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Äthiopien: Ikea in der Savanne

Meldung vom 06.11.2013

Die UN prüft, ob sich neue Flüchtlingshütten aus Schweden in Äthiopien eignen. Sajunda Hassan Ibrahim hört als erstes immer den heulenden Wind, wenn sie morgens aufwacht. Der ewige Wind bringt die Wände zum wackeln, doch seit drei Wochen ist etwas anders. Sajunda hört die Böen zwar noch – aber sie spürt sie nicht mehr wie vorher im Zelt. Schaut sie von ihrer Schlafmatte nach oben, fallen ihr beigefarbene Dachplatten, Stützstreben aus Blech und Kunststoff und Plastikbolzen auf. Für das Flüchtlingsmädchen aus der Wüste Somalias ist der Anblick unvertraut. Einem westeuropäischen Durchschnittskonsumenten jedoch könnten einige Bauteile bekannt vorkommen.

13 neu konzipierte Hütten hat die schwedische Einrichtungsfirma Ikea im August 2013 in die äthiopische Dürre bringen lassen. Neben den Zelten und Baracken im Flüchtlingslager Kobe wirkt die akkurate Häuserzeile wie von einer anderen Welt. Es ist ein Test: Wenn die Ikea-Hütten sich als brauchbar erweisen, könnten Flüchtlingen in aller Welt bald über ein besseres Heim verfügen als die üblichen Zelte.

„Es ist entscheidend, die Häuser in einer rauen Umgebung zu testen, um einen Eindruck von ihrer Widerstandsfähigkeit zu bekommen“, erklärt Olivier Delarue vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Seine Organisation kümmert sich zurzeit um mehr als zehn Millionen Menschen weltweit. Von den neuen Unterkünften erhofft er sich „physischen Schutz, aber auch emotionalen in Form von Würde und Privatsphäre“. Bis zum Ende des Jahres soll die erste Testphase durchlaufen sein.

Sajunda Hassan ist 15 Jahre alt; aufgewachsen ist die Somalierin nur mit Krieg und Flucht. Mit ihren Eltern und drei Geschwistern ist sie nun in den 17,5 Quadratmetern untergekommen, die eine Ikea-Hütte bietet.

Die Plastikkonstruktion trotzt am Rand des Lagers Kobe dem heißen Wind. Die Lebensumstände hier sind hart. In der Trockenzeit klettern die Temperaturen auf über 40 Grad. Und wenn es lange genug trocken war, sucht der Staub das Lager heim. Braunrot und puderfein weht er durch alle Ritzen und macht den Menschen das Atmen schwer. Weht der Wind kräftig, begräbt er Kobe unter sich.

Ein wenig Staub dringt auch in die Schweden-Hütte von Familie Ibrahim. Das lässt sich auf die Bohrungen im Dach zurückführen. In wenigen Tagen soll dort ein Solarmodul angebracht werden; damit soll die Hütte nachts beleuchtet werden.

Bald, so hoffen die Planer, soll auch der Aufbau schneller über die Bühne gehen. Denn eigentlich sollen die Häuschen – per Hand und ohne Werkzeug – in vier Stunden zusammengesetzt werden können, so haben es die Ikea-Konstrukteure zugesagt. In der Praxis aber, sagt Ismael Abdullali Abdinoor, müsse man einen ganzen Tag für den Aufbau einplanen.

Der 38-Jährige wohnt auf der anderen Straßenseite, ebenfalls in einem der neuen Plastikunterkünfte. Die Camp-Leitung hat ihn zu einer Art Hausmeister für die Ikea-Straße berufen. Wenn eine Hütte zu bauen ist, ist er daran beteiligt. Geht etwas kaputt, ist das seine Aufgabe. „Das ist viel Arbeit. Aber die neuen Häuser wirken viel stabiler als die Hütten oder Zelte, die sonst im Camp stehen“, meint der Somalier.

Normalerweise zerfallen die Zelte nach spätestens einem Jahr durch Wind, Sand und Insekten in einzelne Fetzen. Sind die Wetterbedingungen besonders hart, reichen sechs Monate. Die Ikea-Hütten sollen mindestens sechsmal so lange Lebensdauer haben. Noch werden die Prototypen in Schweden in Handarbeit produziert. Mit 7.000 US-Dollar pro Stück sind sie bislang viel zu kostspielig. Mit dem Bau in Massenherstellung würde der Preis sinken, 1.000 Dollar sind ins Auge gefasst.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Äthiopien, Ikea, Hütte, Flüchtlinge, Kobe, Flüchtlingslager, Zelte, Flüchtlingshütte, Aufbau, Schutz, Widerstandsfähigkeit, Wetter, Hitze, Wüste, Savanne