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Kenia: Ansichten eines Islamistenführers

Meldung vom 15.10.2013

Ein ranghoher Islamistenführer, der in Kenia lebt, teilt seine Ansichten mit: Religionen können nicht nebeneinander existieren, meint Abubakar Shariff. Und er stellt die Frage, warum man den Muslimen nicht Afghanistan und Somalia überlassen kann.

„Wir werden immer beschuldigt, Terroristen zu sein“, meint Abubakar Shariff und deutet auf sein Handy. Dort flimmert ein YouTube-Film mit Bildern von getöteten al-Schabaab-Kämpfern in Somalia. „Märtyrer“ werden sie im Film bezeichnet, und es wird zugesichert, dass sie nicht umsonst gestorben sind. „Das wird in Mombasa herumgeschickt von jungen Muslimen“, gibt Shariff zu.

Der islamistische Führer in Mombasa wird unter seinem Spitznamen „Makaburi“ geführt – „Friedhof“. Die UN vermutet, dass er Kenianer für bewaffnete islamistische Gruppen rekrutiert. Sein Name steht auf einer US-Terrorliste.

Drei Wochen nach dem blutigen Überfall mutmaßlicher al-Schabaab-Kämpfer auf das Einkaufszentrum Westgate in Kenias Hauptstadt Nairobi ist noch immer nicht klar, wer die Täter waren. Kenias Regierung bemüht sich, den Eindruck zu erwecken, es drehe sich ausschließlich um ausländische Täter.

Doch auch Kenianer werden von der islamistischen al-Schabaab-Miliz in Somalia einverleibt – und zwar nicht nur ethnische Somalis. Mombasa, die große Hafenstadt am Indischen Ozean, ist bekannt als Zentrum solcher islamistischer Aktivitäten.

UN-Recherchen haben ihren Fokus auf al-Hijra gelegt, einst ein islamistisches Jugendzentrum. Die Leiter und Mitglieder sind schon längst fort; es wird vermutet, dass sie nach Somalia geflohen sind. Voriges Jahr wurde der ideologische Führer der Gruppe, Aboud Rogo Mohammed, in Mombasa auf der Straße von Unbekannten getötet. Seitdem versucht Abubakar Shariff Mohammed, die Zügel zu ergreifen.

Gleich nach dem Attentat im Westgate-Einkaufszentrum gab Shariff bekannt, er sei für das Attentat nicht verantwortlich. Aber er fügt im Gespräch hinzu, er sei radikal. Die US-Invasion in Irak vor zehn Jahren habe ihn zur Überzeugung geführt, dass er nur unter der striktesten Form des islamischen Scharia-Rechts leben kann. „Ich glaube, dass ein Dieb seine Hand verlieren soll“, sagt er. „Das schafft eine bessere Gesellschaft.“

In Kenia, wo nur 20 Prozent der Bevölkerung Muslime sind, könne man das aber nicht durchsetzen, das sieht er ein. Shariff behauptet: „Religionen können nicht nebeneinander existieren. Eine wird immer dominieren. In Kenia geht es nicht, obwohl wir Muslime entlang der Küste in der Mehrheit sind. Warum lässt der Westen uns denn nicht Afghanistan und Somalia, wo Taliban und al-Schabaab Ruhe brachten? Dort können dann Muslime aller Welt hinziehen, um nach unseren Gesetzen zu leben.“

Seine Überzeugungen kosten Shariff etwas. Er ist mehrmals festgenommen worden, gegen ihn werden zwei gerichtliche Verfahren geführt. Er muss sich zweimal in der Woche bei der Polizei melden und schwebt in ständiger Todesgefahr.

Der Islamist gibt das Interview in seinem Büro im Erdgeschoss eines Hochhauses. Seine Frau und Kinder haben ihn verlassen, weil sie die ständige Todesgefahr in seiner Nähe nicht aushalten. Seine Mutter kümmert sich um den 47-Jährigen, der nicht arbeitet. „Ich gehe selten aus, nur um mich bei der Polizei zu melden. Und ab und zu in die Moschee. Aber keiner weiß im Voraus, in welche.“ Kenias Sicherheitsbehörden sind in Sorge, dass sich al-Schabaab in der Küstenregion eine Basis schafft. Immer wieder werden Muslime unter Terrorverdacht abgeführt.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Die Tageszeitung“, taz.de

Schlagwörter: Kenia, Mombasa, al-Schabaab, al-Shabaab, Islamisten, Westgate, Anschlag, Terrorismus, Märtyrer, Muslime, radikal, US-Terrorliste, Abubakar Shariff, Radikalisierung, Scharia