Afghanistan: Militärführung nun in eigener Hand

 
Meldung vom 19.06.2013

Am Dienstag haben die afghanischen Sicherheitskräfte von den Streitkräften der Nato die Verantwortung für die Sicherheit im gesamten Land übernommen. „Unsere Sicherheits- und Verteidigungskräfte übernehmen nun die Führung“, sagte Präsident Hamid Karzai in der Militärakademie am Rande Kabuls an diesem historischen Tag.

Die noch unter Verantwortung der Nato-Truppen stehenden 95 Landesbezirke wurden an die afghanischen Kräfte übergeben. Sie befinden sich in den südlichen und östlichen Regionen, wo die aufständischen Taliban besonders stark sind. Bis zum Abzug Ende 2014 sollen die rund 100.000 Nato-Soldaten im Land nur noch unterstützend agieren.

Dieser Schritt gilt als Meilenstein bei dem geplanten Abzug der internationalen Streitkräfte aus Afghanistan. „Wir werden die afghanischen Truppen bei Bedarf weiter bei Operationen unterstützen. Aber wir werden diese Operationen nicht mehr planen, durchführen oder anführen“, so Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen bei den Feierlichkeiten. Außenminister Guido Westerwelle bezeichnete die Führungsübernahme als „einen wichtigen Schritt auf dem Weg hin zur vollen Souveränität und Eigenverantwortung Afghanistans“.

Dennoch ist die Sicherheitslage am Hindukusch weiterhin instabil. Ob die 350.000 afghanischen Sicherheitskräfte der Situation wirklich gewachsen sind, muss sich erst zeigen. Auch wenn Karzai am Dienstag von einer verbesserten Sicherheitslage sprach, nach Ansicht von Fachleuten hat sich die Lage in den letzten Monaten eher wieder deutlich verschlechtert.

So sprengte sich in Kabul noch kurz vor Karzais Rede ein Selbstmordattentäter in die Luft. Drei Zivilisten starben, 21 Menschen wurden verletzt.

Das Attentat ereignete sich nach Angaben von Najeeb Danish, dem Sprecher des Innenministeriums, unweit der afghanischen Menschenrechtskommission im Westen Kabuls. Es sei unklar, ob der Konvoi des Parlamentariers Hadschi Mohaqiq oder das Büro der Menschenrechtskommission Ziel des Attentäters gewesen sei. Drei Leibwächter von Mohaqiq, prominenter Anwalt und Chef der Islamischen Einheitspartei Afghanistans, kamen durch die Bombe ums Leben, er selbst blieb unverletzt. Der Abgeordnete kämpft gegen eine Rückkehr der Taliban an die Macht.

Karzai kündigte an, Friedensgespräche mit den Taliban aufnehmen zu wollen. Dazu würden Regierungsvertreter zum neuen Verbindungsbüro der Taliban in Katar reisen, um über einen möglichen Friedensprozess zu verhandeln.


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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de