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Uganda: Bevölkerungswachstum außer Kontrolle

Meldung vom 15.10.2013

350 Flüchtlinge kamen allein in den vergangenen Tagen im Mittelmeer ums Leben. Seitdem wird in Europa eine emotionale Diskussion über die Verantwortung der Europäer und die Politik der EU geführt. Die wahren Gründe für die große Flucht werden jedoch kaum genannt. Was treibt die Menschen dazu, ihr Leben zu riskieren? Wenn man sich in Uganda auf Spurensuche begibt, erhält man Antworten.

Menschen so weit das Auge reicht. Wer an einem Sonntagabend die knapp 40 Kilometer vom Flughafen Entebbe am Viktoriasee in die ugandische Hauptstadt Kampala mit dem Auto zurücklegt, sitzt nicht nur über weite Strecken im Dauerstau fest, sondern schaut oft auch auf einen unendlichen Schwarm von Menschen. Sie rennen über den Highway, machen sich Bahn auf den klapprigen Motorrädern, die auf dem Seitenstreifen vorbeiknattern oder haben sich fast direkt am Straßenrand zu einer Party versammelt.

Oft kriecht der Verkehr dreispurig auf der Kampala Road, gegen die sich eine deutsche Landstraße wie ein breiter Boulevard ausmacht. Die Abgase aus den alten Autos und Lastentaxis treiben einem die Tränen in die Augen und kratzen im Hals. Reichlich benebelt gelangt der Besucher über zwei Stunden nach dem Eintreffen zu seiner Unterkunft im Herzen von Kampala.

Mit einem Bevölkerungsanstieg von rund 3,5 Prozent zählt Uganda, das Winston Churchill einst als „die Perle Afrikas“ lobte, zu jenen Staaten der Welt, deren Bevölkerung besonders sprunghaft zulegt. Nur im Sahelstaat Mali nimmt die Bevölkerung mit vier Prozent noch schneller zu.

Während die Gesellschaften im Westen immer mehr altern, werden die Regierungen in weiten Teilen von Afrika der Last der vielen Kinder kaum mehr Herr. Jeder zweite Ugander ist heute unter 15 Jahre alt. Wenn die Zahl der Menschen weiter so schnell steigt, werden aus den heute rund 36 Millionen Ugandern nach offiziellen Projektionen bis 2025 etwa 55 Millionen werden – und sie werden sich bis 2050 sogar auf über 120 Millionen mehr als verdreifachen, in wenig mehr als einer einzigen Generation!

„78 Prozent der Ugander sind heute unter 30“, betont Monica Amoding, die im ugandischen Parlament eine Art Lobbyistin der Jugend ist. Doch die Zahlen sind ernüchternd: In der Altersgruppe zwischen 18 und 30 seien 83 Prozent arbeits- und mittellos. „Es ist völlig unklar, was uns 50 Jahre nach der Unabhängigkeit unter diesen Umständen für eine Zukunft erwartet“, legt die Parlamentariern nüchtern dar.

Es sind Menschen wie die in Uganda, die ihre Heimat aus lauter Verzweiflung verlassen und auf der Suche nach einem besseren Leben nach Norden Reißaus nehmen. Unter Strapazen und hohen finanziellen Opfern laufen sie oft wochenlang durch die Sahara, um mit Hilfe skrupelloser Schlepper über das Mittelmeer in das vermeintlich gelobte Europa zu kommen. Den Ausgang dieser Unternehmung haben wir gerade erst wieder vor Lampedusa erfahren.

In Uganda selbst wird die Bevölkerungsexplosion im eigenen Land zwar hin und wieder besprochen. Vordringlicher sind jedoch andere Themen wie etwa das Missmanagement des Landes oder die lange Amtszeit des Präsidenten. „Wir haben zu viele Debatten und Komitees zur Familienplanung – und viel zu wenig Umsetzung“, bemängelt auch Sylvia Ssinabulya, die sich im ugandischen Parlament seit Jahren für Frauenfragen einsetzt.

Dies liegt auch daran, dass sich der seit 27 Jahre herrschende Präsident Yoweri Museveni zu diesem Thema kaum äußert. Nachdem er früher stets hervorgehoben hatte, es sei gut, viele Kinder zu haben, weil die Nation dadurch wachse und stark werde, hat er sich, vielleicht wegen der von einigen entworfenen demographischen Chaosszenarien, zuletzt mit solchen Äußerungen zurückgehalten.

Auch andere Politiker behaupten, genau wie viele westliche Unternehmensberater, dass eine Zunahme der Bevölkerung positiv sei, weil mehr Menschen einen größeren Markt als in China oder Indien bilden würden. Von dem dadurch sich entwickelnden sozialen Zündstoff sprechen sie hingegen kaum. Doch wie attraktiv kann ein Markt armer Menschen ohne echte Kaufkraft sein? Selbst Ugandas früherer Finanzminister Aston Kajara hat zugegeben, dass das jährliche Wirtschaftswachstum schon für längere Zeit um mehr als zehn Prozent zulegen müsste, damit das Land Fortschritte mache.

Aufklärung und Verhütung greifen immer noch kaum in der Bevölkerung. „Noch immer kriegen sehr viele Frauen in Uganda im Schnitt sieben Kinder“, meint eine Krankenschwester. Immerhin werden die Nachfrage nach Aufklärung und der Wunsch nach weniger Kindern größer. „Doch unter Kontrolle haben wir die Lage nicht“, meint sie.

Noch immer werde jedes vierte Mädchen unter 18 Jahren Mutter, berichtet die Krankenschwester. Die meisten kümmern sich mit 20 oft schon um ein zweites Kind. Kulturelle Gründe spielen dabei eine zentrale Rolle „Frauen, die in Uganda viele Kinder gebären, werden im Dorf respektiert. Und wenn man alt ist, hat man Kinder, die nach einem sehen.“




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Handelsblatt“, handelsblatt.com

Schlagwörter: Uganda, Bevölkerung, Bevölkerungswachstum, Flüchtlinge, Wirtschaftsflüchtlinge, Kinder Demographie, Jugend, Arbeitslose, Alter, Überalterung, Lampedusa, Kampala, Yoweri Museveni, Markt, Wirtschaft, Kaufkraft, Frauen