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Afghanistan: Steinigung einer Frau gerade noch verhindert

Meldung vom 11.12.2013

Im Norden Afghanistans greifen nach dem Abzug der Bundeswehr wieder die brutalen Maßnahmen der Taliban um sich. In Kunduz hat die Polizei die Steinigung einer fünffachen Mutter im letzten Augenblick gestoppt.

Die Polizei in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kunduz konnte in letzter Minute dazwischen gehen: Zusammengekauert und schockiert entdeckten die Beamten am Montag (09.12.2013) eine junge Frau in einer blauen Burka hinter einer verriegelten Tür in einem Gehöft nur eine halbe Stunde vom Stadtzentrum. „Die Frau wartete in dem Verlies auf ihren Tod“, berichtete einer der Polizisten aus Kunduz. „Zuerst dachte sie, wir seien gekommen, um ihr Urteil zu vollstrecken.“

Was sich zuvor im Distrikt Dasht-i-Archi ereignet hat, zeigt, wie besorgniserregend die Lage in Nordafghanistan nach dem Abzug der deutschen Soldaten ist. Nach Angaben der Polizei hatte ein Taliban-Gericht über die Mutter von fünf Kindern eine Todesstrafe verhängt; schon bald sollte sie öffentlich gesteinigt werden. Als Beweis reichte es den Richtern, dass ihr Ehemann sie beschuldigte, sie habe eine Beziehung mit einem anderen gehabt.

Die brutale Justiz der Taliban hält in vielen Regionen wieder Einzug. Vor einigen Wochen sorgte die öffentliche Hinrichtung eines jungen Paares im südlich von Kunduz gelegenen Baghlan für Entrüstung, das ebenfalls von einem Taliban-Gericht wegen einer angeblich unsittlichen Beziehung geahndet wurde. Westliche Medien greifen diese Fälle meist nur auf, wenn sie eine Handy-Aufzeichnung eines Anwohners der Steinigung heimlich zugespielt bekommen.

In dem aktuellen Fall hatte die Familie den Mut, die Polizei zu alarmieren. „Die Taliban bereiteten die Steinigung draußen vor dem Gehöft schon vor, als wir ankamen“, meinte ein Sprecher der Polizei: „Die Kämpfer konnten flüchten.“ Dorfbewohner bezeugten später, der Mann der jungen Mutter sei ein gefürchteter Taliban-Kommandeur, der eine andere Frau ehelichen und die Mutter seiner Kinder deswegen verstoßen wollte.

Menschenrechtler machen seit Jahren darauf aufmerksam, dass die Lage der Frauen in Afghanistan mit dem schrittweisen Rückzug der NATO-Truppen bis Ende 2014 eskalieren werde. Erst diese Woche gab die UN einen Bericht über die Straffreiheit von Vergewaltigern und Ehemännern heraus, die ihre Frauen misshandeln. Nur die wenigsten von ihnen werden vor Gericht gestellt, stattdessen werden viele Opfer als angebliche Ehebrecherinnen behandelt oder gesellschaftlich geächtet.

„Mit dem Rückzug der Truppen steigt das Risiko, dass alle kleinen Fortschritte bei den Frauenrechten in den nächsten Monaten wieder erodieren. Es gibt schon alarmierende Zeichen dafür“, meinte diese Woche Georgette Gagnon, die an dem UN-Bericht mitgearbeitet hat. Frauenaktivisten beobachteten, dass auch die Teilnahme von Frauen am politischen Prozess in den letzten Monaten immer mehr beschnitten worden sei. So wurde die Zahl von Frauen im Parlament heruntergesetzt.

Erst kürzlich war zudem im Gespräch, dass es im Justizministerium Pläne gibt, die Steinigung wieder offiziell im Gesetzbuch zu verankern. Ein durch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch öffentlich gemachter Entwurf beinhaltet, „moralische Verbrechen“ mit Steinigungen zu bestrafen. Die Regierung kommentierte damals dazu, dass es erst einmal nur um Gesetzes-Entwürfe ging. Gleichwohl ist das Justizressort in der Hand der religiösen Hardliner.

Human Rights Watch verlangt wegen der prekären Entwicklung immer wieder, dass die internationalen Geldgeber Afghanistan den Geldhahn zudrehen sollen. Nur so könne man auf die Regierung Druck ausüben. Tatsächlich unterstreicht auch die Bundesregierung regelmäßig, die Zusagen von rund 430 Millionen Euro pro Jahr seien an gesellschaftliche und politische Reformen durch die Regierung Karzais gebunden. Wirkliche Konsequenzen werden aus der Nicht-Umsetzung dieser Reformen aber nicht gezogen.




Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de

Schlagwörter: Afghanistan, Frauen, Steinigung, Frauenrechte, Abzug, Misshandlung, Ehebruch, Scharia, Taliban, Handy-Aufzeichnung, Social Media, Kunduz, Baghlan, Nordafghanistan, UN, Straffreiheit