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Indien: Frauenmangel – Wo Bräute zur Ware werden

Meldung vom 26.07.2013

Wegen Frauenmangels führt der indische Bundesstaat Haryana junge Mädchen aus anderen Landesteilen ein. Ihnen droht ein Leben als Leibeigene, nachdem ihre Eltern sie an Händler veräußert haben. Die neuen Besitzer müssen nicht einmal 100 Euro für eine Frau entrichten.

Haryana leidet unter Frauenmangel. Traditionell wird Wert auf männliche Nachkommen gelegt. Das Abtreiben weiblicher Föten, obwohl gesetzlich verboten, hat in dem Delhi benachbarten Bundesstaat zu einem besonders einschneidenden Geschlechterungleichgewicht geführt. Auf 1.000 Männer wurden laut Volkszählung von 2011 nur 877 Frauen gezählt. Bei der nächsten Generation ist keine Änderung zu erwarten: Bei Kindern in der Altersgruppe bis sechs Jahre kommen 830 Mädchen auf 1.000 Jungen. Deshalb werden Frauen nun zur begehrten Ware.

Der Handel mit Mädchen und Frauen aus anderen Bundesstaaten ist die scheinbare Lösung für das Dilemma. Er wird Braut-Migration und Frauenimport genannt. In einigen Gebieten Haryanas jedoch heißen die Opfer Molki. Das bedeutet übersetzt Gekaufte. Ihr sozialer Status liegt weit unter dem der einheimischen Ehefrauen. Ein im Juli veröffentlichter Bericht des Büros der Vereinten Nationen (UN) zu Drogen und Verbrechen stellt fest: „Es gibt einen verbreiteten Handel mit Mädchen aus dem Nordosten. Sie werden nach Haryana gebracht, um zwangsverheiratet oder als Leibeigene beschäftigt zu werden.”

Die Organisation Empower People, die sich für die Befreiung gekaufter Bräute und leibeigener Haushaltshilfen stark macht, vermutet etwa 200.000 überwiegend minderjährige Opfer allein in Haryana. Die Mädchen kommen gewöhnlich aus armen Familien. Die Eltern sind von der Mitgift befreit, sie erhalten stattdessen eine Abfindung. Was mit den Mädchen anschließend passiert, wissen die Eltern nicht. Über Händlerringe werden die zukünftigen Ehefrauen an in der Regel um Jahrzehnte ältere Interessenten ausgehändigt. Diese entrichten je nach Aussehen, Körperbau, Alter, Hautteint und Jungfernschaft zwischen 7.000 Rupien und 14.000 Rupien. Das entspricht umgerechnet 90 bis 180 Euro. Eine Molki wird weiterverkauft, wenn sie den Erwartungen des neuen Besitzers nicht entspricht.

Dass eine Molki in der neuen Umgebung als Fremdkörper wahrgenommen wird, hat logische Gründe: Sie verständigt sich in einer anderen Sprache. Sie ist nur in den Gepflogenheiten ihrer Heimat bewandert. Sie kann die gewünschten Mahlzeiten anfangs nicht kochen. Und sie ist als Jungfrau sexuell unerfahren. In der konservativen Männergesellschaft Haryanas dürfen Molkis nur in Männerbegleitung auf die Straße.

Der UN-Bericht kündigt an, dass der Bedarf an heiratsfähigen Mädchen in Haryana in den nächsten Jahrzehnten noch steigen wird. Um ein ausgewogenes, natürliches Verhältnis zwischen den Geschlechtern wiederherzustellen, würde es etwa 50 Jahre benötigen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass keine einzige Abtreibung weiblicher Föten mehr vorgenommen wird.




Quelle: „Hessische Niedersächsische Allgemeine“, www.hna.de

Schlagwörter: Indien, Frauen, Abtreibung, weiblicher Fötus, Geschlechter, Geschlechterungleichgewicht, Femizid, Frauenhandel, Molki, Bräute, Zwangsheirat, Frauenhändler, Haryana, Volkszählung