Hunger: In Indien Getreide zu Cent-Preisen?

Meldung vom 08.07.2013

Alles nur Wahlpropaganda? Indiens Präsident Mukherjee hat eine Verordnung für Ernährungssicherheit erlassen, durch die Millionen Menschen Getreide zu Cent-Preisen kaufen könnten. Doch Kritiker nehmen den Schritt nicht ernst – die Maßnahme sei nicht realisierbar.

Es hört sich an wie ein Heilsversprechen: Indiens Regierung will mehr als 800 Millionen Einwohnern des Landes ermöglichen, fünf Kilogramm Getreide pro Familie für umgerechnet wenige Euro-Cent jeden Monat kaufen zu können. Präsident Pranab Mukherjee signierte am Freitag (05.07.2013) eine entsprechende Rechtsverordnung, mit der den armen Menschen des Landes geholfen werden soll. Doch laut der Tageszeitung Times of India bemängeln Kritiker die Verordnung als unzureichend.

Die Verordnung für ErnährungssicherheitFood Security Bill – müsse man als „halbgares Lockmittel“ einstufen, sagte der Minister für Öffentlichkeitsarbeit im Punjab, Bikram Singh Majithia. „Damit sollen am Vorabend der Wahlen nur die Massen geködert werden.“ Die geplanten fünf Kilo Reis, Weizen oder Hirse pro Familie erfüllten keinesfalls den Zweck, arme Familien zu ernähren.

Die Regierung hatte das 16 Milliarden Euro teure Programm am Mittwoch (03.07.2013) ratifiziert. Mit der Unterschrift des Präsidenten tritt es in Kraft. Es ist aber noch die Zusage des Parlaments innerhalb von einem halben Jahr nötig. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung wird damit der Anspruch auf Reis für umgerechnet vier Cent pro Kilogramm, Weizen für drei Cent und andere Getreidesorten für einen Cent erteilt.

Kritiker glauben, dass das Vorhaben viel zu teuer und wegen der schlechten Infrastruktur überhaupt nicht zu verwirklichen ist. Erst im vergangenen Jahr war aufgedeckt worden, dass in Indien Millionen Tonnen von Getreide vergammeln, weil es zu wenige Lagerkapazitäten gibt. Zudem kam es bei ähnlichen Hilfsprogrammen immer wieder zu Korruptionsskandalen, etwa wenn das subventionierte Getreide plötzlich auf regulären Märkten feil geboten wurde – einem BBC-Bericht zufolge gar zwischen 37 und 55 Prozent des subventionierten Getreides. Für den Erfolg der Ernährungshilfe in Indien sei vielmehr entscheidend, ob sichergestellt werden könne, dass die Nahrung auch wirklich zu den Bedürftigen gelange, sagte ein Ökonom der BBC.

In Indien leiden etwa die Hälfte der Kinder an Unterernährung und sind zu klein für ihr Alter. Trotz des starken Wirtschaftswachstums in den vergangenen 20 Jahren zähle Indien noch immer zu den Ländern mit den meisten unterernährten Kleinkindern, stellt die Weltbank fest.


Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de