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Kenia: Reiche Ölvorkommen – große Träume

Meldung vom 22.08.2013

Ölfunde versetzen die kenianische Regierung derzeit in eine hysterische Euphorie. Die Angelegenheit kann der kenianischen Politik gar nicht schnell genug vorankommen. Es ist kaum ein Jahr her, da schenkten ausländische Geologen dem Land die Aussicht auf eine goldene Zukunft: In der Region Turkana mit dem gleichnamigen See im strukturschwachen Nordwesten des Landes wurden reiche Ölvorkommen entdeckt.

Jetzt ist es erwiesen: Der kenianische Boden birgt genügend schnell erreichbares Öl, um das Land zum ersten Ölexporteur Ostafrikas aufsteigen zu lassen, und zwar noch schneller als den Nachbarstaat Uganda, in dem schon vor Jahren Ölvorkommen gefunden wurden. Innerhalb eines halben Jahrzehnts könnte sich Kenia vom rohstoffarmen Land zu einem Staat entpuppen, der immer weniger auf Öl-Importe angewiesen sein wird.

Für die Staatsführung ist das Grund zur Freude. Kenia muss bislang all seine Ölprodukte einführen. Pro Tag werden laut US-Daten rund 80.000 Barrel (Fass: ca. 159 Liter) Öl zu einem Preis von mehr als acht Millionen Dollar ins Land geschafft. Die Rohstoffimporte werden im Export ergänzt durch landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee, Tee und Blumen, die die Handelsbilanz stärken und Kenia zum reichsten ostafrikanischen Land machen.

Die Ölfunde verführen die Regierung nun zu kühnen Wachstumsträumen. Fortschritte sollen her, es wird Druck ausgeübt. „Sie bohren nicht genügend Löcher“, beschwerte sich der kenianische Öl-Kommissar Martin Heya. „In Uganda wird schon seit langem gebohrt, aber es ist möglich, dass wir schneller produzieren als alle anderen. Wir sollten glücklich sein.“ Schon vor Monaten äußerte er sich dahingehend, dass es im Interesse des Landes liege, die Bergung der Rohstoffe zu beschleunigen. 2016 soll mit der Ölförderung schon begonnen werden, bis vor kurzem hatten die Kenianer noch 2020 ins Auge gefasst.

Aber das erscheint unrealistisch: Laut dem kanadischen Ölkonzern Africa Oil werden für jeden Bohrturm in dem abgelegenen Gebiet 230 LKW-Ladungen an Bauteilen und Ausrüstung benötigt, die über unbefestigten Straßen angeliefert werden.

Für das laufende Jahr haben das britische Unternehmen Tullow Oil und Africa Oil elf Testbohrungen vorgesehen. Sie gehen von mehr als zehn Milliarden Barrel Öl auf kenianischem Gebiet aus – mehr als dreimal so viel, wie Großbritannien noch an Reserven angelegt hat. Bei heutigem Verbrauch wäre das ausreichend, um Kenia 300 Jahre oder die USA rund 18 Monate mit Erdöl zu versorgen.

Dabei haben die Ölfirmen den Osten Afrikas bei ihrer Suche nach Öl lange Zeit ignoriert. Die führenden afrikanischen Ölproduzenten finden sich in Libyen und Ägypten im Norden, und in Nigeria und Angola im Westen. Von allen rund 30.000 bisherigen Bohrungen in Afrika unterhält der Ölkonzern Afren weniger als 500 im Osten des Kontinents.

Spät, aber dennoch in kurzer Zeit könnte sich die Region zu einem neuen Zentrum des Ölexports entwickeln, mit Pipelines, die von Äthiopien, Uganda und dem Südsudan aus an der kenianischen Küste zusammenlaufen. Kenia erhält die Chance, gleichzeitig ein bedeutender Ölproduzent und Schlüsselstaat für Ostafrikas Öl-Boom zu werden. In Nairobi werden bereits Planungen für ein fünf Milliarden Dollar teures Pipeline-System ausgearbeitet.

Noch kann niemand absehen, wie sich das Erdöl auf Kenias Wirtschaft und Gesellschaft auswirken wird. Es bleibt zu hoffen, dass sich in der Wiege der Menschheit, als die das Great Rift Valley mit der Region Turkana bekannt geworden ist, nicht die Tragödien wie in Nigeria abspielen, wo das Erdöl nur zu ökologischem Desaster und zur Bereicherung einiger weniger geführt hat.




Quelle: „Wirtschaftswoche“, www.wiwo.de

Schlagwörter: Kenia, Erdöl, Erdölfund, Rohstoffe, Ostafrika, Turkana, Rift Valley, Öl, Bohrung, Ölfirmen, Export, Import, Bohrturm, Wirtschaft, Boom, Wachstum, Pipelines, Barrel, Nigeria, Produkte, Handelsbilanz