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Afghanistan: Zarte Anfänge zeitgenössischer Kunst

 
Meldung vom 20.11.2013

„Ich habe nur traurige Geschichten zu erzählen“, gibt der afghanische Künstler Naseer Fedaee Turkmani zu. Seine Werke sind zu sehen in einer Kabuler Ausstellung zum Afghan Contemporary Art Prize, einem Wettbewerb für zeitgenössische Kunst. Er soll afghanische Künstler bestärken, einen Neuanfang zu wagen.

Als Turkmani sieben Jahre alt war, ergriff seine Familie die Flucht nach Pakistan. Das war 1997, ein Jahr nachdem die radikalislamischen Taliban die Macht in Kabul an sich gerissen hatten. „Ich habe so viele traurige Dinge gesehen. Nun kann ich Glücklichsein nicht durch meine Kunst ausdrücken“, bezeugt er.

Der 23-Jährige schafft Bilder, denen Fotografien und Mischtechniken zugrunde liegen. Die meisten seiner Werke bilden Gesichter ab – Gesichter, die das harte Leben in Afghanistan reflektieren. Auf einem Bild kann man eine Frau in dunklem Rot erkennen. Sie erlitt Folter. Er wolle so auf das Leid afghanischer Frauen aufmerksam machen, sagt Turkmani. Junge Mädchen würden zwangsverheiratet oder verkauft, um Schulden zu bezahlen.

Wie Turkmani wollen die meisten der zehn ausgewählten Künstler die Zustände in Afghanistan anprangern und Probleme deutlich machen: In einem Bild pilgern Skelette durch eine Stadt, ein anderes führt dem Betrachter einen Taliban-Mullah mit einer Gitarre vor Augen.

Die noch bis 30. November laufende Ausstellung in der afghanischen Hauptstadt ist das Resultat eines zweiwöchigen Workshops der Finalisten für den Preis mit internationalen Künstlern. Mehr als hundert Nachwuchskünstler hatten ihre Bewerbung eingereicht. Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse.

„Krieg, Gewalt und politische Instabilität hatten einen dramatischen Effekt auf die Entwicklung der kulturellen Produktion in Afghanistan“, meint Francesca Recchia, die Leiterin des Wettbewerbs. Kunst wird auf der Prioritätenliste der Politiker kaum berücksichtigt. In den vergangenen Jahren weise die Kunstszene aber zarte Anfänge auf, sagt die in Kabul lebende Italienerin.

Der Kunstpreis wurde 2008 von einer in Großbritannien angesiedelten Stiftung, die Kunst und Kunsthandwerk fördert, eingerichtet. „Mit dieser Ausstellung wollten wir einen anderen Aspekt zeigen“, erklärt Stiftungsvertreter Tommy Wide. „Es gibt unglaublich talentierte junge Menschen im Feld der zeitgenössischen Kunst in Afghanistan. Sie brauchen Unterstützung, um kreativ aufzublühen.“

Die 18 Jahre alte Studentin Masooda Noori hat den Hauptpreis entgegengenommen. „Es ist großartig. Ich habe moderne Kunst erst vor kurzem kennengelernt. Ich mag es, aus unseren Problemen Kunst zu machen.“ Ihre Installation zum Thema „Wahlen“ hat Beiklang gefunden: Hölzerne Bienenstöcke sollen Wahlurnen symbolisieren, ein Video von Menschen steht für die Bienen, wie sie erklärt. Im nächsten Jahr werden Präsidentenwahlen abgehalten: „Ich hoffe, dass es 2014 Veränderung geben wird. Aber ich glaube nicht daran“, kommentiert die Künstlerin nüchtern.

Traditionelle Kunst ist in Afghanistan wieder im Kommen. Moderne und zeitgenössische Kunst wird jedoch von vielen Menschen abgelehnt. Es herrscht die Einstellung, dass sie unislamisch sei. „Man sollte zu solchen Dingen nicht ermutigen“, kritisiert etwa der konservative Geistliche Mir Farkukh Hossaini. „Es fördert westliche Ideen und Werte und korrumpiert die Jugend – weg vom Islam.“

Doch auch ohne diesen Grundkonflikt anzutasten, kann kaum ein Künstler in Afghanistan von seiner Kunst allein überleben. Turkmani etwa hat sich auch auf Hochzeits- und Modefotos spezialisiert. Auch werden Künstler oft bedroht. Er sei wiederholt angegriffen worden, als er für seine Kunstprojekte abgelichtet wurde, berichtet der Künstler. „Sie haben meine Kamera kaputtgemacht und mich verprügelt. Die Leute hier verstehen Kunst und Künstler nicht.“






Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Focus Online“, focus.de

Schlagwörter: Afghanistan, Kunst, Künstler, zeitgenössische Kunst, Bilder, Provokation, Ausstellung, Afghan Contemporary Art Prize, Wettbewerb, Nachwuchskünstler, Kultur, unislamisch, Kabul, Installation, Schikane, Verfolgung, Bedrohung