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Indien: Flutdrama – Von Klöstern, Schluchten und unredlichen Priestern

 
Meldung vom 27.06.2013

In Indien sind vermutlich bis zu 10.000 Menschen in den Wassermassen umgekommen. Der Pilgerboom in Indien ist ein Grund für die Überschwemmungen: Unzählige Unterkünfte und Gebetsstätten wurden in aller Schnelle zusammengezimmert und verstopfen die Flussläufe.

Diese neun Stunden sind Vijender Singh Negi wohl für immer ins Gedächtnis gebrannt. Am 15. Juni klammerte sich der 36-Jährige an der Glocke eines Lord Shiva Tempels im indischen Himalaya-Pilgerort Kedarnath fest, während das eiskalte Gebirgswasser um ihn tobte und ihm die Kleider vom Leib riss. Singh konnte mit viel Glück aus der dritten Etage des Hotels neben dem berühmten Tempel entkommen.

Stunden später war die Herberge völlig von den Fluten weggeschwemmt, die wie flüssige Lawinen die Hänge des Himalaya heruntertosten. Singh überlebte die Qual im Eiswasser dank der Toten: „Ich kletterte auf die Leichen, die im Tempel angeschwemmt wurden und später habe ich Kleider der Toten angezogen.“

Nach den verheerenden Überschwemmungen wollen die Behörden nun Masseneinäscherungen der Flutopfer durchführen, um Epidemien vorzubeugen. Doch diese konnten wegen des anhalten schlechten Wetters nicht beginnen. Das schlechte Regenwetter hatte Hubschrauberflüge der Streitkräfte verhindert, weshalb 15 Tonnen für die Einäscherung nötiges Brennholz nicht aus dem Tal transportiert werden konnte.

Aufgrund des heftigen Regens der vergangenen Tage machten erneut Erdrutsche die Straßen im indischen Bundesstaat Uttarakhand unpassierbar, der am schlimmsten von der Katastrophe heimgesucht wird. Mindestens 1.000 Tote wurden bisher gezählt – die Zahl der Opfer könnte laut Behörden auf bis zu 10.000 anwachsen.

Die Streitkräfte konnten aber einen Großteil der über 60.000 Pilger und Bewohner aus den engen Hochgebirgsschluchten evakuieren, die seit Tagen teilweise ohne Nahrung und Trinkwasser auf steilen Berghängen oder inmitten der Ruinen der verwüsteten Orte auf Rettung gewartet hatten.

Seit Indiens Wirtschaft gedeiht, expandiert auch das Geschäft mit den Pilgern. Zu Tausenden wandern sie während der Sommermonate zu den heiligen Stätten im Himalaya. Ausgerechnet die Sadhus und Babus, die Priester der Tempel, bereicherten sich nun auf unlautere Weise davon: Soldaten fanden bei Durchsuchungen in den weiten Gewändern der Priester Millionen von Rupien in bar und Schmuck. In der Stadt Kedarnath hatten sie ihre Beute in den Ruinen der lokalen Bank und an den unbewachten Spendenkassen der Tempel an sich gebracht. Ein Sadhu gab sogar zu, Schmuck und wertvolle Uhren von Todesopfern entwendet zu haben.

Die Habgier der Priester und ihrer religiösen Orden kann man auch als einen der Gründe für die Überschwemmungskatastrophe nennen. Während der vergangenen Jahre errichteten sie angesichts des Pilgerbooms unzählige Unterkünfte und Gebetsstätten in den engen Tälern und verbarrikadierten dadurch die Flussläufe. Außerdem sorgen 220 Energie- und Bergbauprojekte in 14 Flusstälern für wachsende Probleme. Sie leiten Flüsse um, graben Tunnel und produzieren Geröll, das sich zu Staudämmen auftürmt. Zudem sind die Wälder während der vergangenen Jahre illegaler Abholzung zum Opfer gefallen.

Als zwischen dem 14. und 17. Juni plötzlich 375 Prozent mehr Regen als während eines kompletten Monsuns über den Bergen des Himalaya niederging, gab es für viele Pilger keinen Ausweg mehr. Sechs Kilometer oberhalb der am schlimmsten betroffenen Stadt Kedarnath schmolz im Regen der Schnee auf den Bergen. Das Schmelzwasser stürzte in den Charbari See und überschwemmte dann die Stadt. Das Wasser löste eine Massenhysterie aus, etwa 600 Menschen kamen ums Leben.

Die Katastrophe in Uttarakhand kostete zudem viele Menschenleben, weil die Behörden heftigen Regen vorhergesagt, aber keine Überschwemmungswarnung herausgegeben hatten. Viele Pilger wurden deshalb von den Fluten überrascht.

Die Rettungsarbeiten werden behindert, weil viele der von der Außenwelt abgeschnittenen Ortschaften Hunderte von Kilometern von Haridwar, dem Zentrum der Hilfsbemühungen, entfernt liegen. Ein Rettungshubschrauber ist abgestürzt, 20 Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Die 10.000 indischen Soldaten im Noteinsatz schicken sogar unbemannte Aufklärungsdrohnen los, um in den Bergtälern Überlebende und Tote ausfindig zu machen – wenn das Wetter es zulässt.






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Frankfurter Rundschau“, FR-online.de

Schlagwörter: Indien, Flut, Überschwemmung, Hochwasser, Schluchten, Klöster, Pilger, Pilgerboom, Habgier, Himalaja, Himalaya, Pilgerorte, Tempel, Erdrutsche, Rettungsmaßnahmen, Hubschrauber, Hochgebirgsschluchten, Uttarakhand, Drohnen, Noteinsatz, Streitkräfte, Masseneinäscherung, Kedarnath