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Haiti: Ein Land will sein Katastrophenimage loswerden

 
Meldung vom 11.09.2013

Haiti träumt vom Tourismus. Noch sind in Port-au-Prince immer noch die vielen weißen Zelte zu sehen, nicht alle Erdbebentrümmer sind weggeschafft. Haiti aber will sich von dem Krisenimage endlich befreien: Touristen sollen für einen Imagewechsel sorgen.

Wer in Haiti auf dem Weg zu einem Badestrand ist, gerät schnell in Gefahr, sich neben einem Massengrab wiederzufinden. Rund um das kleine Dorf Titanyen am Rande der Hauptstadt Port-au-Prince verscharrten nach dem verheerenden Erdbeben von 2010 verzweifelte Helfer auf den Hügeln zehntausende Leichen. Heute kündigt dort ein großes Plakat den bevorstehenden Bau eines Mahnmals an. Nur wenige hundert Meter entfernt weist ein weiteres Schild in Richtung Strand. Er heißt Relaxation Beach. Das Wasser ist kristallklar, der Sand fein.

Noch genehmigt sich hier niemand ein Sonnenbad, doch das haitianische Tourismusministerium will das in Angriff nehmen. Vor einem Jahr hatte Haitis Präsident Michel Martelly versprochen, mithilfe ausländischen Kapitals bis 2015 eine halbe Million neue Arbeitsplätze zu schaffen. In einem Land, das sich immer noch nicht von den Folgen des Erdbebens erholen konnte, ist das eine unglaubliche Zahl.

Martellys Pläne basieren besonders auf dem Ausbau des Tourismus. Um ihn zu entwickeln, erlässt seine Regierung in den kommenden 15 Jahren elf Hotels und Resorts die Steuerzahlungen; knapp 160 Millionen Dollar macht das aus.

Mit Geld aus Venezuela hat die Regierung bereits den nördlich gelegenen Flughafen Cap-Haitien instand gesetzt und ihn anschließend in Hugo Chávez International Airport umgetauft. Zudem erhalten über 50 Tourismus-Polizisten eine spezielle Ausbildung, welche es ihnen ermöglicht, Spanisch und Englisch zu sprechen und die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten. Haiti soll wieder zu dem werden, was es in den 1950er Jahren schon einmal war, als das Land die Perle der Antillen bezeichnet wurde.

Das Hotel Cyvadier nahe der Küstenstadt Jacmel wird von Christophe Lang unterhalten, der aus Deutschland stammt. Das Beben hatte sein Hotel teilweise beschädigt, die Trümmer sind längst weggeräumt. Lang hat die Fotos der Schäden satt. Für ihn ist Haiti wieder zum alten Paradies zurückgekehrt. „Irgendwann muss man auch aufhören mit den Gedanken an das Beben, sonst wird man verrückt“, meint er und schaut von seiner großen Terrasse auf das karibische Meer.

Gerade bewirtete Lang zwei Wochen eine Familie aus der Schweiz. Immer öfter quartieren sich wieder Touristen bei ihm ein. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es hier keine Probleme gibt. Aber es gibt eben auch die andere Seite, und deswegen bin ich hier“, betont er.

Dass Haiti statt Entwicklungshelfern in Zukunft lieber Touristen sehen würde, wird am wichtigsten Flughafen des Landes in Port-au-Prince vorgeführt. Besucher werden hier von einer lauten Volksmusik-Band willkommen geheißen. In der Ankunftshalle wartet eine Tourismus-Beraterin hinter ihrem Tresen und lächelt – auch wenn das Lächeln selten einen Adressaten hat. Vor dem Flughafen werden zahlreiche neue Straßen und Gebäude gebaut.

Zwar liegen viele Häuser im Zentrum von Port-au-Prince noch in Schutt und Asche, doch in wohlhabenderen Stadtbezirken sind die Schäden des Erdbebens nahezu beseitigt. Für ein Hotelzimmer müssen Gäste hier locker mehr als 100 Dollar entrichten.

Bewaffnete Wächter sind im Preis inbegriffen. Denn außerhalb der Hotelanlagen herrscht eine andere Welt. Immer noch müssen 80 Prozent der Bevölkerung mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen, immer noch wohnen 300.000 Menschen im Zeltlager, weil ihre Häuser zerstört sind.


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Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Zeit Online“, zeit.de

Schlagwörter: Haiti, Tourismus, Strand, Massengrab, Trümmer, Erdbeben, Image, Michel Martelly, Entwicklung, Perle der Antillen, Karibik, Port-au-Prince, Zeltstadt, Zelte, Infrastruktur