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Indien: Kein Ausweg – Wo Bauern Selbstmord begehen

Meldung vom 05.07.2013

Aktuelle Statistiken in Indien sind alarmierend: Weiterhin ist dort die Selbstmordrate von Landwirten hoch. Ursache dafür ist die wachsende Verschuldung, aus der die Landwirte nur noch einen Ausweg sehen – den Suizid. Am schlimmsten macht sich diese Tragödie in der Staat Maharashtra bemerkbar, wo auch Monsanto und Bayer ihr Saatgut veräußern.

Die Bäuerin Ujwalla fällt in ihrem Baumwollfeld schon von weitem ins Auge. In einem knallgelben Sari steht sie da inmitten ihrer Pflanzen, die weitaus größer sind als sie. Stolz und aufrecht hält sie sich, als wolle sie dem Schicksal vorhalten: Du kannst mich nicht mehr unterkriegen. Jenem Schicksal, das ihr vor etwas mehr als zehn Jahren fast alles geraubt hatte: „Es gab damals, im Jahr 2002, einen schweren Hagelsturm, der hat die gesamte Ernte zerstört. Damals hatte mein Mann schon Schulden. Bei Geldleihern. Dann sah er keinen Ausweg mehr – und hat sich umgebracht.“

Seitdem hat Ujwalla keine andere Wahl, als alleine genau das zu tun, was ihr Mann nicht bewältigen konnte: „Vor allem am Anfang hatte ich große Probleme, ich wusste ja gar nicht, wie das geht, ein Feld zu bestellen. Jetzt schlage ich mich irgendwie durch. Aber ich vermisse meinen Mann.“

Die Region, die Ujwalla nun bewirtschaftet und in der Baumwolle, Weizen und Soja angepflanzt werden, ist die berüchtigtste im ganzen Land. Wurden in ihrem Bundesstaat, Maharashtra, ohnehin schon in den letzten zehn Jahren die meisten Farmer-Selbstmorden verzeichnet, so war dieser Landstrich – Vidarbha – derjenige, aus dem die Mehrzahl der Hiobs-Botschaften kam: Bauern haben sich auf ihrem Feld erhängt, einige haben sich mit einer ganzen Kanne voll mit Pestiziden vergiftet.

Vijay Jawania von der Nichtregierungsorganisation Shetkari Sanghetna erklärt: „Wenn ein Bauer erst mal Probleme hat, gibt die Bank ihm keinen Kredit mehr. Dann ist er gezwungen, zum Geldleiher zu gehen. Die nehmen einen Zinssatz von 60 oder sogar 120 Prozent. Und dann sitzt er in der Falle.“

Vijay Jawania ist selbst Farmer und gleichzeitig Chef jener Hilfsorganisation, die Ujwalla in den bitteren Anfangsjahren nach dem Selbstmord ihres Mannes unter die Arme griff. Aber diese Selbstmorde machten ja nur die Spitze des Eisberges aus, kritisiert Jawania. „Dieses Land hat eine Zweiteilung erfahren: Seit der Liberalisierung vor etwa 20 Jahren entwickelt sich der eine Teil zu Super-Indien. Und der andere, der ländliche, in Richtung von Ländern wir Äthiopien oder anderen ausgebeuteten Dritte-Welt-Staaten“, erklärt Jawania.

In dem kleinen Dorf Waifad in der Selbstmord-Region Vidarbha unterhält Händler Rameshchand einen kleinen Laden. Auf dem Schrank über ihm türmen sich Kisten mit bekannten westlichen Firmen-Namen: Monsanto und Bayer zum Beispiel. Bei Rameshchand erstehen gerade zwei Bauern ihre Saat. Natürliche Baumwolle, berichten die drei übereinstimmend, wird schon lange nicht mehr gepflanzt. Nur noch gentechnisch veränderte hat auf den indischen Feldern Platz.

Die gentechnisch veränderte Baumwolle sei gut, bezeugen alle drei in diesem Laden einmütig. Der Ertrag sei tatsächlich größer als bei der normalen. Aber nur wenn es genug Niederschlag gebe. In Gegenden wie diesen, wo der Regen auch ausbleiben könnte, bleibt also stets eine unterschwellige Angst. Hinzu kommt, dass gentechnisch verändertes Saatgut kein neues Saatgut generiert und die Bauern jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen und somit von Firmen wie Monsanto und Bayer abhängig gemacht werden.

Man müsse auch mit einkalkulieren, auch da sind sich Saatgut-Verkäufer und Käufer einig, dass die neue Baumwolle mehr Düngemittel benötige. Das Ergebnis macht deutlich: in guten Zeiten ist genmanipulierte Baumwolle ertragsreicher als die natürliche. In schlechten aber werden die Probleme mit ihr größer, weil die Kosten höher sind. Und wenn dann eben gleich eine ganze Serie von solchen schlechten Ernte-Jahren vorkommt, dann haben viele Bauern nur noch die Wahl zwischen Landflucht oder Tod.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandradio“, dradio.de

Schlagwörter: Indien, Selbstmord, Selbstmordrate, Bauern, Farmer, Landwirtschaft, , Schulden, Monsanto, Bayer, Saatgut, Gentechnisch verändertes Saatgut, Maharashtra, Ernte