.“

Gebende Hände unterstützt mehr als 1.200 Kinder aus diesen Zeltdörfern mit Essen.
Bei der Kindertafel Lamanjay gibt es täglich eine warme Mahlzeit und ein wenig Fürsorge für die Kleinen.


Weiterführende Informationen

 Haiti: Projektberichte


Quelle: „Amnesty International“, www.amnesty.de