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Afghanistan: Das sinkende Schiff

Meldung vom 26.06.2013

Der große Exodus aus Afghanistan hat begonnen. Die Lage in Afghanistan wird immer gefährlicher. Die afghanischen Diplomaten setzen sich inzwischen ab. Bis zu 100 Entsandte, die nach einem Auslandseinsatz an den Hindukusch zurückkehren sollten, sind im Exil untergetaucht.

Insgesamt 105 afghanische Diplomaten sollten am Samstag (22.06.2013) im Außenministerium in Kabul zum Dienstantritt erscheinen. Ihre Entsendung ins Ausland war turnusmäßig beendet, es war an der Zeit, in die Zentrale in Kabul zurückzukehren. Doch genau fünf sind bisher in Kabul eingetroffen. Die anderen sind offensichtlich in den Ländern geblieben, in denen sie tätig waren, darunter auch mehrere Mitarbeiter an der afghanischen Botschaft in Berlin.

Aus Kreisen des afghanischen Außenministeriums war zu hören, die Mitarbeiter der Botschaften hätten angegeben, sie würden in ihren jeweiligen Gastländern jeweils Asyl beantragen oder zumindest eine Verlängerung ihres Dienstes bis zur Präsidentenwahl im Frühjahr 2014 anstreben. „Sie haben die Hoffnung, dass dann mehr Klarheit besteht über die Zukunft unseres Landes“, erklärte ein Mitarbeiter des Ministeriums. „Ich habe das Gefühl, als habe der Exodus eingesetzt. Niemand will zurück nach Afghanistan.“ Man könne die Leute aber nicht anklagen, dass sie wegblieben, „bei der Lage im Land“.

Die meisten Afghanen befürchten Umfragen zufolge, dass das Land in Chaos und Gewalt untergeht. Und dass ein Bürgerkrieg beginnt, sobald die westlichen Truppen Ende 2014 abgerückt sind. Schon seit Monaten bereiten sich Taliban sowie verschiedene ethnische Gruppen militärisch auf einen Kampf um die Herrschaft im Land vor.

Ein hochrangiger Beamter erklärte, Präsident Hamid Karzai sei sich der Lage bewusst, aber „völlig überfordert“. Er sei betroffen, dass afghanische Diplomaten die Rückkehr verweigerten. Allerdings verfüge er über „keinerlei Strategie“ und sei zu nichts anderem fähig als zu „kurzfristigen emotionalen Ausbrüchen“. „Karzai tut nichts. Wir sitzen bei den Besprechungen und fragen, wie wir reagieren sollen, und er zuckt mit den Schultern.“

Unter dem afghanischen Diplomatennachwuchs befinden sich viele Töchter und Söhne hochrangiger Politiker, die sich nur eines wünschen: So schnell wie möglich ins Ausland zu fliehen und dort vorerst zu bleiben, bis deutlich wird, wie die Zukunft in Afghanistan sich gestaltet.

Auch Stiftungen und Organisationen, die Bildungsreisen und Konferenzen für Afghanen ins Ausland organisieren, sind vorsichtig geworden in den vergangenen Wochen und Monaten. Sie wissen, dass immer häufiger Reiseteilnehmer sich absetzen. Von einer von der Bundesregierung organisierten Reise für afghanische Lehrerinnen seien einige nicht nach Afghanistan zurückgekommen, heißt es in Kabul. Auch ein hochrangiger Beamter des afghanischen Außenministeriums nahm eine Reise nach Kanada zum Anlass, per Telefon mitzuteilen, er werde nicht zurückkehren.

„Ich kann diesen Trend bestätigen“, meint Tinko Weibezahl, Leiter des Kabuler Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung. „In den vergangenen Monaten haben einige unserer qualifiziertesten Ansprechpartner das Land verlassen.“ Unter den Abgewanderten seien vor allem „gut Ausgebildete, die noch vor einem Jahr deutlich optimistischer in die Zukunft schauten“. Auch Minister, Abgeordnete und ranghohe Militärs setzten alles daran, ihre Familien aus dem Land zu schaffen.

Die Vorstellung von einer hoffnungsvollen Zukunft eines Afghanistans, das auf eigenen Füßen steht, sicher und friedlich ist und demokratisch regiert wird, „ist eben nur eine Geschichte, die der Westen uns gerne erzählt“, ergänzt ein ranghoher Mitarbeiter aus dem Präsidentenpalast in Kabul. „Diese Geschichte hat nur einen Haken: Die meisten Afghanen glauben sie nicht.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Diplomaten, Asyl, Abwanderung, Flucht, Auslandseinsatz, Kabul, Außenministerium, Exodus, Bürgerkrieg, Abzug, Hamid Karzai, Taliban, Ausland