Indien: Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 52 Grad

Meldung vom 30.05.2013

Eine mörderische Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 48, vereinzelt sogar 52 Grad Celsius hat in Indien für Tote gesorgt. Allein im indischen Bundesstaat Andhra Pradesch kamen mindestens 500 Männer, Frauen und Kinder durch einen Hitzschlag ums Leben. Andere Quellen nennen 800 Opfer. Zu den meisten Toten zählen bitterarme Tagelöhner und Arbeiter, die sich trotz sengender Sonne gezwungen sahen, weiter zu arbeiten, um ihre Familien zu ernähren.

Bereits seit zwei Wochen herrscht in Teilen Indiens eine rekordträchtige Hitzewelle. Am Montag kam es im Norden der beiden Länder immerhin zu einer Senkung der Glutofen-Temperaturen. Das Thermometer ging auf 41 bis 43 Grad zurück.

Vielerorts verschlimmern Stromausfälle die Situation, weil Klimaanlagen, Wasserkühler und Ventilatoren den Energiebedarf dramatisch steigern. In Uttar Pradesh hatten bereits in der vergangenen Woche verzweifelte Menschen die Büros und Angestellten von Stromfirmen gestürmt, um die Verantwortlichen zum Handeln zu bewegen. „Es gibt kein Wasser, weil ohne Strom die Wasserpumpen nicht arbeiten. Kleine Kinder schreien“, bezeugte etwa der Dorfbewohner Shankuntala Rastogi. „Erst nach unseren Protesten wurde die Stromverbindung repariert.“

Krankenhäuser registrieren einen Ansturm von Hitzekranken. Viele Menschen leiden unter Durchfall und Erbrechen. Besonders Kinder seien anfällig. In Lahore sind wichtige Medikamente zur Neige gegangen. Mit den Temperaturen kletterten auch die Ozonwerte in den überfüllten, oft versmogten Städten auf alarmierende Werte. Viele Bewohner beschweren sich über gereizte, brennende Augen und Atemwege.

Wegen der Gluthitze und der gnadenlosen Sonne sitzen die Menschen in ihren Häusern fest. „Wir können nicht rausgehen. Wir sitzen den ganze Tag drin“, klagt die 24-jährige Rekha, die mit ihrer Familie in Bhogal, einem der ärmeren Viertel Neu Delhis, wohnt. Während die Reichen dank Klimaanlagen zumindest ihre Wohnungen auf ein erträgliches Maß herunterkühlen können, stehen den Ärmeren nur Ventilatoren zur Verfügung. Und viele besitzen noch nicht einmal das.

Durch die Dauerhitze werden Wände und Fußböden derart heiß, dass sie auch nachts unentwegt Hitze ausstrahlen. „Nachts ist die Hitze am schlimmsten“, meint Rekha. Dann wende sie sich oft stundenlang schlaflos hin und her. „Auch der Strom fällt immer wieder aus.“ Abends schütten sie und ihre Familie Wasser auf den Fußboden, damit er ein wenig auskühlt, und betten sich dann auf dem nackten Zement. „Das ist kühler als auf Matten. Was sollen wir denn sonst tun?“ Andere bedecken sich mit feuchten Tüchern oder weichen zum Schlafen auf die Hausdächer aus. Doch auch das bringt in Städten, wo sich die Hitze staut, kaum Kühlung.

Einen deutlichen Vorteil haben die Reichen, die in klimatisierten Autos durch die Gegend fahren. Die wirklich Betuchten leben ohnehin in grüneren Nobelvierteln, wo die Temperaturen ein bis drei Grad tiefer liegen als in den dicht besiedelten Stadtvierteln der Ärmeren. Andere nennen luxuriöse Landvillen vor den Toren der Städte mit Pools und riesigen, parkähnlichen Gärten ihr Eigentum. Dort kühlt es zumindest nachts leichter ab.

Laut Medien wurde Indien zuletzt vor über einem Jahrzehnt von einer solchen Hitzewelle heimgesucht. „Das ist die Klimaerwärmung“, bemerkt der Ladenbesitzer Anil Malik aus Neu Delhi. „Das Schlimmste steht uns noch bevor.“ Doch eine wirkliche Diskussion darüber wird in den Medien kaum geführt. „Wir müssen es einfach ertragen.“


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Stuttgarter Zeitung“, stuttgarter-zeitung.de