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Sambia: Wo Kleinbauern auf eigenes Saatgut setzen

Meldung vom 18.10.2013

Viele Kleinbauern in Sambia kämpfen mit ihrer Existenzgrundlage. Der Grund dafür ist, dass hohe Ausgaben für Saatgut, Dünger und den Transport zu den Märkten ihre mageren Gewinne aufzehren. Doch ein Pionier unter den sambischen Kleinbauern zeigt, dass es auch anders geht.

Ein paar Leute haben mich vor einiger Zeit noch als verrückt eingestuft, sagt Elleman Mumba grinsend. Der hagere 55-Jährige hat sich in Overall und Gummistiefeln mitten auf seinem Feld positioniert. Es ist Erntezeit. Frauen mit bunten Kopftüchern neigen sich über die in akkuraten Reihen angepflanzten Bohnenstauden, die reifen Schoten pflücken sie in Plastiksäcke.

Vor mehreren Jahren hat Elleman Mumba noch wie alle Kleinbauern in der Gegend ausschließlich Mais produziert. Heute macht Mais nur noch einen Bruchteil aus. Auf seinem Land gedeihen Bohnen, Soja, Erdnüsse und allerlei Gemüsesorten. Viele seiner Nachbarn begreifen das nicht. Mais ist hier in Sambia das Hauptnahrungsmittel, subventioniert vom Staat, gilt als eine sichere Einnahmequelle. Doch die Ernteerträge gehen zurück, betont der Familienvater. Die Monokultur mit Mais laugt die Böden aus. Man sei auf immer mehr teure Düngemittel angewiesen. Als Konsequenz verringern sich die ohnehin mageren Gewinne der Kleinbauern auf ein Minimum.

In Sambia bestreitet die Mehrheit der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt durch Landwirtschaft, – die meisten sind bitterarm. Sie müssen auch jedes Jahr das Saatgut bezahlen, betont Vince Vingo. Er ist ein Freund Mumbas und Vorsteher der lokalen Organisation OPAD, die sich für die Rechte von Kleinbauern einsetzt. „Vor vielen Jahren wurde Hybrid-Saatgut massiv beworben. Das hat die Tradition der Kleinbauern, ihr eigenes Saatgut für die nächste Saison aufzubewahren, komplett zerstört. Die meisten sind heute von großen Saatgutkonzernen abhängig, die hohe Preise verlangen“, sagt er.

Gemeinsam marschieren die beiden Freunde ein paar Schritte über das Feld. Elleman Mumba nimmt eine Hacke und lockert den Boden. Hybridpflanzen locken zwar mit einem guten Ertrag, meint er etwas außer Puste, aber sie eignen sich nicht zur Nachzüchtung. Bauern müssen jede Saison neues Saatgut erstehen. Ich wollte raus aus diesem Kreislauf, sagt der 55-Jährige lächelnd. Behutsam zieht er an einem unscheinbaren Büschel grüner Blätter, schüttelt die Erde von den Wurzeln, an denen reife Erdnüsse hängen.

„Diese Erdnüsse werde ich als Saatgut verkaufen, die Bohnen da drüben ebenfalls. Nach der Ernte trockne ich sie und sortiere sie nach Qualitätsgrad. Danach bringe ich sie zu einer Behörde, die sie testet, mir ein Zertifikat ausstellt und dann kann ich mein Saatgut überall verkaufen. Ich brauche aber gar nicht immer zu den Großhändlern in die Stadt fahren, denn die Bauern hier in der Gegend kaufen mein Saatgut auch sehr gern.“

Eindruck gemacht auf die Nachbarn hat aber nicht nur die Qualität der Samen, sondern vor allem der wirtschaftliche Erfolg, sagt Elleman Mumba. „Schon im ersten Jahr konnte ich eine sehr gute Ernte einbringen. Das werde ich nie vergessen. Die Gewinne durch den Verkauf des Saatguts waren so hoch, dass ich mir sogar ein paar Kühe kaufen konnte. Mittlerweile habe ich eine zwölfköpfige Herde. Außerdem musste meine Familie seitdem nie mehr hungern. Einen Teil des Ertrags behalten wir für den Eigenbedarf. Jetzt haben wir immer genug zu essen. Das Geld reicht auch, um die Kinder in die Schule zu schicken.“

„Inzwischen können die Leute ihr Saatgut direkt hier im Dorf kaufen. Es ist preiswerter und sie sparen sich den langen Weg in die Stadt. Wir achten besonders auf die Qualität und bringen den Bauern auch bei, wie man es richtig verpackt, damit es sich gut verkaufen lässt. Wir bauen gerade einen Lagerraum, in dem die Bauern ihr Saatgut gemeinsam, in größeren Mengen anbieten können. Eine zentrale Sammelstelle macht es für die Käufer von auswärts einfacher.“

Der Pionier wünscht sich, dass sich die Erfahrungen über sein Dorf hinaus verbreiten, so dass sich mehr Kleinbauern in Sambia aus der Abhängigkeit von den großen Saatgutkonzernen lösen und ein besseres Leben erhalten. Er gibt ein Beispiel, wie das gelingen kann. Für verrückt hält mich heute keiner mehr, lautet sein Fazit zum Abschied.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Deutschlandradio“, dradio.de

Schlagwörter: Sambia, Saatgut, Samen, Saat, Hybridsamen, Monokultur, Kleinbauern, Landwirtschaft, Erträge, Düngemittel, Nachzüchtung, Nahrung, Mais, Saatgutkonzerne